Dhampir - Halbblut
Anflug von besonderer Klarheit glaubte er, Rattenjunge und sogar Parko zu verstehen. Beim Trinken von Blut konnte es um mehr gehen als nur darum, notwendige Nahrung aufzunehmen.
Als er fertig war, ließ er die Leiche achtlos in den Sand fallen. Warum sollte er jetzt noch versuchen, sie zu verstecken? Etwas Furcht und ein wenig Wahrheit warnten die Sterblichen vielleicht und veranlassten sie, ihn und seine Begleiter in Ruhe zu lassen. Wie viele Jahre hatte er sich um Geheimhaltung und Anonymität bemüht? Die Jägerin hatte seine sorgfältig konstruierte Welt zerstört. Nun, das ließ sich jetzt nicht mehr ändern.
Rashed verharrte für einige Sekunden und fühlte, wie das Leben des Seemanns ihn durchströmte. Dann fokussierte er den Strom des Lebens und lenkte ihn dorthin, wo er am meisten gebraucht wurde. Die Wunde in seiner Schulter begann sich zu schließen, und Knochenstücke wuchsen zusammen. Das Brennen an seiner Hand ließ nach. Andere kleine Verletzungen würden bald verschwinden, geheilt vom Leben eines unwichtigen Sterblichen. Er packte den anderen, bewusstlosen Seemann am Kragen und zog ihn über den Strand. Das Gewicht des Toten bedeutete ihm jetzt nichts mehr.
Furcht erfasste ihn, als er Teesha erreichte und sah, dass ihre Augen geschlossen waren. Völlig reglos lag sie da. Rashed trat an ihre Seite und ließ den Mann los. Corische hatte ihm einmal gesagt: Vampire können so schwer verletzt werden, dass sie in eine Art schlafenden Untod fallen. Rashed wusste nicht, ob das stimmte, und er wollte es auch nicht herausfinden.
»Sieh mich an«, sagte er.
Als Teesha nicht reagierte, nahm er das Handgelenk des Seemanns und riss es mit den Zähnen auf. Er hielt Teeshas Kopf und ließ Blut in ihren Mund und auf die Zunge tropfen.
»Trink«, flüsterte er.
Zuerst blieb sie reglos, doch dann erreichte sie die Kraft des Blutes. Die Mundwinkel zuckten, und sie begann damit, am Handgelenk des Mannes zu saugen. Ohne sich dessen bewusst zu sein, strich Rashed über ihr Haar und murmelte immer wieder: »Gut so, gut.«
Eine ganze Weile saß er da und ließ sie trinken, und als er schließlich den Blick hob, bemerkte er Rattenjunges eisiges Starren. Voller Verlegenheit begriff er, dass er den Jungen völlig vergessen und nur an Teesha gedacht hatte.
»Warte«, sagte er zu Rattenjunge. »Ich komme zu dir.«
Behutsam löste er Teeshas Mund vom Handgelenk des Seemanns. Sie öffnete wie protestierend die Augen, aber er sah, dass ihre Wunde schon nicht mehr blutete.
»Rattenjunge muss ebenfalls trinken«, sagte Rashed, wischte ihr die rote Flüssigkeit vom Mund und ließ den Kopf auf den Sand sinken.
Teesha verstand und nickte. »Ja, natürlich. Ich bin so weit in Ordnung.«
Rashed zog den noch atmenden Mann zu Rattenjunge, dessen Gesicht wieder die übliche Gehässigkeit zeigte.
»Deine Anteilnahme ist rührend«, flüsterte er rau. »Aber sei vorsichtig: Die Götter der Gnade könnten neidisch werden.«
»Trink, damit du mir bei meinem Plan helfen kannst«, sagte Rashed.
Überraschung huschte über Rattenjunges Züge, und dann biss er heißhungrig in den Hals des Mannes.
Rashed kehrte zu Teesha zurück, die nun saß und an sich hinabblickte. Ihr Gesicht war nicht mehr völlig weiß, sondern cremefarben.
»Dieses Gewand ist ruiniert«, sagte sie. »Ich mochte es sehr gern.«
Rashed nahm neben ihr im Sand Platz.
»Warum bist du der Jägerin auf den Rücken gesprungen? Es war ein törichter Angriff.«
»Ich wollte ihr das Genick brechen«, erwiderte Teesha. »Woher sollte ich wissen, dass sie sich mit Knoblauchwasser bespritzt hatte?«
Zorn ergriff Rashed. »Sie haben unser Zuhause verbrannt.«
»Ich wollte die Jägerin hier erledigen«, sagte Teesha leise. »Aber jetzt denke ich, wir sollten diesen Ort verlassen.«
Rashed glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. »Nein, die Jägerin muss sterben. Sie hat diesen Kampf begonnen. Wir kriechen nicht einfach in der Nacht davon.«
»Teesha hat recht«, warf Rattenjunge ein. Der Seemann lag ausgesaugt und tot neben ihm. »Wir können nicht hierbleiben. Vermutlich hält uns die Stadt ohnehin für tot. Lass uns tot bleiben. Oder möchtest du deinen Leistungen eine Wiederauferstehung aus der Asche hinzufügen?«
Rashed sprang auf. Offenbar verstanden seine Begleiter die Situation nicht ganz.
»Wir haben keinen Ort mehr, an dem wir schlafen können. Die Erde unserer Heimat befand sich in den Särgen.«
Ein Glühen erschien vor ihm, und aus den Farben
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