Dhampir - Seelendieb
Magiere die Tür öffnete, sprang Chap nach draußen. Er lief nicht zu ihrem Ziel, sondern stand mit gesträubtem Fell da und wartete.
Magiere warf einen Blick auf ihr Topas-Amulett, das aber nicht glühte. Vielleicht mussten sie näher heran. Leesil trat um die Kutsche herum auf sie zu, und Wynn und Vàtz stiegen ebenfalls aus. Die junge Weise gab dem Kutscher einige Münzen.
»Was machst du da?«, fragte Magiere.
»Wir haben das richtige Haus gefunden, nicht wahr?«, erwiderte Wynn.
»Wart e … «, begann Leesil.
Doch Wynn winkte den Kutscher bereits fort. Der Mann ließ die Zügel schnalzen, und das Pferd zog die Kutsche über die Straße.
Leesil schlug die Hände vors Gesicht, und seine Reaktion verblüffte Wynn.
»Du und Vàtz, ihr dürftet gar nicht hier sein«, sagte er. »Wir wissen nicht einmal, was uns erwartet.«
Vàtz’ Gesicht lief rot an. »Ich habe nicht den ganzen Tag für nichts in der blöden Kutsche gesessen. Ich will mir einen Teil des Geldes verdienen.«
Magieres Stimme gewann einen drohenden Ton.
»Wann haben wir uns damit einverstanden erklärt?« Sie wartete keine Antwort ab und wandte sich an Wynn. »Und d u … Dir wird schon schlecht, wenn du es mit einer alten Wurst zu tun bekommst!«
Wynn schürzte die Lippen. »Ich bin keine Magierin«, sagte sie, und es klang fast wie eine Beichte, »aber während der allgemeinen Studien lernen alle Weisen die Prinzipien der Thaumaturgie. Zwar wissen wir nicht, welcher Art von Magie ihr gegenübersteht, aber vielleicht kann ich helfen, wen n … Chane magische Mittel gegen euch einsetzt.«
Als sie den Namen aussprach, verfärbte sich ihr ovales Gesicht ein wenig, doch ihr Rücken blieb gerade.
»Du bist nichts weiter als eine Dilettantin«, spottete Magiere. »Was auch immer Chane ist: Du kannst unmöglich mit ihm fertig werden.«
»Um Himmels willen!«, entfuhr es Leesil. »Das ist Wahnsinn.«
»Ihr beide bleibt draußen«, entschied Magiere. »Und keine Widerrede.«
»Das geht nicht«, sagte Leesil. »Wir können sie nicht schützen, wenn einer der Bewohner das Haus verlässt. Und wenn wir Zeit damit verlieren, sie in Sicherheit zu bringen, merken die Untoten vielleicht, dass wir hier gewesen sind. Morgen wäre das Haus leer. Oder schlimmer noch: Sie würden uns erwarten.«
Auch damit hatte Leesil recht, und Ärger regte sich in Magiere. Wenn dieses Haus doch nur das erste auf ihrer Liste gewesen wäre. Jetzt konnten sie nicht mehr hoffen, die Untoten bei Tageslicht zu erwischen, und sie durften keine Zeit verlieren.
»Na schön, vielleicht gelingt es uns doch noch, sie zu überraschen«, sagte sie und sah die junge Weise und den Jungen an. »Aber ihr haltet euch genau an die Anweisungen und seid still.«
Sie übernahm die Führung, ging langsam an den Häusern aus Stein und Holz entlang und hielt dabei nach Bewegungen Ausschau. Ein Haus vor dem Zielgebäude verharrte Magiere und ging in die Hocke.
Es bestand aus großen, mit Mörtel verbundenen Steinen und war nicht unbedingt das, was sie erwartet hatte. Mit den Lagerhaus-Hinterzimmern und tiefen Kellern der Untoten von Miiska hatte dies nichts zu tun. Leesil trat näher und hockte sich neben ihr nieder.
Ruhig und respektabel stand das Haus neben den anderen in dieser vornehmen Straße; der Haupteingang lag auf der linken Seite. Drei Stufen führten zu ihm empor. Daneben befand sich ein großes Fenster mit dicken, geschlossenen Fensterläden. In den beiden oberen Stockwerken zeigten jeweils zwei Fenster zur Straße, und auch bei ihnen waren die Fensterläden geschlossen.
»Wir können nicht offen vorgehen«, sagte Leesil. »Vielleicht haben wir bereits Aufmerksamkeit erregt, von der wir noch nichts wissen. Ich halte es für besser, wenn wir nach einem Hintereingang suchen.«
Er ging weiter und sah sich das Gebäude genauer an, kehrte dann zu Magiere zurück.
»Auf der anderen Seite gibt es einen Zugang«, sagte er.
Leesil zog den flachen Kasten mit den Werkzeugen unter dem Waffenrock hervor, sah Vàtz, Wynn und dann Magiere an.
Sie wartete und rechnete damit, dass er etwas sagte, aber er klemmte sich den Kasten nur unter den Arm und eilte damit zum Haus. Magiere zog ihr Falchion und folgte ihm.
Die hintere Tür war nicht so breit wie der Vordereingang. Leesil entnahm dem Werkzeugkasten einen dünnen, silbernen Stift und untersuchte den Türknauf.
»Kein Schloss, also von innen verriegelt«, flüsterte er Magiere zu.
Vorsichtig drückte er gegen die Tür, bis er den
Weitere Kostenlose Bücher