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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Vater«, warf Jan ein. »Prinz Rodêk würde einen seiner Vasallen schicken und vielleicht sogar Soldaten, und dann würdest du den Bergfried und das Lehen verlieren. Deine Präsenz an diesem Ort ist für die hiesige Bevölkerung wichtig. Nein, wir sollten Stillschweigen über dies hier wahren und nicht einmal unserer Sippe davon erzählen.«
    »Wie stellst du dir das vor?« Cadell sah seinen Sohn voller Zorn an. »Wir können all das nicht einfach verschwinden lassen.«
    Jans Blick strich durch den Raum. »Ich sammle die Knochen ein und bringe sie fort. Mutter kann ihrer Familie eine Nachricht schicken, damit sie mich in den Bergen aufnimm t – dort werde ich diese Gebeine zur letzten Ruhe betten, auf dass niemand ihren Frieden stört.«
    Die ruhigen Worte seines Sohnes halfen Cadell, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. »Na schön, ich bin einverstanden.« Er wandte sich an Leesil. »Geht jetzt, damit wir uns um alles kümmern können.«
    »Gleich, nur noch einen Moment«, entgegnete Leesil mit erzwungener Gelassenheit, sah Wynn an und runzelte die Stirn. »Bring es zu Ende.«
    Die junge Weise wandte sich wieder den Knochen des geflügelten Wesens zu, die zwischen den Resten des hölzernen Käfigs lagen. Was hätte Domin Tilswith getan, wenn er mit diesen Toten konfrontiert gewesen wäre, mit diese n … Opfern? Er hatte Wynn voller Vertrauen auf diese Reise geschickt, und sie war entschlossen, so zu handeln, wie er es getan hätte. In ihren Erinnerungen rührte sich etwas halb Vergessenes, als sie versuchte, einen Eindruck vom Körperbau des geflügelten Wesens zu bekommen. Sie kniete mit dem Rücken zu den andere n – und traf eine Entscheidung, die sie beschämte.
    Rasch löste sie einen Fingerknochen.
    Wynn hielt die Hände so, dass die anderen sie nicht sehen konnten. Sie zögerte lange genug, um sich möglichst viele Einzelheiten zu merken und sie später niederschreiben zu können, wandte sich dann den Skeletten Nummer vier und fünf zu.
    Sie lagen dicht nebeneinander. Das eine ruhte vor einem offenen Eisenbehälter, der etwa so hoch war wie ihre Beine lang, das andere neben einer großen tönernen Urne in einem Gerüst aus Holz. Die Urne reichte ihr fast bis zum Kopf, und die Seite war aufgeschlagen.
    An den Innenseiten des eisernen Behälters zeigten sich Kratzspuren, die trotz der Schmutzkrusten und des Rostes deutlich sichtbar waren.
    Die Knochen des Wesens daneben waren beunruhigender als die der geflügelten Kreatur. Anstelle von Zähnen wiesen ihre Kiefer scharfe Kämme auf, und die Zehen und Finger endeten in Krallen. Als dieses Geschöpf im Behälter gefangen gewesen war, hatte es versucht, sich einen Weg nach draußen zu kratzen.
    Überall an den Knochen und den Resten mumifizierter Haut zeigten sich dunkelrote, fast schwarze Streifen. Wieder regte sich ein vager Eindruck von Vertrautheit in Wynn. Mit dem Rücken zu den anderen beugte sie sich vor und tat so, als sähe sie sich die Gebeine aus der Nähe an. Unauffällig griff sie nach einem Zehenknochen, der in eine Kralle überging, und ließ ihn in der Hand verschwinden, die bereits den Fingerknochen des geflügelten Wesens hielt.
    Die Reste des fünften Toten lagen so nahe, dass sich Wynn kaum bewegen musste. Das Wesen schien so schlank wie der Elf gewesen zu sein, und eine Besonderheit bestand aus Stacheln oder Dornen an der Rückseite der Unterarme, an den Rückenwirbeln und am Kamm des Kopfes. Die Knochen waren cremeweiß und trotz der Jahre nicht vergilbt. Die Zähne liefen spitz zu. Wynn nahm einen der kleineren Dorne, die vorn aus dem Schienbein ragten, und fügte ihn ihrer Sammlung hinzu.
    Ihr Blick kehrte zu den Stacheln am Rückgrat zurück. Am oberen Rücken waren sie länger und wurden zum Steißbein hin kürzer.
    Wie bei den Rückenflossen eines Wesens aus dem Meer.
    Wynn stand auf und schwankte.
    »Wir gehen jetzt, Zupan, und überlassen dich deinen Angelegenheite n … «, begann Leesil und dann wurden seine Augen groß, als er Wynn sah. »Wir sind hier fertig. Es ist alles getan. Tränen sind nicht nötig.«
    Jan trat einen Schritt auf sie zu, und die Sorge um Wynn vertrieb Argwohn und Misstrauen aus seinen Zügen.
    Die junge Weise wandte sich von ihm a b – plötzlich konnte sie die Vorstellung nicht ertragen, dass ihr an diesem Ort jemand zu nahe kam. Sie hatte nicht einmal die eigenen Tränen bemerkt, spürte nur ihr Zittern und fand ein Wort, das ihre Gedanken zusammenfasste.
    » Úirishg!«, brachte sie leise

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