DHAMPIR - Dunkelland
sagt immer wieder Pferde und Reise . Offenbar möchte er aufbrechen.«
Leesil tätschelte ihm den Kopf. »Ich hoffe, dass wir morgen los können.«
Das machte Chap noch unruhiger. Mit einem leisen Knurren ließ er sich in der Ecke nieder, legte den Kopf zwischen die Pfoten und beobachtete sie alle. Leesil wusste nicht, was er davon halten sollte.
Am Nachmittag schaute Magiere aus dem vorderen Fenster und seufzte schwer. Sie presste kurz die Lippen zusammen und drehte sich zu Leesil um. »Es wird Zeit.«
Er nickte und sah zu den speziellen Klingen, die auf ihren Bündeln in der einen Ecke des Zimmers lagen. Die vorderen Enden waren wie flache Stahlspaten geformt, mit länglichen Spitzen und scharfen Kanten. Sie wiesen mehrere ovale Öffnungen auf, damit man sie greifen und mit ihnen zuschlagen konnte. An der Außenseite wölbte sich ein »Bügel« am Unterarm entlang, bis dorthin, wo sich der Ellenbogen befand. Leesil hatte sich besondere Scheiden anfertigen lassen, damit er die Klingen an den Hüften tragen konnte.
»Diese Waffe n … oder nur die Stilette?«, fragte er.
Magiere zögerte, bevor sie antwortete. »Mir wäre es lieber, wenn wir uns nicht auf einen Kampf vorbereiten müssten. Aber ich möchte auch nicht unbewaffnet sein. Kannst du die Klingen unter dem Mantel verbergen?«
Sie trug bereits ihren Mantel und hatte das Falchion darunter verschwinden lassen. Allerdings blieb die Spitze der Scheide sichtbar.
»Kein Problem«, erwiderte Leesil und folgte ihrem Beispiel. Auf Belaskisch fügte er an Wynn gerichtet hinzu: »Bitte sorg dafür, dass Chap mit dem Jaulen aufhört. Ich kriege Kopfschmerzen davon.«
Wynn trug ihre Hose und ein rotes Hemd, das sie sich von Leesil geliehen hatte; ihr weißes musste noch trocknen. Das Hemd war ihr ein ganzes Stück zu groß, aber sie hatte es sich in die Hose gestopft. Sie streifte den kurzen Kapuzenumhang über, doch bevor sie sich Chap zuwenden konnte, sprang der Hund zur offenen Tür.
Dort blieb er stehen und versperrte ihnen den Weg, jaulte und knurrte. Das durch die Tür fallende Tageslicht gab seinem silbergrauen Fell einen hauchzarten blauen Schimmer. In Chaps hellen Augen lag so etwas wie Verzweiflung, als er die Zähne fletschte und Magiere ansah.
»Hör auf damit!«, befahl Leesil. »Was ist nur los mit dir?«
Er streckte die Hand aus, um den Hund am Genick zu packen. Chap wandte sich ihm zu und knurrte noch lauter.
»Er will nicht, dass wir gehen«, sagte Wynn. »Er wird jedes Mal unruhig, wenn wir den Bergfried erwähnen.«
»Ich möchte eigentlich nicht dorthin, aber uns bleibt keine Wahl«, sagte Magiere traurig und näherte sich dem Hund. »Wir müssen uns auf den Weg machen, wenn wir Antworten finden wollen.«
Chap bellte zweimal, ein klares Nein , und knurrte lauter.
»Wynn, kannst du ihn nicht zur Vernunf t … «, begann Leesil, und dann fiel ihm etwas ein. Auf Dröwinkanisch fügte er an den Hund gerichtet hinzu: »Na schön, du hast gewonnen. Wir satteln die Ponys und verlassen das Dorf.«
Chaps Gebaren veränderte sich nich t – ganz offensichtlich hatte er kein Wort verstanden. Leesil kehrte dem Hund den Rücken zu und wandte sich an Bieja hinter dem Tisch. Chaps Verhalten schien sie sehr zu erstaunen.
In all den Jahren hatte Leesil in der Gesellschaft des Hundes fast nur Belaskisch gesprochen. Es war die am meisten verbreitete Sprache in den Küstenländern und selbst in den abgelegenen Gebieten von Strawinien. Elfisch war eine weitere Sprache, von der er wusste, dass Chap sie verstand. Offenbar musste selbst ein Feenwesen in der Gestalt eines Hundes Sprachen lernen wie alle anderen.
Chaps Kenntnisse des Dröwinkanischen waren nicht besser als die von Wynn, vielleicht sogar schlechter.
Leesil lächelte, was Tante Bieja zum Anlass nahm, verwirrt die Stirn zu runzeln.
»Können wir ihn irgendwo einsperren?«, fragte Leesil.
»Weiter hinten steht ein Schuppen«, erwiderte Bieja. »Die Tür kann verriegelt werden. Aber wie willst du ihn hineinbringen?«
Chap blieb wachsam, und Leesil warf Magiere einen wissenden Blick zu, bevor er Wynn ansah und die Sprache wechselte.
»Ich schlage vor, wie verstauen unsere Sachen im Schuppen, damit sie nicht im Weg sind.« Er nahm sein Bündel, und Wynn und Magiere griffen nach ihren. »Räum deinen räudigen Hintern beiseite, Chap. Den ganzen Morgen hast du mich genervt, und jetzt reicht’s mir.«
Er stieß den Hund mit dem Fuß an und hoffte, dass Chap nicht zubiss. Mit einem drohenden
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