Dhampir - Halbblut
an einem Baum fest. Sie schlichen durch den Wald, und nach einer Weile merkte Teesha, dass sie sich am Rand ihres Heimatdorfes befanden. Ein Bauer kam aus der Taverne und wankte in den Wald, um sich zu erleichtern. Teesha erkannte ihn. Sein Name lautete Davisch.
»Pass auf«, sagte Rashed. »Dies ist wichtig.«
Er trat aus dem Schatten. »Hast du dich verirrt?«, fragte er Davisch.
Der Bauer erschrak ein wenig, als er die seltsame Stimme hörte. Dann sah er Rashed in die Augen und entspannte sich ein wenig. »Verirrt? Ic h … ich bin mir nicht sicher.«
»Komm. Ich zeige dir den Weg nach Hause.«
Davisch schien sich zu fürchten, aber nicht vor Rashed. Er sah sich immer wieder um, als wüsste er nicht mehr, wo er sich befand. Rashed streckte die Hand aus, als wollte er ihm helfen, doch dann packte er seinen Arm, zog ihn heran und biss ihn sofort in den Hals. Teesha beobachtete fasziniert.
Rashed trank nur wenig und schob den benommenen Bauern dann zu ihr. »Trink ebenfalls, aber nicht zu viel. Du darfst ihn nicht töten. Bald machst du dies allein.«
Teesha zog Davisch zu sich, begann zu trinken und konnte plötzlich gar nicht genug bekommen. Es überraschte sie, wie richtig es sich anfühlt e – es widerte sie keineswegs an. Dann merkte sie, wie köstlich das Blut schmeckte, dass es ihr angenehme Wärme und wunderbare Kraft gab. Wohlbehagen breitete sich in ihr aus, und ihr Mund blieb an Davischs Hals.
»Das reicht.« Rashed trennte sie voneinander. »Töte ihn nicht.« Er legte Davisch zu Boden, und mit einem Messer verband er die beiden von seinen spitzen Zähnen stammenden Löcher am Hals. Er war dabei sehr vorsichtig und schnitt nicht zu tief. Anschließend beugte er sich tiefer und flüsterte: »Vergiss.«
»Was hast du gemacht?«, fragte Teesha.
»Man berührt ihre Gedanken mit den eigenen und sorgt dafür, dass Furcht und andere Gefühle verschwinden.«
Und so erfuhr Teesha, dass Rashed Emotionen manipulieren und im Geist seiner Opfer eine leere Stelle entstehen lassen konnte. Ihre eigene Spezialität bestand darin, Träume zu schaffen und komplexere Erinnerungen zu verändern.
Rattenjunge nutzte bei der Jagd sein Talent, unbemerkt zu bleiben. Niemand sah ihn. Niemand erinnerte sich an ihn. Er jagte nicht mit Finesse oder indem er Träume schuf, sondern indem er sich auf seine Fähigkeit konzentrierte, vergessen zu werden. Das war alles.
Parko tötete seine Opfer häufig, aber es waren hauptsächlich Bauern. Als Herr des Bergfrieds Gäestev oblag es Corische, den Todesfällen auf den Grund zu gehen, und so fanden natürlich keine Ermittlungen statt.
Teesha jagte entweder allein oder mit Rashed, dessen Weitblick und Vernunft sie beeindruckten. Er war nicht berechenbar, aber konstant. In ihrer neuen Existenz konnte sie sich außer auf sich selbst nur auf sein intelligentes, ruhiges Wesen verlassen.
Corische hingegen offenbarte Stimmungsschwankungen, die sie nie verstand. In einer Nacht gefiel ihm das Kleid, das sie trug, und in der nächsten fand er das gleiche Kleid abscheulich und nahm es zum Anlass, sie zu demütigen. Seine schmutzige Rüstung und die gelben Zähne ekelten sie an. Wahrer Hass war ein neues Gefühl für Teesha, und deshalb erforschte sie alle seine Nuancen. Sie begann zu überlegen, wie es um Corisches Selbstbeherrschung bestellt war und auf welche Weise sie sich gegen ihn durchsetzen konnte, obwohl sie gezwungen war, seinen Befehlen nachzukommen. Gehorchen musste sie nur, wenn er eine verbale Anweisung erteilte, und deshalb kam nur eine indirekte Vorgehensweise infrage. Sie brauchte einen Monat, die Lösung des Problems zu finden, und letztendlich war sie ganz einfach.
Sie beschloss, genau das zu werden, was er sich angeblich wünschte.
Ein halbes Jahr verging, und zuerst nahm Teesha nur kleine Veränderungen vor. Sie begann mit Nadelarbeiten und ließ sich von einer talentierten Frau aus der Gegend dreimal in der Woche Unterricht erteilen. Sie bat Corische um Geld und bestellte hübsche Kleider in der Art, die ihm besonders gefiel. Und er fand nach und nach Gefallen an ihren Bemühungen.
Da Corische die Rolle eines Lehnsherrn spielte, konnte er seine Pflichten nicht völlig ignorieren, und deshalb strich er Abgaben ein und saß manchmal über Bauern zu Gericht, denen Bagatelldelikte zur Last gelegt wurden. Aber in jenem ersten Jahr ließ er ein Kasernengebäude auf der Nordseite des Bergfrieds errichten und verbot den Soldaten dann, sein Zuhause zu betreten. Ein
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