Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
Vom Netzwerk:
zu flüstern.
    Sie dachte an Chane.
    Wynn versteifte sich und schob diese unbehaglichen Gedanken beiseite. Es lag an der Einsamkeit, die sie immer mehr als Bürde empfand. Selbstmitleid war ebenso sinnlos wie Sehnsucht nach einem für immer verlorenen Moment.
    Etwas anderes setzte ihr noch mehr zu als das Gefühl der Einsamkeit: Nachdem sie so viele Tage in der Gesellschaft von Magiere und Leesil verbracht hatte, kam sie sich ihnen gegenüber immer mehr wie eine Verräterin vor. In Hinsicht auf die Gründe für die Reise hatte sie nicht direkt gelogen, aber etwas ausgelassen, nämlich Domin Tilswiths Auftrag, Magiere im Auge zu behalten. Deshalb hatte er Wynn losgeschickt, da sie Magiere bereits kannte. Der Domin wollte unbedingt mehr über das Dhampir-Rätsel erfahren, und aus diesem Grund hatte er seine Schülerin beauftragt, zwei Jäger der Untote n – sogar drei, Chap mitgezähl t – zu begleiten.
    Zuerst versprach diese einzigartige Aufgabe Abenteuer, und das Vertrauen des Domin erfüllte Wynn mit Stolz. Sie war bei den Weisen aufgewachsen, die sich all die Jahre um sie gekümmert hatten, und jetzt konnte sie der Gilde einen Dienst erweisen, zu dem sonst niemand imstande war. Doch insgeheim eine Reisegefährtin zu bespitzeln und alles über sie aufzuschreibe n … Wynn fühlte sich wie eine Spionin. Einmal war sie kurz davor gewesen, Magiere alles zu erzählen, hatte es sich aber im letzten Augenblick anders überlegt. Sie wusste nicht, wie Magiere darauf reagieren würde, und sie fürchtete, mit dem ersten Kahn flussabwärts zurückgeschickt zu werden.
    Wynn griff in ihre Tasche und holte eine Kaltlampe hervor. Sie hob den Deckel aus Blech und den Glaszylinder, nahm dann den kleinen Kristall, der in der Lampe den Platz des Dochtes einnahm. Langsam rollte sie ihn zwischen den Fingern. In Hinsicht auf Magiere gab es kaum etwas zu berichten, aber sie befanden sich schon seit einer ganzen Weile in Dröwinka. Sie konnte zumindest ihre Eindrücke hinsichtlich Klima und Land festhalten.
    Wynn stand auf, sah zu Magiere und lächelte. »Ich glaube, ich schreibe ein wenig.«
    Magiere nickte. »Leg dich anschließend schlafen. Und bleib dem Feuer nah. Hier werden die Nächte sehr kalt.«
    Wynn holte ihre Sachen, trat mit der Lampe und dem Kristall in der Hand ein wenig zur Seite und nahm auf dem Stamm eines umgestürzten Baumes Platz. Dort rieb sie den Kristall zwischen den Handflächen und legte ihn in die Lampe zurück, wo er zu leuchten begann. Sein Licht drängte die Dunkelheit zurück und fiel auf die Schreibutensilien in ihrem Schoß.
    Sie öffnete ein gefaltetes Lederbündel, suchte unter den losen Pergamenten darin nach einem leeren Blatt, schraubte das Tintenfässchen auf und tauchte den Federkiel hinein. Sie machte sich daran, die Vegetation von Dröwinka zu beschreiben, mit Hinweisen darauf, wo es auf ihrem Weg zu Veränderungen gekommen war, damit später den Karten von diesem Gebiet entsprechende Anmerkungen hinzugefügt werden konnten. Wynn hatte kaum mehr als einige wenige Zeilen geschrieben, als Leesils Stimme die Stille brach.
    »Bei den vergesslichen Göttern, Wynn!«, rief er. »Die Lampe ist heller als das Feuer. Mach das Licht aus, damit wir schlafen können.«
    Wynns Schreibhand zitterte, und ein Tintenklecks verschmierte mehrere Zeichen.
    Sie sah zur anderen Seite des Lagerplatzes und stellte fest, dass sich Leesil und Magiere unter ihrer Decke zur Seite gerollt hatten, blickte dann wieder auf ihr Pergament hinab. Den ganzen Tag hatte es nichts als Eile gegeben, und jetzt, während der wenigen nützlichen Momente am Abend, musste sie sich auch noch mit dem Schreiben beeilen.
    »Entschuldigung!«, rief sie zurück.
    Sie nahm ihre Dinge zusammen und dämpfte das Licht, indem sie die Klappe der Lampe schloss.
    Als Wynn in ihren Schlafsack schlüpfte, lösten sich zwei Tränen aus ihren Augen. Etwas stieß gegen ihre Füße, und sie blickte über den Rand der Decke.
    Chap lag zu ihren Füßen, und der Schein des Feuers gab seinem Fell einen rötlich-goldenen Ton. Er sah sie an, mit Mitgefühl in seinen hellen Augen. Sein Schwanz schlug einmal auf den mit Fichtennadeln und Laub bedeckten Boden.
    Wynn hob die Decke, und sofort kroch Chap neben sie und legte den Kopf an ihre Seite. Sie schlang die Arme um ihn und grub die Finger in sein dichtes Fell. Chap ließ sie wenigstens nicht allein.
    Seit Beginn seiner neuen Existenz als Edler Toter hatte Chane nie echten Hunger kennengelernt. Nie zuvor war er

Weitere Kostenlose Bücher