Dhampir - Seelendieb
Leesils Bein.
Chap sprang herbei, bohrte seine Zähne in die Schnauze des Wolfs und zerrte den Kopf zur Seite. Leesils Klinge traf die Kehle des Tiers, schnitt durch Fell und Fleisch und trennte den Kopf fast ab. Der Wolf sank zu Boden und rührte sich nicht mehr. Chap zog noch ein letztes Mal, knurrte und ließ dann los.
Magiere trat an Leesil vorbei zum Torbogen, und er sah das Glühen ihres Topas-Amuletts.
Sie stöhnte. »Was in diesem Haus Ohren hat, ist jetzt bestimmt wach.«
»Warte«, sagte Leesil. »Lass mich vorausgehen.«
Magiere blieb stehen und überließ ihm die Führung. Als Leesil zurücksah, beobachtete er, wie Vàtz den Bolzen aus dem Raben zog und Wynn mit besorgt gerunzelter Stirn auf den toten Wolf hinabsah.
Dies war kein guter Anfang.
Allein in dem Zimmer, das er normalerweise mit Saphir teilte, öffnete Toret die Augen, als er in der Ferne einen Schrei hörte. Die Trägheit verschwand aus seinen Gedanken.
Chanes Rabe befand sich im Haus, und sein Geschrei kam aus dem Erdgeschoss. Toret erinnerte sich an den Wolf.
Er besann sich auf das, was Chane ihn gelehrt hatte, und versuchte, mit den Augen des Wolfs zu sehen. Doch er empfing nur seltsame Bilder, mit denen er nichts anfangen konnte. Sie waren verschwommen und veränderten sich viel zu schnell, verwirrten nur.
Etwas Schwarzes fiel von der Decke, und mit den Ohren des Wolfs hörte er ein dumpfes Pochen, als das Etwas auf dem Tisch landete. Dann erschien der blaugraue Hund auf dem Tisch, sah ihn mit glänzenden Augen an und knurrte.
Neben dem Tisch stand ein Mann, der ein Kettenhemd trug. Erst erkannte Toret ihn nicht, doch dann bemerkte er eine gewölbte Klinge am Arm des Fremden.
Leesil.
Der Hund sprang vom Tisch. Toret sah ihn direkt auf sich zukommen, zuckte heftig zusammen und verlor den Kontakt mit dem Wolf.
Panik packte ih n – der Halbelf hatte ihn gefunden. War es noch Tag oder schon Nacht?
Er zwang sich zur Ruhe. Leesil war bestimmt nicht ohne die Jägerin gekommen, und Saphir schlief vielleicht noch.
Sie war sehr zornig auf ihn gewesen und in ihrem eigenen Zimmer geblieben, als der Morgen nahte, und Toret hatte keine Einwände erhoben. Rasch stand er auf und stellte fest, dass sein Schwert in der Ecke des Zimmers an der Wand lehnte. Zunächst wollte er es dort lassen und wie Rattenjunge auf Zähne und Fingernägel zurückgreifen, aber er entschied sich dagegen. Als er das Zimmer verließ, nahm er die Waffe mit.
Leesil betrat den Salon, gefolgt von den anderen, und sofort spürte er, wie sich die Atmosphäre des Hauses veränderte.
In diesem Zimmer schufen die Farben eine Wärme, die ihn überraschte. Hellbraune und rotgelbe sumanische Läufer lagen auf dem Boden, und Vorhänge aus üppigem Brokat verhüllten die Fenster. Malvenfarbene Samtsofas standen hier und dort, und an den Wänden zeigten Gemälde Szenen aus Mooren und Wäldern. Als Wynn durch den Torbogen kam, brachte das Licht ihres Kristalls noch mehr Leben in den Salon, und Leesils Blick glitt zur Rückwand, zum lebensgroßen Porträt von Saphir in einem roten Gewand.
Wynn betrachtete das Bild. »Jemand wohnt hier. Spürt ihr es?«
Dieser Raum fühlte sich anders an. Die Bewohner des Hauses hielten sich nie im Esszimmer oder der Küche auf, aber hier verbrachten sie viel Zeit. Den Flur hinunter gab es nur noch das Foyer und den vorderen Eingang, und zwei Treppen: Eine führte nach oben, die andere nach unten in den Keller.
»Nach oben oder nach unten?«, fragte Magiere.
Sie hielt noch immer die Armbrust über ihrem Falchion, und das Topas-Amulett leuchtete heller. Chap sah zum Foyer, senkte den Kopf und knurrte.
»Nach oben«, sagte Leesil.
Er schob seine Klinge in die Scheide und streckte Wynn die Hand entgegen. Sie gab ihm den Kristall, und er ging damit durch den Flur, hielt dabei nach ungewöhnlichen Dingen Ausschau. Beim letzten Vordringen in den Unterschlupf von Untoten hatte er einen Stolperdraht berührt und war unter herabstürzendem Höhlengestein begraben worden.
Als er das Foyer erreichte, wandte er sich der nach oben führenden Treppe zu. Anstelle des Knaufs saß ganz unten am Eichengeländer eine glühende Kugel. Das von ihr ausgehende Licht ähnelte dem der bei den Weisen gebräuchlichen kalten Lampen, aber es war matter und schien nur der Beleuchtung zu dienen. Leesil konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die Treppe, und auch diesmal fand er nichts, das ihn beunruhigte.
»Alles in Ordnung?«, fragte Magiere.
»Ich kann nichts
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