Dhampir - Götterjagd
die Lücke in der Seitenwand und griff nach der Leine des Ruderboots. Der Hkomas eilte herbei und riss sie ihm aus der Hand.
»Dies ist nicht länger deine Angelegenheit«, sagte er. »Angehörige unseres Volkes sind gestrandet. Sie haben Vorrang vor deiner Verfolgung.«
Hkuan’duv hätte fast seinem Ärger nachgegeben. Aber der Hkomas hatte recht, und sein scharfer Ton war verständlic h – wer konnte es ihm verdenken? Anmaglâhk hatten die Kontrolle über sein Schiff übernommen, um wie hinterhältige Ylladoner ihre eigenen Leute zu verfolgen.
»Ich muss herausfinden, was geschehen ist«, sagte Hkuan’duv. »So schnell wie möglich.«
»Dann kannst du meine Besatzungsmitglieder begleiten, Greismasg’äh.«
Die Worte des Hkomas wiesen deutlich darauf hin, wer jetzt das Kommando hatte.
»Du kannst deine Fragen stellen«, fügte der Hkomas hinzu. »Solange du nicht das Wohlergehen der Gestrandeten beeinträchtigst.«
Hkuan’duv nickte langsam und bedeutete seinen Gefährten, an Bord zu warten. Dann kletterte er ins Ruderboot hinab.
Als sich das kleine Boot dem Ufer näherte, wateten zwei der erschöpft wirkenden Gestrandeten ins Wasser, um es an Land zu ziehen. Hkuan’duv bemerkte bei den Seeleuten Verbrennungen und andere Verletzungen, und ein Knoten entstand in seiner Magengrube. Er zählte die Leute auf dem Strand und verglich ihre Anzahl mit der Größe einer normalen Besatzun g – etwa ein Viertel fehlte.
Ein Mann in mittleren Jahren und mit braunem Kopftuch näherte sich. Gesicht und Arme wiesen schlimme Brandwunden auf.
»Anmaglâhk?«, brachte er überrascht hervor. »Wie habt ihr uns so schnell erreicht? Hat euch Sgäilsheilleache benachrichtigt?«
»Bist du der Hkomas?«, fragte Hkuan’duv. »Wo ist euer Schiff? Wo ist Sgäilsheilleache?«
Die Fragen klangen kalt, selbst für Hkuan’duvs Ohren.
»Wir haben vom Überfall auf eine unserer Siedlungen gehört, stießen auf ein ylladonisches Schiff und nahmen die Verfolgung auf.« Der Hkomas zögerte. »Doch die Ylladoner flohen nicht etwa, sondern griffen uns an. Der Päirvänea n … verbrannte.«
Hkuan’duv starrte den Schiffsführer ungläubig an.
»Unser Hkæda schickte einen Schwimmer, der das ylladonische Schiff versenkte«, fügte der Hkomas hinzu.
»Ihr hattet Schwimmer an Bord eines Frachtschiffes?«, fragte Hkuan’duv und fuhr gleich fort, bevor der Hkomas antworten konnte. »Was ist mit Sgäilsheilleache?«
Das Gesicht des Hkomas verfinsterte sich; ein solches Gespräch schien er nicht erwartet zu haben. »Er machte sich mit den Menschen und dem Majay-hì am Ufer entlang auf den Weg nach Süden.«
»Zu Fuß?«
»Ja, zu Fuß«, schnauzte der Mann. »Wie denn sonst?«
Hkuan’duv fühlte sich von Verlegenheit erfasst, als er die verhärmten und verbrannten Gesichter der An’Cróan sah, die Furcht in ihren Augen. Ihr Schiff war umgebracht worden, und ein Viertel von ihnen mit ihm, während er hinter dem Horizont auf eine Nachricht von Avranvärd gewartet hatte. Sie musste während des Kampfes gestorben sein; andernfalls hätte sie bestimmt Kontakt mit ihm aufgenommen.
»Ihr habt mein Mitgefühl«, sagte er, und es kam von Herzen. »Wir nehmen alle an Bord und bringen sie heim.«
Der Hkomas schloss die Augen und nickte.
Zuerst gingen die an Bord des Ruderboots, deren Verletzungen besonders schlimm waren. Hkuan’duv watete in die Brandung, als zwei weitere Boote eintrafen. Er zog eins ans Ufer und half den Gestrandeten beim Einsteigen. Als der Letzte an Bord war, ergriff Hkuan’duv die Hand des Hkomas.
»Andere aus meiner Kaste sind an Bord des Schiffes. Bitte sag ihnen, dass ich hier auf sie warte und sie unsere gesamte Ausrüstung mitbringen sollen. Bitte gib ihnen so viele weiße Planen oder weißen Stoff mit, wie du entbehren kannst. Ich wünsche dir eine sichere Reise und Frieden.«
Der Hkomas nickte. »Das wünsche ich dir ebenfalls. Wohin auch immer dich die Reise führt.«
Hkuan’duv blieb allein am Strand zurück und beobachtete, wie sich die Ruderboote dem Schiff näherten. Er glaubte sich allein, abe r … war er das wirklich?
Er hörte Schritte hinter sich und drehte den Kopf.
Das Geräusch wurde mehrmals leiser, als bemühte sich die näher kommende Person um Heimlichkeit. Hkuan’duv wandte sich erst um, als er den dilettantischen Schleicher in Reichweite wusst e – und sah sich einer jungen Frau mit dickem Zopf und zu großen Stiefeln gegenüber.
»Ich bin Avranvärd«, sagte sie
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