Dhampir - Halbblut
oder ihren eigenen Lehnsherren. Aber was wollte Corische von ihr? Teesha wusste weder über den Adel Bescheid noch darüber, wie sich Ladys verhielten. Verwirrt sah sie erneut zu Rattenjunge und Parko. Wenn sich Corische mit niedrigen Geschöpfen umgab, um sich wichtiger zu fühlen, warum hatte er dann jemanden wie Rashed in seine Dienste genommen? Und warum sollte ihm daran gelegen sein, dass eine Frau die Lady des Bergfrieds spielte?
InjenerNachtwurdesieineinschmutziges,kaltesTurmzimmereingesperrt,ohnewärmendesFeuerundnurmiteinerdünnen,muffigenFlanelldecke.AmnächstenTagkamniemand,dochamAbendhörtesie,wiejemanddieTüraufschloss,undsiefühltesichzwischenErleichterungundEntsetzenhin-undhergerissen.RashedkammiteinemTablettherein,brachteihrTee,LammfleischundBrot.ÜberdemeinenArmtrugereinenUmhang.
»Hier drin ist es eiskalt«, sagte Teesha.
»Dies wird dir helfen.« Rashed reichte ihr den Umhang und stellte das Tablett auf den Boden. »Dieser Bergfried ist uralt. Es gibt keine Kamine, nur eine Feuergrube im Hauptraum. Ich habe Holz gesammelt und es angezündet. Etwas Wärme steigt vielleicht bis hierher auf, aber geh nicht ohne den Herrn oder mich hinunter.«
»Was ist mit Edwan?« Teesha stand auf und trat einen Schritt näher. »Wird er bald freigelassen?«
Rashed schwieg einen Moment, bewegte sich nicht und starrte an die Wand hinter ihr.
»Dein Mann wurde heute Morgen verurteilt und hingerichtet.« Er sagte es, ohne dass sich dabei sein Tonfall änderte, drehte sich dann zur Tür um. »Möchtest du am Feuer sitzen?«
Eine Art von Wahnsinn erfasste Teesha.
»Obic h … ?«Siebegannzulachen.»DuverdammterMistkerl.«
Für nichts hatte sie sich diesem Albtraum ausgesetzt, und Edwan, der ein friedliches Leben mehr verdiente als sonst jemand, den sie kannte, war tot, nur weil ein gewissenloser Lord seine Frau wollte. Es war alles so absurd und schrecklich, dass Teesha es nicht mehr ertragen konnte. Sie zog den Tod einer solchen Existenz vor.
Sie sauste an Rashed vorbei und lief durch den kurzen Flur und die steinerne Treppe zum Hauptraum hinunter. Lord Corische saß dort am rissigen Tisch und schrieb mit einem Federkiel auf einer Schriftrolle. Teesha beachtete ihn nicht und stürmte zur großen Eichentür.
Als sie nach der eisernen Klinke griff, erschien Parko so plötzlich vor ihr, als käme er aus dem Boden, knurrte und schnüffelte. Aus einem Reflex heraus taumelte Teesha zurück, drehte sich aber nicht um. Ihr Blick blieb auf die grässliche bleiche Gestalt gerichtet.
»Lasst mich gehen!«, wandte sie sich mit scharfer Stimme an Corische. Es gab nichts mehr, das er ihr nehmen konnte, nichts mehr, das ihr wichtig war. Sie hatte keine Angst mehr vor ihm.
Dann sah sie den großen eisernen Riegel an der Tür, den sie zuvor überhaupt nicht bemerkt hatte. Er war länger als ihre beiden Arme zusammen und so dick und schwer, dass sie bestimmt nicht in der Lage gewesen wäre, ihn zu bewegen.
»Öffnet die Tür für mich«, sagte sie und kehrte Corische noch immer den Rücken. »Zwischen uns gibt es keinen Pakt mehr.«
»Rashed hat den Riegel vor die Tür gesetzt. Selbst mir fiele es schwer, ihn zu entfernen. Hat dir das Essen geschmeckt?«
Hass war ein neues Gefühl für Teesha. Er desorientierte sie, und sie brauchte einige Momente, Corisches abscheuliches Geplauder zu verstehen.
»Wenn Ihr eine Lady für Euer Zuhause wolltet, warum habt Ihr Euch dann keine geholt? Hattet Ihr Angst, dass sie von Eurer lächerlichen Wichtigtuerei und Eurem ungehobelten Gebaren angewidert sein könnte? Nein, Ihr wolltet eine Person, die unter Euch steht, damit Ihr sie herumkommandieren könnt.« Teesha sah Parko an, vor dem sie sich nicht mehr fürchtete, bemerkte dann Rattenjunge in der Ecke. »So wie über den Rest Eurer erbärmlichen kleinen Schar.«
Sie hörte, wie etwas auf den Tisch schlug, so heftig, dass er über den steinernen Boden rutschte. Corische ließ sich leicht in Rage bringen. Gut. Sie drehte sich zu ihm um und sah offenen Zorn.
»Du bist mir auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert, vergiss das nicht«, sagte er.
»Und wenn schon.« Der Wahnsinn in Teeshas Lachen kam dem in Parkos Augen gleich. »Ihr habt meinen Edwan ermordet, und ich werde nichts tun, um Euch Freude zu bringen. Habt Ihr jetzt verstanden? Ich werde weder Euren Tisch zieren noch Eure Gäste unterhalten oder irgendetwas tun, das Ihr wünscht. Ich werde jeden Tag zu fliehen versuchen, bis es mir gelingt. Oder bis Ihr genug habt und mich
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