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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Plünderungen verloren. Ich musste ganz von vorn beginnen und sogar die einzelnen Haushalte in den Dörfern zählen und ihre Steuerpflicht schätzen.«
    Magiere war sichtlich enttäuscht. Sie senkte den Blick und griff nach der Rückenlehne eines Stuhles.
    Ein kleiner Teil von Leesil teilte ihre Enttäuschung, doch ein größerer war erleichtert, was ihm Schuldgefühle verursachte. Wer auch immer Magieres Vater gewesen war: Leesil vermutete, dass ihre Mutter nicht bei der Niederkunft ums Leben gekommen, sondern einen schlimmeren Tod gestorben war. Es mochte besser sein, wenn Magiere nichts davon erfuhr. Und was das Gefühl der Schuld noch schlimmer machte: Wenn Magieres Suche hier endete, kehrten sie auf die Straße nach Norden zurück und begannen mit der Suche nach seiner Mutter. Magelia war tot, doch es bestand die Möglichkeit, dass Nein’a noch lebte.
    »Wenn der frühere Aufseher die Unterlagen mitgenommen ha t … «, sagte Wynn. »Wohin hat er sie gebracht?«
    Cadell runzelte die Stirn. »Das Schloss der Äntes befindet sich in Enêmûsk, dem Verwaltungszentrum dieser Provinz, aber ich schätze, die Hauptbücher sind nach Kéonsk gebracht worden, der Hauptstadt. Prinz Rodêk Äntes regiert noch drei Jahre als Großfürst, und während dieser Zeit residiert er auf dem königlichen Anwesen. Nach dem, was ich gehört habe, vermeidet er es, den Besitz der Familie seinem jüngeren Bruder anzuvertrauen, Herzog Lúchyan. Wenn Aufzeichnungen existieren, so findet ihr sie vermutlich in der Hauptstadt, aber eine Garantie dafür gibt es nicht. Bei den vielen Auseinandersetzungen zwischen den Adelshäusern in den vergangenen Jahren bildete Kéonsk immer den Mittelpunkt der Konflikte. Gebäude sind niedergebrannt, und mit ihnen fielen Unterlagen aller Art dem Feuer zum Opfer.«
    Bei Cadells ersten Worten erwachte neue Hoffnung in Magiere, aber sie löste sich bald wieder auf.
    »Können wir uns im Bergfried umsehen?«, fragte Wynn. »Vielleicht gibt es Dokumente an Orten, wo andere vor uns nicht nach ihnen gesucht haben. Ich verspreche, dass wir nichts durcheinanderbringen.«
    Leesil war skeptisch, und das schien Wynn in seinem Gesichtsausdruck zu erkennen.
    »Katalogisierer der Gilde der Weisen wie Domin Tilswith und ich kennen sich mit Schutz und Pflege von Aufzeichnungen aus«, erklärte sie. »Ich weiß, wonach es Ausschau zu halten gilt.«
    Cadell gab seine Zustimmung, unter der Voraussetzung, dass allesGefundene zuerst zu ihm gebracht wurde. Und dann begann die Suche.
    Abgesehen vom Großen Saal enthielt das Erdgeschoss der Feste auch noch Lagerräume und eine Küche. Im Obergeschoss befanden sich die Schlafzimmer, und eins von ihnen diente als Arbeitszimmer. In jungen Jahren hatte Leesil gelernt, Verstecke zu finden, und deshalb wusste auch er, wonach es Ausschau zu halten galt. Er schritt durch jeden Raum, suchte an Wänden, Boden und Decke nach verräterischen Fugen oder ungewöhnlichen Merkmalen. Wynn überprüfte die Möbel, kontrollierte ihre Unterseiten, zog Schubladen heraus und sah unter und hinter ihnen nach. Sie versäumte es nicht einmal, sich Tisch- und Stuhlbeine aus der Nähe anzusehen, für den Fall, dass sie ausgehöhlt waren.
    Niemand von ihnen fand etwas.
    »Verlier noch nicht den Mut«, wandte sich Wynn an Magiere. »Ich habe hier angefangen, weil Domin Tilswith meint, dass man sich bei einer solchen Suche immer erst das obere Geschoss vornehmen soll. Aber die meisten Archive befinden sich im Keller, wo sie besser vor Feuer und Dieben geschützt sind.«
    Leesil nickte. Als sie ins Erdgeschoss zurückkehrten, wartete Jan im Hauptflur auf sie.
    »Kann ich euch helfen?«
    »Wir würden uns gern im Keller umsehen«, sagte Wynn.
    Jan nahm eine Kerzenlaterne vom Tisch. »Folge mir, kleine Frau.«
    Wynn holte den Kristall einer kalten Lampe hervor und wärmte ihn in den Händen an, bis er hell leuchtete. Bei dem Anblick wurde Jan so neugierig, dass neuerlicher Argwohn in Leesil erwachte. Der junge Mann stellte jedoch keine Fragen, als er sie über die Treppe in den dunklen Keller führte.
    Die Stufen endeten in einem kleinen offenen Bereich, von dem aus ein Tunnel unter dem Bergfried hindurchführte. Hier war es so kalt wie draußen. Jan ging voraus, Wynn dicht hinter ihm, und er blieb kurz stehen, um zwei Öllampen an den Wänden anzuzünden.
    Rechts und links gab es jeweils drei Türen, aus dickem Holz mit verrosteten Eisenbeschlägen. Zwischen ihnen wölbten sich Bögen aus größeren Steinen über

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