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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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    Ihre unbedeckten Hände waren bleich und makellos, ohne eine Spur von Verbrennungen.
    Sgäile hob den Blick rasch zu ihrem Gesicht, aber sie schien nichts bemerkt zu haben. Sie trug Hose, Lederhemd und Mantel, griff nach einem Rucksack.
    »Können wir los?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte er und sah sie noch immer an.
    Der übliche mürrische Ausdruck erschien in Magieres Gesicht. »Was ist?«
    »Nichts.«
    Ein großer Seemann eilte herbei und blieb vor Sgäile stehen.
    »Der Hkomas sagt, du reist nach Süde n … mit den Menschen.« Der Seemann zog seinen dicken Mantel aus und reichte ihn Sgäile. »Nimm dies und auch meine Handschuhe. Ich brauche beides nicht, denn unser Volk wird kommen und uns holen.«
    Der Mantel war dunkelbraun, nicht graugrün. Das Opfer des Mannes rührte Sgäile. Der Matrose kannte ihn nicht, sah in ihm nur einen verehrten Anmaglâhk.
    »Das kann ich nicht annehmen.«
    »Bitte«, sagte der Mann. »Erweise mir diese Ehre.«
    Sgäile erinnerte sich an eine besondere Lektion seines Jeóin , seines Lehrers.
    Was sind wir mehr, als unser Volk in uns sieht?
    Damals war Sgäile jung und unwissend gewesen, voller Ehrfurcht seinem Lehrer gegenüber, und er hatte keine Antwort gewusst. Jahre später hörte er, wie Brot’ân’duivé diese Lektion bei einigen Initiaten wiederholte, die noch Jahre davon entfernt waren, sich ihren eigenen Jeóin zu suchen.
    Wir sind mehr, wir sind weniger, hatte Brot’ân’duivé gesagt. Und wir sind nichts außer Stille und Schatten. Wir können nur die Hoffnung, die man in uns setzt, mit der Demut akzeptieren, die sie verdient.
    Das war die Wahrheit hinter der Litanei der Anmaglâhk: in Stille und in Schatten.
    Es ging darum zu dienen, ohne sich über oder unter den Dienst zu stellen, wie auch immer er aussah. Es kam darauf an, die Stille des Friedens zu sein, die den Dienst umgab, und aus den Schatten über ihn zu wachen.
    Sgäile streckte langsam die Hand aus und nahm den Mantel und die Handschuhe. »Danke!«
    Der Seemann lächelte erleichtert und ging wieder zum Strand. Doch diese von Ehrfurcht geprägte Geste war eine zusätzliche Bürde für Sgäile und bescherte ihm noch mehr Unsicherheit.
    Am liebsten hätte er sich mit dem Wortholz davongemacht und mit dem Ältesten Vater gesprochen, um herauszufinden, warum ihm der Patriarch plötzlich nicht mehr vertraute. Dann dachte er an Brot’ân’duivés geheime Pläne und die Geschenke des Chein’âs für Léshil beziehungsweise Léshiârelaohk, wie ihn die Ahnen genannt hatten. Und ein Majay-hì, eins der alten Geschöpfe, setzte sich für ein Halbblut und ein bleiches Ungeheuer ein.
    Sgäile sah zu viele Wege vor sich, und er musste einen wählen.
    »Gehen wir jetzt oder nicht?«, fragte Magiere.
    Sgäile drehte sich zum Strand um. »Chap, es wird Zeit!«
    Vor gar nicht so langer Zeit hätte ihn die Vorstellung, einen heiligen Majay-hì bei seinem Namen zu rufen, regelrecht entsetzt.
    Chap kam herbeigelaufen, und Wynn und Osha näherten sich ebenfalls. Der Majay-hì schaute zu den Lagerfeuern am Strand, über deren Flammen die Seeleute Muscheln kochten. Er jaulte leise.
    »Wir frühstücken unterwegs«, versicherte ihm Sgäile.
    Chap knurrte und lief los, und Magiere folgte ihm. Als sich auch Léshil in Bewegung setzte, bemerkte Sgäile, dass die Spitzen der Klingen aus seinem Gepäck ragten. Offenbar brachte er den neuen Waffen noch immer Unbehagen entgegen.
    »Darf ich deine alten Klingen tragen?«, fragte Sgäile behutsam. »Die neuen sollten ihren Platz einnehmen, und ohne die alten sind deine Sachen weniger schwer.«
    Léshil warf einen Blick über die Schulter. »Warum trägst du nicht die neuen?«
    Es war mehr eine Herausforderung als eine Frage.
    »Das könnte ich nicht.« Sgäile schüttelte den Kopf. »Sie wurden dir gegeben.«
    »Ach, nun nimm sie endlich!«, zischte Magiere Léshil zu. »Du bist es doch gewesen, der darauf bestanden hat, dass ich den Dolch akzeptiere.«
    »Die neuen Klingen passen nicht in die Scheiden«, sagte Léshil.
    »Ich kann die notwendigen Veränderungen vornehmen, während wir unterwegs sind«, bot sich Sgäile an.
    Magieres Stimme hatte verärgert geklungen, aber ihr Gesicht wirkte ruhig, als sie Léshil ansah.
    »Es sind nur Waffen, mehr nicht«, sagte sie. »Du entscheidest, was du mit ihnen machst.«
    »Na schön!«, knurrte Léshil und setzte seinen Rucksack ab. Er löste die Riemen der alten Klingen, nahm die neuen aus dem Rucksack und gab Sgäile alle Waffen, die

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