Dhampir - Halbblut
Seite, stöhnte leise und erwachte plötzlich, ohne zu wissen, was ihn geweckt hatte. Für einen Moment war er dankbar dafür, vom Traum befreit zu sein. Dumpfer Schmerz pochte hinter seiner Stirn, das Ergebnis von Erschöpfung und zu viel Wein. Er hatte zu wenig getrunken, um den Traum in dieser Nacht von ihm fernzuhalten, und gerade genug, um einzuschlafen. Das Bild vor seinen Augen verschwamm, und es dauerte einige Sekunden, bis er begriff, dass das Lager um ihn herum leer war.
»Magiere?«, rief er. »Chap?«
Keine Antwort. Furcht hob den Benommenheitsschleier des Alkohols von seinen Gedanken.
Aus der Ferne kam ein Heulen, das nichts Menschliches oder Tierisches zu haben schien. Leesil stand auf, schob zwei Stilette in die Unterarmfutterale und wankte durch den Wald, in die Richtung, aus der die Geräusche kamen.
Magiere wandte sich erneut zur Seite und hielt ihren Gegner mit kurzen Hieben auf Distanz. Die Anstrengung ließ sie schneller atmen, doch mit all ihren Finten und Manövern war es ihr nicht gelungen, den Fremden zu vertreiben. Geschickt wich er den Schlägen aus, grinste oder lachte gackernd, während er sprang und tanzte. Magieres Fuß stieß gegen etwas dicht über dem Boden, vielleicht einen herabgefallenen Ast, und sie begriff, dass der Mann sie zu den Bäumen zurückgetrieben hatte.
Panik quoll in ihr empor. Sie schaffte es gerade so, sich den Burschen vom Leib zu halten. Die ganze Zeit über blieb ihr Blick auf ihn gerichtet, aus Furcht, dass er plötzlich sprang. Wenn sie sich darauf konzentrieren musste, auf dem Waldboden nicht zu stolpern, so musste das ihre Wachsamkeit beeinträchtigen.
»Jägerin, Jägerin«, sang der bleiche Mann, als er einen Satz nach rechts machte und auf allen vieren landete. »Komm und fang deine Beute!«
Ein Teil der Panik wich Zorn.
Wenn sie dem Fremden die Initiative überließ, hatte sie kaum Aussichten, den Kampf zu gewinnen. Inzwischen ahnte sie, dass der so ausgezehrt und krank wirkende Mann mehr über ihren Beruf wusste, als er sollte. Dennoch: Sie wollte vermeiden, ihn zu töten, wenn das möglich war. Ein Irrer, der von einer falschen Jägerin der Untoten faselte, war ein zweifelhafter Ankläger. Aber jemand, der durch eine Klinge starb, in der gleichen Nacht, in der sie im Dorf gewesen wa r …
Dadurch ergaben sich viele Fragen, vielleicht genug, um die Dorfbewohner zu veranlassen, sich mit der Bitte um Hilfe an ihren Lehnsherrn zu wenden. Magiere blieb stehen und wartete darauf, dass ihr Gegner einen neuen Vorstoß unternahm. Vielleicht bekam sie dabei Gelegenheit, ihn mit der flachen Seite der Klinge bewusstlos zu schlagen.
Ein jaulendes Knurren vom Fluss erinnerte sie an Chap, der über das felsige Ufer gerutscht war. Aus einem Reflex heraus sahen sowohl Magiere als auch der Mann zur Seite. Unmittelbar darauf kehrten ihre Blicke zurück, rechtzeitig genug, um den Fehler des jeweils anderen zu erkennen. Der Mann sprang, die klauenartigen Finger auf Magieres Hals gerichtet. Ihr blieb keine Zeit für bewusste Gedanke n – sie handelte instinktiv und schlug mit dem Falchion zu.
Die Klauenhand verfehlte ihr Ziel und traf Magieres Brust. Die Klinge stieß an das Schlüsselbein des Fremden. Fingernägel kratzten über Leder. Scharfer Stahl schnitt durch zerrissenen Stoff und in weißes Fleisch.
Magiere verlor den Boden unter den Füßen, als sie nach hinten gestoßen wurde. Sie stieß mit dem Kopf gegen einen Baumstamm, kippte benommen zur Seite und fiel zu Boden. Ihr Herz schlug heftig, als sie darauf wartete, dass der Gegner auf ihr landete, doch das geschah nicht. Sie sah auf und versuchte, etwas zu erkennen.
Der bleiche Mann stand vor ihr. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf die nicht sehr tiefe Wunde in seiner Brus t – die Möglichkeit, dass ihn die Klinge verletzen könnte, schien ihm bis eben überhaupt nicht in den Sinn gekommen zu sein. Das Grinsen war verschwunden, und jetzt verwandelte sich das Gesicht in eine Fratze des Zorns.
»Nicht möglic h … «, murmelte er.
Es gab kaum mehr Hoffnung, den Mann nicht zu töten. Magiere schloss die Hand fest ums Heft und wollte das Falchion heben, um sich damit zu schützen. Doch sie kam nicht daz u – der Mann stürzte sich auf sie. Eine knochige Hand griff nach ihrer Kehle und hielt sie am Boden fest. Magiere versuchte, das Falchion zu drehen und damit den Kopf ihres Gegners zu erreichen, aber er packte sie am Handgelenk und drückte auch den Arm zu Boden.
»Du kannst dies nicht mit
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