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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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als er das eiserne Tor hinter sich brachte und durch den Schnee stapfte.
    Magiere löste vorsichtig den Reif von der Spitze, die aus dem Artefakt ragte, und legte ihn wieder um ihren Hals. Dann griff sie nach der Spitze und versuchte, die Kugel aus dem Ständer zu ziehen. Sie fühlte sich jetzt schwer an, wie ein Amboss, und Magiere brauchte beide Hände, um sie zu heben. Mit eingesetzter Spitze blieb die Kugel inaktiv; das grelle Licht kehrte nicht zurück.
    Li’kän stand einfach nur da und starrte auf den jetzt leeren Ständer. Dann sah sie kurz zu Leesil, und dünne Falten bildeten sich in ihrer Stirn.
    Magiere war bereit, die Kugel fallen zu lassen und der weißen Untoten den Weg zu versperren. Li’käns Welt hatte sich zum ersten Mal seit Jahrhunderten verändert. Wie würde sie reagieren?
    VerwirrunghuschteüberihrGesicht,undihrBlickkehrtezumStänderzurück.Sieschiennichtzuverstehen,wiesoerplötzlichleerwar.
    »Geht zum Tunnel«, flüsterte Magiere.
    »Was?«, fragte Leesil.
    »Zum Tunnel!«
    Chap und Sgäile standen bereits am Rand der Höhle, und Magiere wartete, bis Leesil auf halbem Weg über die steinerne Brücke war, bevor sie ihm folgte. Als sie das Ende des Stegs erreichte, sah sie zurück.
    Li’kän stand noch immer auf der Plattform. Es bildeten sich erneut Dunstschwaden, als die aus der Tiefe aufsteigende Hitze die Feuchtigkeit an den Wänden verdunsten ließ.
    Magiere hätte schwören können, dass Li’kän in ihre Richtung sah und die steinerne Brücke zu betreten versuchte. Sie verschwand kurz hinter einem Dunstvorhang, der sich dann wieder hob.
    Still wie eine Statue stand Li’kän am Rand der Plattform, direkt vor dem Steg.
    Magiere wich zum Tunnel zurück.
    Die Kugel hatte Li’käns untoter Existenz über Jahrhunderte hinweg Kraft gegebe n – ohne sie würde bald der Blutdurst zurückkehren. Magiere erinnerte sich daran, wie Li’kän den Eisenbalken an der Steintür angehoben hatte, welche Kraft dafür erforderlich gewesen war.
    »Wir haben Chane noch nicht gefunden«, wandte Leesil ein.
    »Spielt keine Rolle. Geh!«
    Leesil betrat den Tunnel. Als Magiere ihm folgte, sah sie Blut an Chaps Hals und die dunklen Flecken an Sgäiles Kleidung.
    »Es ist ein sauberer Schnitt«, sagte er, ohne langsamer zu werden. »Ich verbinde die Wunde später.«
    Sie durften nicht innehalten, solange Li’kän hinter ihnen war und sich frei bewegen konnte. Was auch immer die Untote zurückhiel t – Magiere wollte nicht abwarten und sehen, wie lange ihre Starre anhielt. Sie fühlte nur wenig Erleichterung, als sie an den Grabnischen des Tunnels vorbei waren und sich der großen Steintür näherten. Magiere brauchte dringend ihre Kraft für eine letzte Aufgabe. Hinter den anderen betrat sie die dunkle Bibliothek.
    Wynn kniete neben Osha, den leeren Blick auf den Boden gerichtet. Sie wirkte sehr traurig, doch der Kummer wich aus ihrem Gesicht, als sie ihre Gefährten sah. Magiere bückte sich, setzte die Kugel behutsam auf den Boden und versuchte dann, die große Steintür zu schließen.
    »Leesil!«, ächzte sie, und er kam sofort, um ihr zu helfen. Sgäile näherte sich ebenfalls.
    Zuerst bewegte sich die Tür kaum, und wieder bedauerte Magiere das Fehlen ihres Zorns.
    Schließlich schabte die untere Türkante über den Boden. Es dauerte eine Weile, die große Tür zu schließen, und als sie es schließlich geschafft hatten, schwitzten Sgäile und Leesil.
    Der Eisenbalken lag noch auf dem Boden.
    Sgäile und Leesil blickten skeptisch darauf hinab. Sgäiles Schulterverletzung bedeutete, dass er nur mit einem Arm zupacken konnte, und das genügte nicht.
    »Jede Seite separat«, sagte er. »Und du musst das Ende hochheben, bevor wir dir helfen können.«
    Magiere griff nach dem einen Ende des Balkens und beschwor Zorn, indem sie sich ihre Mutter sterbend im Bett vorstellte. Sie zog mit all ihrer Kraft.
    »Jetzt!«, schnaufte sie, als der Balken die Höhe ihrer Taille erreichte.
    »Wo ist Li’kän?«, fragte Wynn.
    Leesil und Sgäile duckten sich unter den Balken und schoben mit ihren Schultern.
    Magieres Arme begannen zu zittern, und als sich Leesil und Sgäile unter dem Balken aufrichteten, nahm sie noch einmal ihre ganze Kraft zusammen. Gemeinsam drückten sie den Eisenbalken nach oben.
    Als das eine Ende sich über den steinernen Halterungen befand, rief Magiere: »Zurück!«
    Leesil und Sgäile duckten sich.
    Mit einem weithin hallenden Donnern fiel der Balken in die Halterungen und blieb darin liegen.

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