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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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weit und breit keine andere Stadt mit besseren Tavernen.«
    »Wir verlassen Bela«, wiederholte Toret. »Wenn nicht, findet uns die Dhampir, schüttet Öl auf alles, während wir schlafen, und verbrennt das Haus am Tag. Klingt das nach einem Paradies?«
    Es dämmerte Saphir, dass er es ernst meinte, und für einen Moment verschlug es ihr die Sprache. Dann schrie sie, packte eine Porzellanvase und warf sie nach ihm.
    Toret duckte sich, und die Vase zerbrach hinter ihm an der Wand.
    Welstiel saß in der Taverne »Bei Calabar« und wartete auf Lanjow. Der letzte Traum war anstrengend gewesen, und er fühlte sich ausgelaugt. Sein sorgfältig gewobenes Netz löste sich langsam auf, Faden für Faden. Nach dem Feuer in der »Klette« hatte er Magieres Spur verloren, und jetzt beabsichtigte Rattenjunge, die Stadt zu verlassen. Welstiel trank einen Schluck Wein und zwang sich zur Ruhe. Er hatte nach Lanjow geschickt, und bestimmt traf der Vorsitzende des Stadtrats bald ein. Wenn jemand wusste, wo Magiere steckte, so Lanjow.
    Es gab noch immer gewisse Möglichkeiten, wenn er Rattenjunge aufhalten und Magiere unauffällig bei ihrer Jagd helfen konnte. Aber zu viel Hilfe durfte es nicht geben. Wenn sie Rattenjunges Haus vor Einbruch der Nacht fand, hatte sie den Vorteil des Tageslichts und war nicht gezwungen, gegen mehrere Kontrahenten und auch noch einen Beschwörer anzutreten. Ihre Ausbildung musste weitergehen.
    Eine dicke Frau mit ergrauendem Haar näherte sich dem Tisch.
    »Seid Ihr Meister Welstiel?«, fragte sie. »Ein Junge hat gerade eine Nachricht gebracht.«
    Er nickte, und sie gab ihm ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Welstiel nahm es entgegen und las seinen Namen darauf. Die Frau bemerkte, dass ihm der kleine Finger fehlte.
    »Danke«, sagte er und wandte den Blick nicht von ihr, als sie abwartend stehen blieb.
    Die Frau brummte und ging.
    Welstiel drehte das Papier und stellte fest: Ein Wachssiegel hielt es an der Rückseite zusammen. Er brach es und öffnete den Brief.
    Lieber Freund,
    ich bedauere, dass ich mich heute Abend nicht mit dir treffen kann. Die neuesten Ereignisse in Bela verlangen meine volle Aufmerksamkeit. Ich fürchte, meine Zeit ist jetzt so begrenzt, dass ich es mir nicht mehr erlauben kann, das ›Haus des Ritters‹ oder die Taverne ›Bei Calabar‹ zu besuchen.
    Inzwischen hast du sicher von Lord Au’shiyns Tod gehört. Ich habe noch einmal über deinen Rat nachgedacht und darauf verzichtet, die Dhampir fortzuschicken; es ist also nicht nötig, dass wir diese Angelegenheit erneut in meinem Büro besprechen.
    Ich darf dir versichern, dass sie die Unterstützung sowohl der Wache als auch der Weisen hat. Lass mich diese Gelegenheit nutzen, dir noch einmal zu danken. Leider weiß ich nicht, wann wir uns wieder treffen können.
    Ich bleibe dein demütiger Freund.
    Alexi Lanjow
    Welstiel las den Brief noch einmal, obwohl er jedes einzelne Wort verstanden hatte.
    Auf die höfliche Art eines vornehmen Herrn teilte Lanjow ihm mit, dass er im Rathaus nicht mehr willkommen war und alle Kontakte außerhalb davon ebenfalls aufhörten. Mit anderen Worten: Lanjow hatte die Beziehung zwischen ihnen beendet.
    Welstiel spürte wachsende Unruhe. Er las den Brief ein weiteres Mal, und diesmal verharrte sein Blick bei dem Hinweis auf die Weisen. Lanjow hatte erwähnt, dass sie in einer früheren Kaserne untergebracht waren.
    Welstiel legte einen Silbergroschen auf den Tisch und wartete nicht aufs Wechselgeld. Er verließ die Taverne, trat auf die Straße und winkte eine Kutsche herbei.
    »Weißt du, wo sich die hiesige Niederlassung der Gilde der Weisen befindet?«, fragte er den Kutscher. »Bring mich dorthin.«
    Irgendwo im zweiten Kreis der Stadt kletterte Chane aus der Kanalisation. Er war der Dhampir entkommen, doch etwas anderes belastete ihn: Wynn und auch Tilswith wussten nun, was er war.
    Er befand sich jetzt in einem der ärmeren Stadtviertel westlich des Händlerdistrikts und brauchte noch immer Blut für Toret. An der Straßenecke unweit einer Taverne bemerkte er drei Prostituierte, doch er wählte nie jemanden aus einer Gruppe. Auf der anderen Seite stand eine einzelne junge Frau vor einer Gasse. Sie war klein, hatte glattes, schmutziges Haar und trug ein abgenutztes Musselinkleid. Die Augen waren klar, nicht trüb von Alkohol.
    Chane ging zu ihr.
    »Suchst du Gesellschaft?«, fragte sie. Ihre Stimme klang resigniert und freudlos, und ihr fehlten mehrere Zähne.
    »Ja, aber nicht hier. Komm mit

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