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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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Hals und Schulter von Sgäiles Umhang drang dunkelrote Flüssigkeit. Wynn hinkte, blieb aber auf den Beinen. Osha lag bewusstlos an der Wand. Blut rann ihm von der Schläfe durchs Haar und tropfte aus dem Mundwinkel.
    Leesil zögerte, obwohl alles in ihm danach verlangte, sofort mit der Suche nach Magiere zu beginnen.
    »Warte!«, sagte Sgäile.
    Er hielt eine von Leesils alten Klingen in der Hand und sah zum ersten Untoten, den Li’kän zurückgelassen hatte. Er bewegte sich nicht, doch der Körper war intakt. Sgäile ging zu ihm und schnitt mit der Klinge durch den Hals des Untoten.
    Es knirschte und knackte, als die Klinge die Wirbelsäule durchtrennte.
    Leesil beobachtete Sgäile überrasch t – er schien seinen Abscheu vor der Verstümmelung von Leichen überwunden zu haben. Sgäile kehrte zurück und ergriff einen schlaffen Arm Oshas. Leesil half ihm dabei, sich den jüngeren Elfen über die unverletzte Schulter zu legen.
    »Die Bibliothek«, sagte Sgäile.
    Leesil stützte die taumelnde Wynn auf dem Weg zum Korridor. Als sie die riesige Bibliothek erreichten und sich ihrer Rückwand näherten, stellten sie fest, dass der große Eisenbalken auf dem Boden lag.
    Die beiden Türflügel standen einen Spaltbreit offen.
    Sgäile ließ Osha behutsam zu Boden sinken, und Wynn half ihm dabei.
    »Ich kümmere mich um ihn«, sagte sie. »Folgt Magiere, schnell!«
    »Ich kann dich nicht einfach hier zurücklassen«, wandte Leesil ein.
    »Doch, das kannst du«, beharrte die junge Weise. »Du hast doch gehört, wie Welstiel den Untoten ›Schirmt mich ab!‹ zugerufen hat. Sie gehorchen ihm. Deshalb rannte der große Untote ihm nac h – er will ihm helfen. Geht!«
    Leesil richtete einen unsicheren Blick auf Sgäile, der vor der Tür stand und sich den verletzten Arm hielt.
    »Ich kann noch kämpfen«, sagte der Elf. »Komm.«
    Chap sprang an Sgäile vorbei durch die Lücke zwischen den beiden Türhälften.
    Leesils Instinkt drängte ihn, loszulaufen und Magiere zu Hilfe zu eilen, doch einem anderen Teil von ihm widerstrebte es, Wynn allein zu lassen.
    »Was, wen n … «, begann er, brachte es aber nicht fertig, den Namen zu nennen. »Was, wenn ein anderer Untoter uns entkommt und hierher zurückkehrt?«
    Wynn warf den Kopf zurück. »Ganz gleich, was hier geschehen is t … Chane würde mir nichts zuleide tun, und ich werde nicht zulassen, dass er Osha etwas antut.«
    Ihre leichtsinnige Zuversicht verärgerte Leesil. »Chane ist hier unten nicht der Einzige!«
    Wynn richtete einen ernsten Blick auf Sgäile. »Dann gebt gut acht und lasst niemanden entkommen.«
    Er nickte ihr zu. »Wir müssen uns beeilen.«
    Leesil hasste es, wenn Wynn recht hatte. Mit beiden Klingen in den Händen trat er durch die Tür flüsterte: »Niemand wird uns entkommen.«
    Magiere drehte sich zu ihrem Halbbruder um, der sein Schwert in der Hand hielt.
    Auch diesmal hatte die Dhampir in ihr nicht auf seine Präsenz reagiert.
    Sein Mantel war ausgefranst, die Stiefel verschrammt, das Haar zerzaust. Das orangefarbene Glühen aus der Tiefe gab den weißen Stellen an seinen Schläfen einen ockerfarbenen Ton. Er wirkte so selbstsicher wie bei ihrer ersten Begegnung in Miisk a – und so arrogant wie in der Kanalisation von Bela, als er ihr seine wahre Natur offenbart hatte.
    Es schien ihn nicht zu überraschen, sie zu sehen.
    Das hätte Magiere verwundern sollen, aber aus irgendeinem Grund war das nicht der Fall.
    Sie wusste: Welstiel war ihr gefolgt.
    Seit vielen Jahren hatte er es auf die Kugel abgesehen, sie aber nicht allein finden können, und deshalb hatte er sie benutzt, sie manipuliert. Er brauchte sie, und nicht nur, um an den vermeintlichen Wächtern an diesem Ort vorbeizugelangen.
    Doch was auch immer er ihr zu sagen hatte, Magiere wollte es nicht hören.
    Seine Manipulationen hatten vielen Unschuldigen das Leben gekostet, von ihrer Mutter Magelia bis hin zum ersten Inhaber der Taverne »Zum Seelöwen« und der jungen Chesna, die auf der Veranda ihres Vaters verblutet war. Welstiel mochte ihr Halbbruder sein, aber er war auch ein Ungeheuer.
    Magiere zögerte und warf Li’kän einen kurzen Blick zu.
    Die weiße Untote achtete nicht auf Welstiel. Ihre Aufmerksamkeit galt der Kugel, während sie mit den Fingerkuppen über den Reif an ihrem Hals strich.
    Magiere wollte Welstiel nicht auf der schmalen Steinbrücke über dem Abgrund gegenübertreten. Sie musste ihn entweder zur Plattform locken oder zum Rand der Höhle zurücktreiben.
    »Nein,

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