Dhampir - Seelendieb
nicht herein.«
Dann blieb er stehen und drehte sich um.
»In einer so großen Stadt ist es sehr unwahrscheinlich, dass uns die Dhampir findet, bevor wir aufbrechen, aber wir sollten kein Risiko eingehen. Wir müssen nur noch einen weiteren Tag überstehen. Bereite einen Abwehrzauber oder eine Falle vor, irgendetwas, für den Fall, dass jemand einbricht. Etwas Einfaches, das die Dhampir aufhält und uns warnt.«
Chane wahrte die Fassung und nickte gehorsam. »Wir lassen Tihko und deinen Wolf fre i – sie warnen uns bestimmt, wenn jemand versucht, sich Zutritt zu verschaffen. Außerdem ergreife ich noch einige andere Maßnahmen.«
»Nichts mit Stolperdrähten oder dergleichen«, sagte Toret. »Mach von deinen besonderen Fähigkeiten Gebrauch. Ich glaube, der Halbelf kann eine gewöhnliche Falle schon aus einer Entfernung von einer Meile erkennen.«
»Na schön«, sagte Chane. So viel dazu, dass es etwas Einfaches sein sollte.
Diese Wende der Ereignisse war beunruhigend. Wenn Toret seinen neuen Plan in die Tat umsetzte, würden sie in der folgenden Nacht auf dem Weg zum Sumanischen Reich sein. Dann erwartete sie ein Leben unter Kamelen, Nomaden und Sandflöhen. Unter solchen Umständen konnte es Jahre oder Jahrzehnte dauern, bis er eine andere Gelegenheit fand, die so gute Aussichten bot wie die Dhampir.
Etwas musste unternommen werden. Aber was?
Zwar hatte Welstiel die Weisen nie besucht, aber über Lanjow im Rathaus einige von ihnen kennengelernt. Der alte Domin Tilswith war gelegentlich vorstellig geworden, um den Vorsitzenden des Rates um eine bessere Unterbringung zu bitten. Dieses Anliegen verstand Welstiel, als er die alte Kaserne sah. Das Gebäude war zwar intakt, doch es bot nicht genug Platz für eine Bibliothek und eine Handvoll Weise.
Er klopfte an die Tür. Drinnen erklang die Stimme einer Frau.
»Wer ist da?«
»Ich heiße Welstiel Massing. Einige von euch kennen mich vermutlich. Ich bin dann und wann bei Ratsmitglied Lanjow gewesen.«
Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit, und eine junge Frau in grauem Umhang spähte nach draußen.
»Du bist Wynn, nicht wahr?«, fragte Welstiel. »Erinnerst du dich an mich? Wir sind uns im Rathaus begegnet.«
»Ja, ich erinnere mich an dich, aber es ist schon recht spät.« Sorge zeigte sich in ihrem ovalen Gesicht, und sie blickte kurz nach rechts und links über die Straße. »Bringst du eine Nachricht?«
»Nein«, erwiderte Welstiel in einem beruhigenden Tonfall. »Ich habe mit dem Vorsitzenden des Rates gesprochen und dachte mir, dass ich euch meine Hilfe anbieten sollte. Ich habe gewisse Erfahrungen mit den Dingen, die derzeit die Dhampir beschäftigen. Und soweit ich weiß, arbeitet ihr mit ihr zusammen.«
Wynn zögerte nachdenklich und wich dann zurück, damit Welstiel eintreten konnte.
»Komm herein. Bitte entschuldige, wenn ich dir übermäßig vorsichtig erscheine, aber es war ein ereignisreicher Abend für uns.«
Welstiel trat durch die Tür und verbeugte sich dankbar.
Wynn führte ihn in einen Raum, der offenbar den Zweck eines gemeinschaftlichen Arbeitszimmers erfüllte und den Gelehrten alle notwendigen Dinge zur Verfügung stellte.
»Hast du in letzter Zeit die Dhampir gesehen?«, fragte Welstiel. »Ich nehme an, sie hat eine neue Unterkunft für sich und ihren Begleiter gefunden. Ratsmitglied Lanjow ist besorgt.«
»Oh«, sagte Wynn. »Weiß er nichts davon? Ich wollte ihm Bescheid geben, aber es ist so viel geschehen. Ich dachte, Domin Tilswith hätte ihn vielleicht informiert. Bitte richte dem Vorsitzenden des Rates aus, dass Magiere und Leesil sicher bei uns untergebracht sind.«
Welstiel blieb stehen. »Sie ist hier? Jetzt?«
»Ja«, bestätigte Wynn. »Möchtest du mit ihr sprechen? Ich glaube, sie und Leesil kümmern sich in der Küche um Chap. Er hat zuvor einige Verbrennungen erlitten, aber inzwischen geht es ihm besser.«
Welstiel wollte noch nicht, dass Magiere ihn sah. Daraus hätten sich noch mehr Komplikationen ergeben.
»Ist es weit zur Küche?«, fragte er.
»Sie befindet sich im rückwärtigen Teil des Gebäudes.« Wynn deutete zu einem kleineren Flur.
»Lassen wir sie ungestört. Wie kam es zu den Verbrennungen des Hunds?«
Wynn zögerte, und Welstiel vermutete: Was immer die junge Weise auch belastete, es stand mit Magiere in Verbindung. Er konzentrierte seine Willenskraft und berührte vorsichtig Wynns Selbst.
Er war ein netter älterer Mann, gleichgesinnt und gelehrt. Ein guter Zuhörer, mit dem sie
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