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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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nicht glat t – vielleicht fehlten dort Steine. Leesil spürte, wie ihm die Kühle in die Knochen kroch, und zwei weitere Gedanken zogen ihm durch den Kopf.
    Magieres Mutter war in jenem Bergfried gestorben.
    Und Magiere war in seinem Schatten aufgewachsen.
    Das Knacken von Holz ließ Leesil zusammenfahren. Er drehte sich halb um, und seine Hände griffen in den Ärmel des jeweils anderen Arms, um die Stilette zu ziehen.
    Ein bärtiger Mann mit schmutziger Mütze hatte Holz gehackt und legte die Axt in die Armbeuge, als das Trio vorbeikam. Das Flüstern und Gemurmel wurde lauter, als mehr Bauern von den nahen Feldern oder aus ihren Hütten kamen. Einige von ihnen schienen besorgt zu sein, und in anderen Gesichtern sah Leesil Ärger oder sogar Zorn. Viele von ihnen hatten Hacken oder Spaten in den Händen.
    »Ausgeburt der Nacht!«, zischte eine alte Frau auf Dröwinkanisch und spuckte vor Magiere auf den Boden.
    Chap knurrte, und sein Fell sträubte sich. Leesil strich ihm mit den Fingern über den Kopf, um den Hund zu beruhigen.
    Magiere war hier keine Fremde, aber noch weniger willkommen als ihre Begleiter.
    Leesil verdrängte alle düsteren Gedanken. Die beiden Klingen, die er sich in Bela hatte anfertigen lassen, waren im Gepäck auf dem Rücken des Packesels verstaut; die Stilette genügten nicht, um mit so vielen Gegnern fertig zu werden. Er musste schnell sein, wenn er Magiere schützen wollt e – und so gemein, dass er die Furcht der Dorfbewohner als Waffe verwenden konnte.
    »Was ist los, Magiere?«, fragte Wynn. »Was hat die Frau gesagt? Warum sehen dich die Leute auf diese Weise an?«
    »Bleib nahe bei mir«, sagte Magiere und flüsterte Leesil zu: »Spar dir deinen Charme. Er nützt uns hier nichts.«
    Das ist klar, dachte Leesil. Zwei Männer näherten sich, und er trat vor Magiere, bevor sie etwas sagen konnte.
    Leesil hielt den ersten Mann für das Oberhaupt der Dorfgemeinschaft. Er war um die sechzig und noch immer recht muskulös, hatte zerzaustes graues Haar und einen mehrere Tage alten Bart. Die faltigen Tränensäcke unter den Augen erinnerten Leesil an die Pilzklumpen eines knorrigen Baumes. Nur wenig unterschied ihn von den anderen Dorfbewohnern, was man vom Gesicht seines Begleiters nicht behaupten konnte.
    Er war Ende vierzig, und ungewaschenes Haar umrahmte seine kantigen Züge und das stoppelige Kinn. Aber es wies nur auf der einen Seite Bartstoppeln auf. Ein Narbengeflecht bedeckte die eine Hälfte des Gesichts, bis hin zum Auge, als hätte ihm jemand eine brennende Fackel auf Wange und Unterkiefer gedrückt. Bei der Vernarbung hatte sich die eine Seite des Mundes nach oben gezogen, und das Gesicht war auf Dauer zu einer Grimasse erstarrt. In den nussbraunen Augen flackerte ein Hauch von Wahnsinn.
    Leesil hielt die Hände nach hinten, und unbemerkt von den beiden Männern löste er den Riemen einer Armscheide. Das Stilett glitt ihm in die Hand.
    Chap knurrte erneut, und einige der Bauern, die näher gekommen waren, wichen zurück.
    »Gruß dir, Yoan«, wandte sich Magiere an den Sechzigjährigen. Dann nickte sie dem Narbigen zu. »Und auch dir, Adrya n … Ich bin gekommen, um meine Tante zu besuchen.«
    Leesil wunderte sich über den fast monotonen Klang der Worte, ließ sich davon aber nicht ablenken. Wachsam beobachtete er die Leute in ihrer Nähe und hielt nach möglichen Fluchtwegen Ausschau. Bevor Yoan antworten konnte, trat der Mann namens Adryan vor.
    »Du bist hier nicht willkommen, du scheußliche Cóshmarúl !«, stieß er hervor. »Du bist nichts als Dunkelheit, und davon haben wir bereits genug.«
    Magiere verlor nie Zeit, wenn es darum ging, auf Bedrohungen irgendeiner Art zu reagieren. Als eine Antwort von ihr ausblieb, drehte Leesil den Kopf, ohne den Blick von den beiden Männern abzuwenden. Ganz ruhig sah Magiere den Narbigen an.
    Adryan kam noch einen Schritt näher, diesmal ein wenig zu schnell, und Leesil sprang ihm entgegen. Die Augen des Narbigen waren noch nicht ganz aufgerissen, als er auch schon die Spitze von Leesils Stilett an der Kehle hatte. Die Dorfbewohner schnappten nach Luft, und die meisten von ihnen wichen zurück, selbst jene, die über primitive Waffen verfügte n – an einem Kampf schien ihnen nichts zu liegen.
    »Deine Manieren gefallen mir nicht«, sagte Leesil und sah dabei Adryan an.
    Yoan biss die Zähne zusammen, richtete einen vorwurfsvollen Blick auf Magiere und schien ihr die ganze Schuld zu geben. Adryans Überraschung verschwand langsam,

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