Dhampir - Seelendieb
Rauch aus der Wunde. Rattenjunge schrie, und als er die Hände zum Gesicht hob, sprang Chap ihn an und warf ihn in die Ecke des Treppenabsatzes.
Leesil konnte sich nicht umsehen, um festzustellen, wo Wynn und Vàtz waren oder wer von ihnen geschossen hatte. Er eilte nach oben, holte mit der linken Waffe aus und zielte auf den Hals des Untoten.
Rattenjunge riss den Bolzen aus der Stirn und duckte sich, und Leesils Klinge traf nur die Wand. Die Wucht des Aufpralls ließ Leesils Arm erbeben, und Rattenjunge duckte sich darunter hinweg und huschte zur Treppe.
Leesil drehte sich um.
Wynn stand weiter unten, eine leere Armbrust in den Händen. Sie schlug damit nach Rattenjunge, als der ausholte und ihr mit den Fingernägeln den Hals aufschlitzen wollte.
Für Leesil dehnte sich die Zeit, als er beobachtete, wie die klauenartigen Fingernägel auf die Kehle der jungen Weisen zielten. Ein kurzes Stechen ging von den Narben an seinem Kinn aus.
Chap sprang durchs Treppenhaus.
Diesmal prallten seine Vorderpfoten gegen Rattenjunges Rücken. Hund, Vampir und Weise fielen und rollten die Treppe hinunter. Vàtz hielt sich mit der einen Hand am Geländer fest und verhinderte so, dass er mitgerissen wurde.
»Wynn!«, rief die tiefe Stimme eines Mannes.
Leesil reagierte instinktiv und sah in die Richtung, aus der die Stimme kam.
Magieres Augen waren schwarz und die Eckzähne lang, als sie mit ihrem Falchion nach Chane schlug. Es war seine Stimme gewese n – er hatte in Panik nach Wynn gerufen.
Leesil nahm sich nicht die Zeit, darüber nachzurätseln; er sauste die Treppe hinunter und folgte Rattenjunge.
Chane war wütend. Was schiefgehen konnte, war schiefgegangen, ohne dass er Gelegenheit gehabt hätte, etwas dagegen zu unternehmen. Er hatte geplant, kurz gegen den Halbelf zu kämpfen und Toret der Dhampir zu überlassen, aber die Rachegelüste seines Herrn ruinierten alles.
Außerdem hatte er es versäumt, den Hund bei seinen Plänen zu berücksichtigen. Seine Zähne waren mehr als nur ein Ärgerni s – die Wunden in Chanes Beinen brannten. Um dem Hund zu entgehen, hatte er sich auf den Kampf gegen die Dhampir eingelassen, nach dem Armbrustbolzentreffer in der Brust. Die Wunde rauchte noch immer, obwohl er den Bolzen herausgerissen hatte.
Und jetzt war Wynn irgendwo dort unten, gefangen zwischen Toret und dem Hund.
Chane brüllte und schlug nach der Dhampir. Sie knurrte, und er sah ihre langen Eckzähne. Im Gegensatz zum Kristallglanz von Untotenaugen zeigten die der Dhampir ein Schwarz, das alles Licht aufzusaugen schien. Ihre Hiebe zwangen Chane, durch den Flur zurückzuweichen. Die Brustwunde behinderte seinen Schwertarm, und als er einen weiteren Schlag parierte, sah er, wie der Junge am Treppenabsatz seine Armbrust neu lud. Wenn er sich nicht schnellstens etwas einfallen ließ, konnte dies mit seinem zweiten Tod enden.
Chane täuschte einen Angriff vor und wich erneut zurück.
»Toret wird deinen Halbblut-Freund ausweiden«, sagte er. »Er wird ihn aufreißen, von der Kehle bis zu den Lenden.«
Die Dhampir zögerte. Chane unternahm einen zweiten Scheinangriff, und als seine Gegnerin Anstalten machte, den Hieb abzuwehren, schlug er mit der linken Faust zu.
Er traf sie am Kinn, und zu Chanes Überraschung zuckte Schmerz durch seinen Arm. Sie schien ein ganzes Stück kräftiger zu sein, als es den Anschein hatte, aber ihr Kopf kippte trotzdem zur Seite.
Die Dhampir taumelte zurück, stieß gegen den Türrahmen von Saphirs Zimmer und wankte an der Wand entlang. Bevor sie fiel, trat der Junge mit der Armbrust in den Flur. Chane griff nach dem Geländer und setzte darüber hinwe g – ein Bolzen raste mit deutlich hörbarem Zischen an ihm vorbei.
Wynn kauerte unten vor der Treppe auf dem Boden, und der knurrende Hund bewachte sie. Chane hörte Schritte weiter oben, blickte zum Treppenabsatz empor und sah den Jungen, der erneut seine Armbrust spannte. Er holte mit seinem langen Schwert aus. Die Spitze der Klinge traf die oberste Stufe, und der Junge wich hastig zur Wand zurück.
Chane sprang zum Ende der Treppe. Bevor sich der Hund ihm zuwenden konnte, traf ihn die flache Seite der Klinge am Kopf, und das Tier ging zu Boden.
Wynn sah zu ihm auf, mit Entsetzen in den Augen.
Er hatte nie erwartet, dass ihr Gesicht einen solchen Ausdruck annehmen könnte, wenn sie ihn ansah.
Er bückte sich, streckte die freie Hand aus und zog sie auf die Beine.
»Chan e … nein!«, rief sie.
Er hatte keine Zeit für
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