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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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werden.«
    Wynns Stimme wurde sanfter, brachte damit aber kein Mitgefühl zum Ausdruck, sondern Staunen über seine Blindheit.
    »Was hier geschehen ist, kommt dem Unmöglichen sehr nahe. Und du glaubst trotzdem, dass nur ein Feind der Edlen Toten geschaffen werden sollte?«
    Leesil erwiderte ihren Blick und wirkte wie verloren in ihren Worten. »Mir bleibt in dieser Hinsicht keine Wahl. Ich liebe sie und kann mich nicht einfach von ihr abwenden. Wenn du mir nicht hilfst, bin ich allein. Nicht einmal Chap scheint bereit zu sein, mir zu sagen, was er weiß und warum er Magiere und mich zusammengebracht hat.«
    Er trat näher, wirkte müde und verzweifelt.
    »Ich brauche dich«, betonte er. »Du weißt mehr als wir. Ich habe nur Schläue und meine Vergangenheit, und das reicht vielleicht nicht. Ich brauche dich jetzt.«
    Bei Leesils Bitte wurden Wynn die Knie weich. Dies war nicht die Welt, in der sie leben wollte. Sie fürchtete, dass diese ersten Schritte in Magieres Vergangenheit sie unausweichlich zu schlimmeren Orten führen würden. In Chap hatte sie ein echtes Feenwesen gefunden, einen Freund des Halbelfen, über den sie noch immer zu wenig wusste. Der Hund hatte Leesil zu Magiere geführt, und anschließend waren sie auf mehr von Magieres Vergangenheit gestoßen, als es Chap gefiel.
    In den Kanälen unter der Stadt Bela hatte Wynn Magiere daran gehindert, Chane zu töten, obgleich er sich als Ungeheuer herausgestellt hatte. Sie hielt an der Überzeugung fest, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Noch immer wollte sie daran glauben, dass auch etwas Gutes in ihm steckte, jenes Etwas, das sie beim ruhigen Zusammensein in der Kaserne der Weisen in ihm wahrgenommen hatte.
    »Wir sollten besser gehen«, sagte Wynn.
    Er blinzelte erleichtert, nahm ihre Hand und hielt sie sanft, als er sie über die Straße zog.
    »Sag Magiere nichts«, wandte er sich an sie. »Wenn das, was du befürchtest, auch nur teilweise wahr is t … Es bleibt zunächst unter uns.«
    Magiere zögerte, als sie Tante Biejas kleine Hütte erreichte. Die Läden des vorderen Fensters waren geschlossen, aber Licht drang durch die Ritzen.
    Nur wenige Dorfbewohner waren unterwegs, und sie verschwanden schnell, als Magiere zwischen den armseligen Gebäuden stehen blieb. Türen wurden geschlossen und Riegel vorgeschoben, und anschließend war sie allein im Dunkeln. Vor der nächsten Aufgabe sehnte sie sich nach der warmen Berührung des Lebens. Magiere öffnete die Tür von Biejas Hütte und trat ein.
    Ihre Tante stand vor dem Feuer und rührte im Kochtopf, den Deckel in der Hand. Sie sah auf, als Magiere die Tür schloss.
    »Ich habe mich schon gefragt, wann ihr zurückkehren würdet«, sagte sie verärgert. »Hab schon zweimal Wasser hinzugegeben, damit der Eintopf nicht anbrennt. Wo sind die anderen?«
    Magiere beschloss, so wenig wie möglich zu erzählen. Sie hatte nur ein freundliches Gesicht sehen wollen, unbefleckt von der Vergangenheit, die ihr plötzlich entgegenbrandete.
    »Sie sind noch im Bergfried«, antwortete Magiere. »Aber sie dürften bald hier sein. Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ic h … Mutter besuche.«
    Bieja legte den Deckel auf den Topf, und die Strenge wich aus ihrem Gesicht. »Ich habe mich schon gefragt, ob du hingehen willst oder nicht. Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich zum letzten Mal dort war.«
    Die Worte ihrer Tante überraschten Magiere. Eine Tradition der Bewohner dieser Dörfer bestand darin, wenigstens einmal im Jahr der Toten zu gedenken. Vielleicht war es ganz gut so, dass Bieja ihr eigenes Leben fortgesetzt hatte, so wie Magiere ihre s … bis zur Rückkehr an den Ort ihrer Geburt.
    Bieja zögerte kurz. »Was habt ihr im Bergfried herausgefunden?«
    »Nur wenig«, log Magiere. »Lass uns später darüber sprechen. Ich möchte euch nicht zu lange warten lassen und sollte mich besser auf den Weg machen.«
    »Lass dir Zeit, meine Liebe«, entgegnete Bieja und wischte sich mit dem Lappen, mit dem sie den Deckel gehalten hatte, die Hände ab.
    Magiere trat wieder nach draußen in die Nacht.
    Der Friedhof lag ein Stück entfernt zwischen den Bäumen, aber nicht so weit, dass man ihn nicht sehen konnte. So war es üblich: Die Toten sollten noch immer einen Platz in der Nähe der Lebenden haben. Von der Laterne, die bei ihrer Ankunft auf dem Friedhof geleuchtet hatte, kam kein Licht mehr. Magiere musste von ihrer besonderen Nachtsicht Gebrauch machen und ließ genug von ihrer Dhampir-Natur durch

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