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Dhampir - Halbblut

Dhampir - Halbblut

Titel: Dhampir - Halbblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Kampfgewühl zuwankte und versuchte, Hund und Mann voneinander zu unterscheiden.
    Der bleiche Fremde wirbelte zu ihr herum, befand sich aber außer Reichweite. Chap sprang nach seinen Beinen, und der Mann wandte sich wieder dem Tier zu. Der Hund war zu schnell für ihn, und Magiere hörte einen schmerzerfüllten Schrei, als Chap ins Handgelenk des Fremden biss.
    In diesem Moment rückte das, was Magiere hörte, sah und fühlte, von ihrem Bewusstsein fort. Hund und Mann schienen weit entfernt zu sein, zu weit, als dass sie sie erreichen konnte. Ihr Hals fühlte sich noch immer halb zusammengepresst an, und sie atmete schwer.
    Das schmerzerfüllte Heulen war kaum verklungen, als sie das Falchion in beiden Händen hielt und mit der ganzen Kraft ihres Körpers zur Seite schlug. Sie zielte nicht, lenkte die Klinge nur nach obe n – der Mann würde sich wahrscheinlich aufrichten, um den Arm aus Chaps Maul zu ziehen. Der Hieb brachte sie aus dem Gleichgewicht, und die Schatten des Waldes verschmolzen miteinander und drehten sich.
    Sie fiel, und ihr Kopf prallte auf die weiche Decke aus welken Blättern auf dem Boden. Von einem Augenblick zum anderen verschwand der Hunger aus ihr. Von jäher Panik erfasst rollte sie zur Seite, bevor sich der Fremde erneut auf sie stürzen konnte. Aber er kam nicht.
    Schließlich blieb Magiere still liegen. Ihr fehlte die Kraft, sich aufzusetzen oder gar aufzustehen. Sie bekam starke Kopfschmerzen, aber ihr Blick stabilisierte sich, und sie hörte wieder Geräusche: das Rauschen des Flusses, das leise Knarren von Zweigen und Ästen im Wind, ihr mühevolles Atmen und das Knistern von Kiefernnadeln und Blättern unter ihr, als sie sich bewegte und erneut versuchte, auf die Beine zu kommen.
    Als die Schatten über Magiere wieder Substanz gewannen, als sie zu Bäumen und Sternen am Himmel über dem Wald wurden, rollte sie sich schwer auf die Seite.
    Zwei glühende Augen starrten aus der Dunkelheit.
    Magiere hielt unwillkürlich den Atem an, bis sie eine fleckige Schnauze und Hundeohren bemerkte. Chap richtete einen erwartungsvollen Blick auf sie.
    Neben ihm lag eine bleiche Gestalt auf dem Boden. Chap sah darauf hinab und bleckte die Zähne. Ein dumpfes Knurren kam aus seiner Kehle, wurde dann zu einem Jaulen. Der Hund ließ den Kopf hängen und hechelte.
    Magiere krabbelte auf allen vieren über den Boden. Ihr Körper fühlte sich an, als wäre sie meilenweit gelaufen, ohne einmal zu verharren. Als sie sich dem Mann näherte, hielt sie das Falchion zum Schlag bereit, doch ihr Gegner rührte sich nicht.
    »Zurück, Chap«, sagte sie mit kratzender, trockener Stimme.
    Vorsichtig stieß sie den Mann mit der Klinge an, doch er bewegte sich noch immer nicht. Als sie noch etwas näher kam, sah sie den Grund dafür.
    Wo sein Kopf gewesen war, gab es nur einen Halsstummel. Magiere sank zurück, und ihr Falchion fiel schwer zu Boden.
    Sie hatte so viele Dörfer gesehen, dass sie sich nicht mehr an alle erinnerte. Jedes Mal schien es einen rationalen Grund für den Tod der Dorfbewohner gegeben zu haben. Bei diesem Dorf lag der Fall nicht anders. Die kalte Haut des Mannes und seine Blässe waren offensichtliche Zeichen einer Krankheit, und das mochte der wahre Grund sein, warum sich Mütter und Väter, Ehegatten und Geschwister bei den Toten versammelten und um ihre Seele beteten. Krankheit brachte oft Wahnsinn, wie bei diesem Mann. Und Magiere hatte ihn getötet.
    Der brennende Hunger war fort, ebenso die Kälte, die von dem Verrückten ausgegangen war. Als sie sich an jene seltsamen Empfindungen erinnerte, schauderte Magiere heftig, doch sie nahm sich nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Sie hatte einen Bewohner des Dorfes getötet; schlimmer konnte es kaum kommen. Voller Erschöpfung und Verzweiflung hockte sie da, als sie plötzlich ein mattes Licht bemerkte.
    Verwundert senkte sie den Blick und sah ihr Topas-Amulett. Sie hatte geglaubt, es weggesteckt zu haben, aber es baumelte über ihrer Lederweste. Es glühte nur sehr schwach, und vielleicht hätte Magiere das gar nicht gesehen, wenn ihr Blick nicht direkt darauf gerichtet gewesen wäre. Sie beobachtete, wie es allmählich verblasste, fragte sich dann, ob es eine Sinnestäuschung gewesen war, hervorgerufen von Erschöpfung und Mangel an Luft.
    Magiere sah zum in der Nähe sitzenden Hund, der sie noch immer erwartungsvoll anstarrte.
    »Komm her, Chap«, sagte sie. Das Sprechen fiel ihr schwer.
    Der Hund lief zu ihr und nahm erneut Platz. Für

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