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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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torlose Lücke in der Mauer passierten, unterbrachen die beiden Männer ihr Gespräch. Jeder Wächter trug einen Speer, außerdem ein langes Messer in einer Scheide am Gürtel, aber ihre Kleidung war schlicht und abgenutzt. Vermutlich waren es Einheimische, die der Zupan in seine Dienste genommen hatte.
    »Kann ich euch helfen?«, fragte der kleinere von ihnen. Sein Tonfall machte deutlich, dass er sofortige Antwort erwartete.
    »Wir müssen mit dem Zupan reden«, sagte Leesil.
    »Erwartet er euch?«
    Leesil fühlte, wie sich Magieres Hand krampfhaft fest um seine schloss. Dann ließ sie los und trat vor. Ihre Stimme war höflich, aber kühl.
    »Wir sind erst gestern Abend eingetroffen. Es geht um eine wichtige Angelegenheit.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Lass dein Gesuch bei mir; ich gebe es ihm später. Wenn ihr morgen wiederkommt, hat er vielleicht Zeit für euch un d … «
    »Ach, hör mit diesem Gerede auf, Cherock«, erklang eine tiefe Stimme. »Vater hat das Mittagessen versäumt und genehmigt sich ein frühes Abendessen. Der heutige Tag ist für ihn nicht aufregender gewesen als all die anderen, und er hat bestimmt nichts gegen drei Besucher einzuwenden.«
    Leesil hielt nach der Person Ausschau, die gesprochen hatte.
    Im offenen Eingang der Feste stand ein schlanker Mann mit kohleschwarzem Haar, das ihm dicht und wirr bis auf die Schultern reichte. Im Gegensatz zu den blassen Dorfbewohnern und den beiden Wächtern hatte er fast so dunkle Haut wie Wynn. Er trug eine rostbraune Hose mit hohen Stiefeln und ein weites meergrünes Hemd mit halb hochgerollten Ärmeln. In der einen Hand hielt er eine Fiedel und in der anderen den Bogen. Der Lack des Musikinstruments war dort abgenutzt, wo das Kinn des Spielers ruhte. Der Mann lächelte offen, als er sie mit einer Verbeugung hereinwinkte, und Leesil sah in der Geste nichts anderes als ein freundliches Willkommen.
    »Kommt!«, rief der junge Mann. »Cherock erfüllt seine Pflicht, aber mein Vater legt keinen Wert auf Etikette. Leistet uns Gesellschaft.«
    Eine so entspannte Einladung war unerwartet, und Leesil und Wynn folgten Magiere zur Tür. Der junge Mann musterte die drei Besucher, und auf Wynn verweilte sein Blick etwas länger. Sein Lächeln wuchs in die Breite.
    »Ich bin Jan. Cherock tut so, als hätte mein Vater den vollen Terminkalender eines Stadtpotentaten, aber ein solcher Andrang herrscht hier nicht. Bevor wir den Bergfried übernahmen, wohnten wir im zentralen Dorf meines Vaters oder besuchten die Verwandten meiner Mutter. Ich bin für jede Gelegenheit dankbar, mit anderen Leuten zu reden als mit diesen Burschen auf unserem Hof.«
    Als Leesil an ihm vorbei durch den Eingang der Feste trat, bemerkte er kleine silberne Ringe am linken Ohrläppchen des jungen Mannes.
    »Und wann hat dein Vater zum letzten Mal eine Audienz gegeben?«
    Jan überlegte kurz. »Letzten Sommer, glaube ich. Ein Dorf brauchte Geld für einen neuen Esel. Braucht ihr jemanden, der euch bei der Arbeit hilft?« Er beugte sich zu Wynn und fügte mit einem verschwörerischen Flüstern hinzu: »Ich könnte euch Cherock mitgeben, wenn ihr wollt. Ein bisschen Bewegung schadet ihm bestimmt nicht.«
    Wynn wich zu Leesil zurück, sah Jan an und versuchte, nicht zu lächeln.
    »Sie kennt die hiesige Sprache nicht«, sagte Leesil.
    »Ah, aus der Fremde hat es uns hierher verschlagen, wie?« Jan breitete die Arme aus. »Meine Mutter und ihre Familie sind weit gereist. Vídaty vravétí Belaskina?«
    Wynn schien entzückt und erleichtert zu sein, dass der Sohn des Zupans sie in aller Form fragte, ob sie Belaskisch sprach. In Leesil erwachte Argwohn, und er fragte sich stirnrunzelnd, wie es kam, dass ein Bauer aus der tiefsten Provinz jene Sprache beherrschte.
    Jan führte sie in den Großen Saal des Bergfrieds und plauderte die ganze Zeit über mit Wynn. Der Saal war eigentlich nur ein großer Raum, und nach der Kühle im Freien erschien es Leesil darin übermäßig warm.
    Auf der linken Seite führte eine Treppe nach oben und auf der rechten Seite eine nach unten. Die Decke war fast vier Meter hoch, und ihre Holzvertäfelung wirkte nicht so alt wie die Steine der Mauer n – wahrscheinlich hatte man sie erst später hinzugefügt. Die ursprüngliche Feuerstelle in der Mitte des Raumes war mit neueren Bodensteinen ausgelegt worden, und an der gegenüberliegenden Wand hatte man einen Kamin hinzugefügt, groß genug, dass man hineinkriechen konnte. Darin loderte ein Feuer, und der Rauch

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