Dhampir - Seelendieb
sie die Sache selbst in die Hand genommen hatt e … Warum die besorgten Blicke? Angesichts ihrer Stimmungsschwankungen und immer neuer Komplikationen hatte Leesil die Nase voll von allem, auch von ihr. Unter dem Leder des Kettenhemds kratzte das Leinen, und die Haut juckt e – es fühlte sich an, als hätte er die ganze Nacht auf einem Ameisenhügel geschlafen.
Im Verlauf des Morgens rollte die Kutsche durch die reichen und vornehmen Viertel des Innenkreises. Immer wieder sprang Chap hinaus, schnüffelte ein wenig herum und sprang wieder herein. Als der Mittag kam, neigte sich Leesils überstrapazierte Geduld ihrem Ende entgegen.
Plötzlich richtete sich Chap auf, schnaubte und schob den Kopf durchs Fenster. Alle sahen erwartungsvoll auf, und Leesil beugte sich zur Seite, blickte ebenfalls nach draußen.
Sie kamen an einem kleinen, offenen Markt unweit des Wachhauses am Tor vorbei. Verkäufer hatten Karren aufgestellt und boten vorbereitete Speisen feil.
»Was hast du geleistet, um hungrig zu sein?«, fragte Leesil und zog den Hund zurück.
»Eine kleine Pause«, schlug Wynn vor.
Sie lehnte sich müde zurück und wirkte recht mitgenommen, nachdem sie einige Stunden in der Kutsche durchgeschüttelt worden war.
»Ja«, pflichtete ihr Magiere bei. »Das finde ich auch.«
Leesil bedeutete dem Kutscher anzuhalten. Kaum stand die Kutsche, sprang Chap auf die Straße und lief zum Markt.
»Komm zurück!«, rief Leesil ihm nach, doch der Hund verschwand in der Menge.
»Wir finden ihn schon«, sagte Magiere. »Er dürfte wohl kaum imstande sein, sich selbst etwas zu essen zu kaufen. Vielleicht bettelt er hier und dort um einen Bissen.«
Viele Leute waren unterwegs, und die meisten von ihnen blieben an einem der Karren stehen und kauften eine Kleinigkeit, ein Stück gebratenes Fleisch oder ein Stück frisches Gebäck. Leesil wanderte umher, bis ein plötzlicher Ruf seine Aufmerksamkeit weckte.
»Dieb! Haltet ihn!«
Die Menschenmenge war so dicht, dass Leesil nicht sehen konnte, worum es ging. Er begnügte sich damit, kurz den Hals zu recken, setzte dann den Weg fort. Bei den Verkäufern mit ihren wackligen Karren weckte kaum etwas sein Interesse, und als er feststellte, nicht besonders hungrig zu sein, kehrte er in Richtung Kutsche zurück.
Dort saß Chap auf dem Kopfsteinpflaster und versuchte, ein Stück von einer großen Wurst abzubeißen.
Leesil näherte sich dem Hund. »Was hast du getan?«
Chap achtete nicht auf ihn. Die Wurst musste ziemlich alt und zäh sein. So sehr er auch daran zerrte, er hatte keinen Erfolg. Die anderen waren bereits zurückgekehrt und saßen in der Kutsche. Vàtz knabberte an einem Fleischspieß, und Wynn hatte sich ein Stück Kartoffelpastete besorgt. Magiere hielt nichts in den Händen.
»Auch keinen Hunger?«, fragte sie.
»Lass uns weiterfahren, während die anderen essen«, sagte Leesil und wandte sich Chap zu. »Hinein mit dir, du gefräßiger kleiner Dieb.«
Chap jaulte enttäuscht, nahm die Wurst, immer noch ganz, ins Maul und sprang in die Kutsche. Leesil stieg ein und wies den Kutscher an, die Fahrt fortzusetzen.
Chap ließ sich zwischen den Sitzbänken der Kutsche nieder, drückte die Wurst mit einer Pfote auf den Boden und zog am anderen Ende. Er schüttelte den Kopf und knirschte mit den Zähnen, als er versuchte, ein Stück abzubeißen.
»Geschieht dir recht«, brummte Leesil. »Warte das nächste Mal, bis ich dir was Essbares kaufe.«
Vàtz beendete seine Mahlzeit und zog das Ende der Wurst unter der Pfote des Hunds hervor. »Du dummer Köter, auf diese Weise kriegst du nie einen Bissen.«
Leesil war so überrascht, dass er nicht rechtzeitig reagierte, als ihm der Junge ein Stilett aus dem Ärmel zog.
»Gib mir das.« Magiere streckte die Hand nach der Klinge aus.
»Ich komme schon damit klar«, erwiderte Vàtz.
Chap wich zwischen Leesils Beine zurück, knurrte und weigerte sich, die Wurst loszulassen. Vàtz ergriff sie mit beiden Händen, konnte dadurch aber kein Stück abschneiden. Leesil griff nach dem Hund, mit der Absicht, die Wurst aus seinem Maul zu lösen. Magiere beugte sich zu Vàtz vor, um ihm das Stilett abzunehmen. Wynn lehnte sich zurück und versuchte, ihre Kartoffelpastete vor dem Gerangel zu schützen, das ganz plötzlich endete.
Die Wurst riss.
Chap stieß gegen Leesil, und seine Schnauze ruckte nach oben. Fett und Hackfleisch spritzten an Leesils Brust. Magiere packte Vàtz’ Handgelenk, als der Junge gegen sie prallte, und seine
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