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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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weit gewölbt. Das Kinn schien eher zu einem Menschen zu gehören.
    Ein Halbblut.
    Sgäile sah wieder zu der Frau und dem Jungen, die bereits die Straße hinuntergingen. Sein Ziel stand still da, deutlich zu sehen, und eine solche Chance durfte er nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    Er holte einen Pfeil hervor, setzte ihn auf die Sehne des Bogens und zielte.
    Leesil sah die Straße hinauf und hinunter, hielt auch zwischen den Gebäuden nach Chap Ausschau. Er wollte die Suche gerade aufgeben, als er ein sonderbares Prickeln im Rücken fühlte. Vorsicht erwachte in ihm, und er spähte so in die Dunkelheit, als gäbe es dort jemanden, den er bisher nicht gesehen hatte.
    War der Untote an einer anderen Stelle aus der Kanalisation nach oben geklettert und zurückgekehrt? Er horchte aufmerksam, und sein Blick wanderte durch die Dunkelheit zwischen den Gebäuden.
    Ein Schatten bewegte sich, dicht über dem Boden, und Leesil spannte die Muskeln.
    Chap kam zwischen zwei nachts geschlossenen Geschäften zum Vorschein und beschnüffelte den Boden. Leesil entspannte sich verärgert.
    »Komm her!«, rief er. »Er ist längst weg.«
    Chap sah auf und blickte über die Straße, humpelte dann zu Leesil.
    Sgäiles Blick galt der Brust des Halbbluts, der Stelle, wo das Herz saß. Er holte Luft und hielt den Atem an.
    Etwas Graues kam von einem Gebäude auf der linken Seite und näherte sich dem Ziel. Sgäile zögerte und ließ den angehaltenen Atem entweichen.
    Es war ein Hund, und er hinkte ganz offensichtlich. Zusammen mit ihm ging das Ziel langsam über die Straße. Sgäile holte erneut Luft, hielt den Atem an und zog die Sehne.
    Das Licht einer Straßenlaterne fiel auf das Fell des Hunds, und es erschimmerte.
    Sgäile zögerte erneut, und diesmal stockte ihm der Atem.
    Der Hund hinkte neben dem Halbblut, und Sgäile beobachtete ihn aufmerksam.
    Er war blaugrau und größer als ein Waldwolf, hatte einen schmalen Kopf und eine längere Schnauze. Selbst aus dieser Entfernung bemerkte Sgäile das Glitzern in seinen hellblauen Augen, als sich der Hund immer wieder umsah. Er ließ den Bogen sinken, lockerte die Sehne langsam, saß stumm da und sah beiden unterschiedlichen Gestalten hinterher.
    » Maya-hì ?«, flüsterte er ungläubig.

16
    Toret saß allein im Wohnzimmer und wartete darauf, dass Chane mit einem Sterblichen als Nahrung für ihn zurückkehrte. Das tiefe Loch dort, wo eines seiner Augen gewesen war, hatte sich inzwischen geschlossen. Von der großen Wunde in der Brust ging kein Schmerz mehr aus, aber der Verlust an Flüssigkeit hatte ihn sehr geschwächt, und er fühlte sich auf eine Weise leer, die über Hunger hinausging. Mit jedem verstreichenden Moment erschien ihm die Illusion von »Toret« lächerlicher, und »Rattenjunge« gewann mehr an Realität.
    Immer wieder dachte er an den Kampf in der vergangenen Nacht, und Unruhe erfüllte ihn. Er war stärker als das Halbblut, doch trotz der Dinge, die er von Chane in Hinsicht auf den Schwertkampf gelernt hatte, war er erneut von dem Halbelf besiegt worden.
    Tibor kam herein, und sein Erscheinen unterbrach Torets Gedankengang.
    »Ich bitte um Verzeihung, Herr, aber ein Mann möchte dich sprechen.«
    DieHalswundedesMatrosenhattesichgeschlossen,docheszeigtensichnochimmerSchorfundFleckendort,woerverletztwordenwar.SeineuntoteExistenzließdashagere,falkenartigeProfilstärkerhervortreten,unddiewettergegerbteHautverlorihreBräune.DieAugenschienentrauriginsLeerezublicken.
    »Warst du lange mit Sestmir befreundet?«, fragte Toret.
    »Er war mein Bruder«, erwiderte Tibor. »Und auch mein Freund.«
    Brüder? Tore hätte es sofort bemerken müssen. Die Ähnlichkeit zwischen ihne n …
    »Wer ist an der Tür?«, fragte er. Sein derzeitiger Zustand eignete sich kaum, jemanden zu empfangen.
    »Ein nobler Herr«, sagte Tibor.
    Toret versteifte sich ein wenig. »Dunkles Haar? Mit weißen Flecken an den Schläfen?«
    »Ja, Herr.«
    Die letzte Person, die Toret jetzt sehen wollte, war dieser Fremde, der immer wieder aus dem Nichts erschien, mit Warnungen vor der Dhampir.
    »Sag ihm, ich bin nicht da.«
    Tibor drehte sich um, und im gleichen Augenblick kam eine kühle Stimme aus dem Foyer.
    »Ich glaube, du solltest mit mir sprechen.«
    Der Fremde kam herein, makellos gekleidet in einen langen, schwarzen Mantel, mit perfekt sitzenden Handschuhen. In Toret regte sich Groll.
    »Dies ist mein Haus«, sagte er. »Es geht mir nicht gut, und ich möchte allein sein.«
    »Ja«, erwiderte der

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