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Dhampir - Halbblut

Dhampir - Halbblut

Titel: Dhampir - Halbblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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beweist den Angriff auf uns«, sagte sie.
    Alles blieb an Ort und Stelle, mit zwei Ausnahmen. Caleb hatte Beth-raes Leiche in die Küche gebracht und blieb dort. Und dann war da noch Rattenjunges Dolch.
    Leesil hatte gar nicht mehr daran gedacht, bis er hinter die Theke trat, um die Armbrust an ihren Platz zu lege n – da fand er die Klinge auf dem Boden. Er hob sie auf, ohne dass Magiere etwas davon sah.
    Damit musste Rattenjunge den Riegel des Fensters gelöst haben. Die Klinge war breit und ungewöhnlich flach, wodurch man sie leicht in einen Spalt schieben und genug Kraft ausüben konnte, um einen Metallhaken oder einen Riegel zu bewegen. Leesil untersuchte die Klinge und stellte fest, dass sie gut gepflegt und geschärft war, doch an der Spitze fiel ihm etwas auf, das der Aufmerksamkeit anderer Betrachter vielleicht entgangen wäre. Leesil war in seinem Leben durch genug Fenster geklettert, um zu verstehen, was er sah.
    Nahe der Spitze war die Kante nicht mehr gerade, sondern leicht gekerbt. Häufige Benutzung des Dolches hatte das Metall abgenutzt, und durch wiederholtes Schärfen war an beiden Kanten eine leichte Wölbung nach innen entstanden. Ein gewöhnlicher Dieb war Rattenjunge gewiss nicht, was auch immer er sonst sein mochte, aber er schien daran gewöhnt zu sein, sich unbemerkt Zutritt zu verschaffen. Eine solche Klinge war eine persönliche Wahl, vielleicht sogar extra angefertigt; zweifellos lag dem Besitzer etwas an ihr. Doch Rattenjunge war nicht mit der Absicht in die Taverne eingedrungen, etwas zu stehlen, und sein Verhalten hatte nicht dem eines Meuchelmörders entsprochen. Der kleine Kerl war gerissen und verstohlen, aber ihm fehlte Finesse.
    Leesil bezweifelte, dass Ellinwood solche Dinge verstand, ohne direkt darauf hingewiesen zu werden. Und er wusste nicht einmal, in welcher Verbindung diese Sache mit den ungewöhnlicheren Details der vergangenen Nacht stand. Er würde den Dolch zeigen, wenn es notwendig war, aber zunächst einmal steckte er ihn sich hinten unters Hemd. Vielleicht wäre Magiere damit nicht einverstanden gewesen, aber das spielte zunächst keine Rolle. Leesil richtete sich auf, trat hinter der Theke hervor und ließ den Blick durch den Schankraum schweifen. Tische und Stühle lagen zerbrochen auf dem Boden. Die Theke präsentierte neue Kratzer und Blutflecken.
    Magieres Hinweis ergab durchaus einen Sinn: Alles musste so bleiben, wie es war, damit Ellinwood einen genauen Eindruck von den Geschehnissen gewann. Aber es widerstrebte Leesil, überhaupt nichts zu tun. Immer wieder kehrte sein Blick zu den Blutlachen auf dem Boden zurück. Warum hatte er die Armbrust nicht erneut geladen und noch einmal geschossen? Warum war er nicht bereit gewesen, das Geschöpf zu erledigen, als Beth-rae es mit dem Knoblauchwasser übergossen hatte? Immer wieder sah er die Szene vor dem inneren Auge, und jedes Mal fragte er sich, was er anders hätte machen können. Von seinen Eltern beschriebene Szenarios tauchten plötzlich aus verdrängten Erinnerungen wieder auf. Er hatte viele Fehler gemacht, mit dem Ergebnis, dass Caleb jetzt Witwer und die kleine Rose ohne Großmutter war.
    ChapsBrustwarfastgeheilt,unddasverwirrteLeesilebensowiealldieanderenDinge,dieinletzterZeitkaumSinnergaben.DieWundeninMagieresGesichtschienennichtStundenaltzusein,sondernTage.WannimmerChapoderMagieregegendiesesonderbarenAngreiferkämpften,heiltensieunnatürlichschnell.Oderhattensiesichschonimmersoschnellwiedererholt?Leesildachtedaran,dasserinalldengemeinsamenJahrennieineinersolchenSituationmitihnengewesenwar,unddeshalbkonnteernichtsichersein.Erwolltenichtdarüberreden, aber wie viel von all dem sollten sie dem Konstabler sagen?
    »Magiere?«
    »Ja?«
    »In der vergangenen Nach t … deine Zähn e … «, begann Leesil. »Weißt du, was geschehen ist?«
    Sie trat näher, das offene schwarze Haar noch immer zerzaust. Hinter ihr fiel ein wenig Licht durchs Fenster, und einige Strähnen gewannen darin einen roten, fast blutroten Ton, der Leesil Unbehagen bereitete. Ihr Gesicht war so ernst, als wünschte sie sich einen Grund oder einen geeigneten Moment, ihm etwas zu sagen.
    »Nein, eigentlich nicht«, antwortete Magiere. Sie schloss die Augen und schüttelte langsam den Kopf.
    Leesil beobachtete, wie sie den Kopf andeutungsweise zur Seite neigte. Vielleicht tastete sie mit der Zunge nach den Zähnen, wie auf der Suche nach dem, was er dort gesehen hatte. Als sie erneut sprach, war ihre Stimme nur ein Flüstern, obwohl

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