Dhampir - Seelendieb
Pochen auf dem Boden, und schwarze Flüssigkeit strömte über den Teppich.
Chane wischte sein Schwert an der Leiche ab, trat darüber hinweg, eilte zur Treppe und schob sich durch den verborgenen Zugang. Im dunklen, schmalen Geheimgang huschte er erneut über die steinernen Stufen und erreichte kurz darauf den Flur des zweiten Stocks.
Toret spähte gerade aus Saphirs Zimmers, und Chane klopfte an die Wand. Toret bemerkte das Geräusch und sah ihn, deutete zum Ende der Treppe und einer Stelle hinter dem Geländer. Chane nickte und bedeutete ihm, zur anderen Seite der Treppe zu gehen.
ToretschütteltedenKopf,deuteteinsZimmerzurückundformtemitdenLippendasWort Saphir .DannzeigteerzumGeheimgang,ausdemChanegeradegekommenwar,undnachunten.
Chane verstand. Saphir befand sich noch in ihrem Zimmer, und Toret wollte, dass sie durch den Geheimgang floh. Mit einer knappen Geste forderte er Toret auf, sie durch den Flur zu bringen.
Dann hörte er Stimmen weiter unten im Haus.
Sein kleiner Herr zog die widerspenstige Saphir aus ihrem Zimmer und deutete auf Chane, aber Saphir schien nicht gehen zu wollen. Konnte eine Frau eigentlich noch dümmer sein? Mit verdrießlicher Miene lief sie durch den Flur, und Chane stellte überrascht fest, dass sie nicht etwa zu ihm kam, sondern in Torets Zimmer verschwand.
Er richtete einen ungläubigen Blick auf Toret und beobachtete, wie sein Herr verärgert die Lippen zusammenpresste. Die Jägerin konnte jeden Moment die Treppe hochkommen. Chane überlegte noch, ob er Saphir folgen sollte, als sie mit einem Geldbeutel aus Torets Zimmer kam.
Geld,darumwaresihrgegangen.SietrugeinmitternachtsblauesKleidundeinengoldenenAnhängermiteinemSaphir,undindereinenHandhieltsieeinedazupassendeTaschemiteinerKordel.DenGeldbeutellegtesieindieseTasche.Alssienahegenugwar,ergriffChaneihrenArmundschobsieindenGeheimgang.
»Ich gehe nicht in die Kanalisation hinab!«, fauchte sie und schlug nach ihm.
Unbändiger Zorn entflammte in Chane, doch dann sah er eine neue Möglichkeit. Vielleicht war Toret nicht das einzige Ärgernis, von dem er sich in dieser Nacht endlich befreien konnte. Über die Schulter hinweg warf er einen Blick zu Toret auf der anderen Seite der Treppe, dann senkte er die Stimme und sprach so leise, dass sein Herr ihn nicht hören konnte.
»Geh zum Ausgang im ersten Stock und warte dort«, wies er Saphir an. »Toret und ich kümmern uns um die Jägerin. Ich komme zu dir, wenn alles vorbei ist.«
Sie dachte darüber nach. »Wenn der Kampf nach oben zieh t … Könnte ich den Geheimgang dann nicht im Erdgeschoss verlassen und durch den Haupteingang nach draußen laufen?«
»Nein, warte hinter dem Zugang im ersten Stock und bleib dort, bis ich zu dir komme.«
Chane schob Saphir in den dunklen, schmalen Gang und schloss die Tür.
Er hatte nicht vor, zu ihr zu kommen, und schließlich würde Saphir ihrer Ungeduld nachgeben. Sie würde den Geheimgang verlassen und versuchen, durchs Haus zu schleichen. Mit ein wenig Glück stand ihr wie Toret ein zweiter Tod bevor.
Chane erweiterte seine Sinne.
Unten hörte er dumpfes Grollen und leise Schritte auf der Treppe. Unweit des Treppenabsatzes duckte er sich im Flur neben das Geländer. Toret befand sich auf der anderen Seite, betrachtete sein Schwert und überraschte Chane, als er es beiseitelegte. Womit wollte er kämpfen?
Wo ist Tibor?, fragten Torets Lippen.
Chane strich sich mit dem Zeigefinger über die Kehle und deutete nach unten, in Richtung der näher kommenden Schritte.
Toret sah verdutzt übers Geländer und duckte sich dann erneut, Entschlossenheit im Gesicht. Chane blieb in der Hocke und wartete.
Mit ein wenig Glück fand sich Toret sehr bald allein der Dhampir und dem Halbelf gegenüber. Es war nicht der beste Plan, aber etwas Besseres fiel ihm derzeit nicht ein. Vielleicht trennten ihn nur noch wenige Momente von der Freiheit.
18
Leesil beobachtete, wie Magiere vor ihm die Treppe hochschlich. Ihre Gestalt war ein wenig verschwommen, und das Leuchten des Topas-Amuletts umgab sie mit einem sonderbaren Glühen. Die Kugel blieb hoffentlich die einzige unangenehme Überraschung. Inzwischen konnte Leesil gut genug sehen, um zu kämpfen, doch die Muster des Teppichs blieben undeutlich. Hinweise auf weitere Fallen ließen sich nicht erkenne n – er hätte warten müssen, bis sich sein Sehvermögen weiter verbesserte, aber dazu fehlte ihnen die Zeit. Blindhei t … Leesil fürchtete kaum etwas in der Welt, doch die Vorstellung, nie
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