Dhampir - Seelendieb
wieder richtig zu sehen, erschreckte ihn.
Chap knurrte leise, als er neben ihm die Treppe hochging. Wynn und Vàtz folgten weiter hinten, die junge Weise mit ihrem Kristall und der Armbrust, die sie von Magiere bekommen hatte. Im ersten Stock verharrte Magiere mit dem einen Fuß auf dem Treppenabsatz und sah besorgt zu Leesil zurück.
Leesil zog seine zweite Klinge aus der Scheide. Mit einer Waffe in jeder Hand brachte er die nächsten beiden Stufen hinter sich und blickte durchs Geländer in den Flur.
Eine kopflose Leiche lag dort, umgeben von sehr viel dunkler Flüssigkeit, die der dicke Teppich bereits halb aufgesaugt hatte. Leesil streckte die Hand aus und berührte einen der Flecke n – er war noch feucht.
Magiere trat auf den Treppenabsatz und dann in den Flur. Leesil folgte ihr. Auf halbem Weg durch den Flur lag ein Kopf.
Hinter Leesil schnappte jemand nach Luft, und er sah zurück. Wynn hatte die Augen aufgerissen, und ihr Blick galt der Leiche. Er winkte mehrmals, und als sie schließlich aufsah, hob er den Zeigefinger vor die Lippen. Sie nickte langsam.
Vàtz trat an die Seite der Leiche und starrte so auf sie hinab, als hätte ihm jemand eine Trophäe gestohlen.
Leesil warf Magiere einen fragenden Blick zu, aber sie schüttelte nur verwirrt den Kopf und schlich durch den Flur. Sie kamen am Kopf vorbei und erreichten die letzte Treppe.
Magiere übernahm erneut die Spitze, ging langsam und leise nach oben. Als sie etwas mehr als die Hälfte hinter sich gebracht hatten, knurrte Chap laut.
Magiere wich an die Wand, und Chap schob sich an ihr vorbei und sah nach oben. Leesil folgte dem Blick des Hunds.
Irgendwo dort oben befanden sich Untote.
Chap heulte plötzlich, und die Welt um Leesil herum kam plötzlich in Bewegung.
Eine hochgewachsene Gestalt erschien im zweiten Stock am Treppengeländer und schlug mit einem langen Schwert nach Magiere. Mit einem lauten Klirren, das in Leesils Ohren widerhallte, traf es auf das Falchion. Chap sprang nach oben, an Magiere vorbei zum Ende der Treppe.
Magiere stieß das Schwert beiseite und brachte die letzten Stufen hinter sich. Die große Gestalt trat vor und war deutlicher zu erkennen, als sie erneut mit dem Schwert ausholte; diesmal hatte sie es auf Chap abgesehen.
Leesil sah braunrotes Haar und einen schlichten, aber gut geschnittenen Kasack. Leesil sprang zwei weitere Stufen hoch und hörte Wynns Schrei.
»Chane!«
Dieses eine Wort ließ den Schwertkämpfer innehalten, und er blickte an Leesil vorbei die Treppe hinunter. Unschlüssigkeit verdrängte die kalte Entschlossenheit aus dem blassen Gesicht.
Ein Armbrustbolzen sauste an Leesils Kopf vorbei und bohrte sich in die Brust des Untoten. Rauch kam aus der Wunde. Leesil sah zurück und stellte fest, dass Vàtz geschossen hatte. Wynn stand wie versteinert neben ihm, klammerte sich krampfhaft an ihre eigene Armbrust. Vàtz hatte bereits damit begonnen, die Sehne seiner Waffe wieder zu spannen.
Als Leesil nach oben lief, sprang eine zweite Gestalt übers Geländer ins Treppenhaus und landete hinter ihm. Knochige Hände packten ihn und hielten ihn fest.
»Du bist tot, Halbblut«, zischte eine vertraute Stimme dicht an seinem Ohr.
Die Hände des Untoten waren kalt, und ihre Kälte schien sich in Leesil auszudehnen. Jäher Schmerz nahm ihm den Atem, als Zähne auf den Kragen des Kettenhemds trafen.
Nicht noch einmal.
Sein Gegner versuchte, ihm die Zähne in den Hals zu bohren, aber das Kettenhemd hinderte ihn daran. Die lähmende Wirkung des Schocks ließ nach, und Leesil beugte das linke Bein, stieß sich von der Wand des Treppenhauses ab.
Der Stoß brachte ihn zur anderen Seite, und beim Aufprall wurde Rattenjunge zwischen ihm und der rechten Wand eingeklemmt. Leesil rammte den linken Ellenbogen nach hinten und spürte, wie sich die hintere Spitze der Klinge in die Seite seines Gegners bohrte. Die Zähne lösten sich von Leesils Hals.
Er trat zwei Stufen nach unten, schlug mit der rechten Klinge zu, traf jedoch nur leere Luf t – Rattenjunge stand bereits auf dem Treppenabsatz.
Das zerstörte Auge hatte sich neu gebildet, jedoch nicht vollständig. Wo die Iris sein sollte, zeigte sich nur ein dunkler Fleck.
Leesil trat vorsichtig näher und hielt beide Klingen bereit. »Chap!«, rief er.
Der Hund wandte sich von Magiere ab und starrte Rattenjunge an.
Ein Bolzen traf den kleinen Untoten über dem rechten Auge und bohrte sich in die Stirn. Der Kopf ruckte nach hinten, und auch diesmal kam
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