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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Stift durch den Spalt am Rahmen schieben konnte. Er schloss die Augen und tastete mit dem Werkzeug nach oben, berührte den Riegel und hob ihn. Dann zog er den Stift zurück und verstaute ihn wieder im Kasten.
    »Zu leicht«, hauchte Leesil. »Haltet euch von der Tür fern.«
    Er zog sich den Riemen der Armbrust über den Kopf, setzte die Waffe auf den Boden, spannte und lud sie. Mit einer kurzen Geste bedeutete er Vàtz, seinem Beispiel zu folgen. Der Junge sank zu Boden, stützte die Füße an den Bogen und spannte die Sehne seiner kleineren Armbrust.
    Erneut sah sich Leesil Rahmen und Tür an, fand aber nichts. Er lehnte sich an die Angelseite, öffnete die Tür ruckartig mit der rechten Hand und wich sofort zurück.
    Nichts geschah.
    »Schieß sofort, wenn etwas auf dich oder Wynn zukommt, und ich meine irgendetwas«, wies er Vàtz an. »Geht beide aus dem Weg und kommt nicht auf dumme Gedanken. Ziel auf die Körpermitte oder den ersten Teil, den du siehst. Der vom Knoblauchwasser verursachte Schmerz gibt dir nur einen kleinen Vorteil, mehr nicht. Wenn einer der Untoten euch erwischt, so reißt er euch in Stücke.«
    Vàtz blinzelte und war plötzlich sehr still. Er nickte, ernst und entschlossen. Chap grollte leise, und Leesil klopfte ihm auf den Rücken.
    »Du bewahrst die Ruhe und passt auf sie auf.« Er zeigte auf Wynn und Vàtz.
    Chap sah ihn wie beleidigt an, wandte sich der Tür zu und knurrte.
    Wynn griff plötzlich in die Tasche ihres Umhangs und holte einen kleinen Kristall hervor, wie er in den kalten Lampen verwendet wurde. Sie rieb ihn zwischen beiden Händen, und daraufhin begann er zu erstrahlen.
    »Lass ihn erst leuchten, wenn ich es dir sage«, wies Leesil die junge Weise an.
    Wynn nickte und schloss beide Hände um den Kristall. Aus dem hellen Licht wurde ein mattes, orangefarbenes Glühen zwischen ihren Fingern.
    Leesil winkte Magiere zu, und sie trat zur anderen Seite der Tür, das Falchion bereit.
    Wenn es zu einem Nahkampf kam, brauchte man kaum zu zielen. Die Armbrust war schwer, aber Leesil konnte trotzdem mit einer Hand Gebrauch von ihr machen. Er hielt sie in der Linken und zog mit der Rechten die neue Klinge aus ihrer Scheide.
    Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Magiere wirkte gefasst, aber er spürte die Unsicherheit in ihr. Sie war die Dhampir. Vor dem Rat hatte sie sich zuversichtlich und geheimnisvoll gegeben, ihrer Rolle angemessen. Aber in Wirklichkeit war dies erst ihre zweite Jagd auf Untote. Leesil schlüpfte vor ihr durch die Tür.
    Wie erwartet gelangten sie in eine Küche, in der alles aufgeräumt und an seinem Platz war. Nur ein wenig Kochgeschirr hing an den Wänden, und der größte Teil davon schien alt und unbenutzt zu sein. Wahrscheinlich stammten diese Dinge vom früheren Eigentümer des Hauses. Rechts stand ein makelloser Herd, ohne Asche oder Ruß, und links befanden sich Geschirrschränke. In der Mitte des Raums sah Leesil einen großen Tisch mit dicker Platte, doch an seinen Haken hingen weder Messer noch andere Schneidwerkzeuge. Lebensmittel fehlten ebenfalls. Kein Brot, kein Tee, nicht einmal eine verschrumpelte Karotte.
    Die Küche war schon seit einer ganzen Weile nicht mehr benutzt worden.
    Leesil eilte zur Tür auf der anderen Seite, dichtauf gefolgt von Magiere. Er hielt lange genug inne, um die Tür auf Fallen zu untersuchen, öffnete sie dann und blickte in den nächsten Raum.
    Es handelte sich offenbar um ein Esszimmer. Einfache Gobelins hingen an den Wänden, und in der Mitte standen ein Tisch und Stühle aus Kirschholz. Auf dem Tisch bemerkte Leesil zwei silberne Kerzenhalte r – die Kerzen waren neu und nie angezündet worden. Ein Kronleuchter mit Dutzenden oder gar Hunderten Kristallen hing an einer Kette von der Decke herab.
    Plötzlich erklang ein heiserer Schrei, und Leesil duckte sich. Er spürte, wie sich von hinten Magieres Hand klauenartig um seine Schulter schloss, und ein Klirren veranlasste ihn, den Blick nach oben zu richten.
    Ein großer Rabe saß auf dem Kronleuchter und schlug mit den Flügeln. Seine schwarzen Knopfaugen starrten auf sie herab. Der Vogel schrie erneut, noch lauter als vorher, und Chap knurrte.
    »Pscht«, warnte Leesil den Hund. Er musste den Vogel so schnell wie möglich zum Schweigen bringen.
    Hinter Leesil surrte es, und die Kristalle des Kronleuchters klimperten laut. Der Rabe fiel und landete mit einem dumpfen Pochen auf dem Tisch. Ein Bolzen steckte in seinem Leib.
    Leesil sah über die Schulter.
    Vàtz’ Armbrust

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