Dhampir - Seelendieb
und mit dieser Absicht watete sie durchs Wasser auf ihn zu.
»Lass sie los. Es sei denn, du willst dich mit nur einem Arm zur Wehr setzen.«
»Wie willst du gegen mich kämpfen, ohne zu riskieren, deine Freundin zu verletzen?«
Magiere antwortete, indem sie mit der Armbrust schoss. Der Bolzen bohrte sich in Chanes entblößte Wade, und er schrie auf, als Rauch aus der Wunde quoll. Schmerzerfüllt krümmte er sich zusammen, löste die Hand von Wynns Mund und griff nach dem Bolzen. Die junge Weise sprang davon.
Magiere warf die leere Armbrust vor Wynn auf den Gehsteig. Es wäre ein perfekter Moment gewesen, Chane anzugreifen, aber erst musste Wynn besser geschützt sein. Als Chane den Bolzen aus der Wade zog und ins fließende Wasser des Tunnels trat, schnitt Magiere mit ihrem Falchion den Riemen des Köchers durch und warf ihn der Armbrust hinterher.
»Lade die Waffe«, wies sie Wynn an und trat vor, zwischen den untoten Adligen und die junge Frau.
InChanesGegenwartverändertesichetwas.Zuvor,imGasthausundindemzweistöckigenGebäude,hattesieBlutgierunddenWillenzurFluchtgefühlt.NunspürtesieEntschlossenheit.
»Hört auf, ihr beide!«, rief Wynn. »Chane, sie ist einzigarti g – tu ihr nichts. Magiere, dies ist nicht seine Schuld. Toret hat ihn gegen seinen Willen zum Vampir gemacht.«
Sinnlose Worte. Doch als Magiere ihr einen Blick zuwarf, sah sie, dass Wynn die Armbrust mit einem der beiden letzten Bolzen lud.
»Schieß auf ihn, wenn ich es dir sage«, brummte Magiere.
Wahrscheinlich konnte Wynn gar nicht mit der Waffe umgehen, aber die Worte galten auch Chane. Der Untote ging langsam auf sie zu und hielt nach einer Blöße Ausschau.
»Sie wird nicht auf mich schießen«, sagte er mit ruhiger Gewissheit.
BisherhattesieWynnfüreineGeiselgehalten,aberoffenbargabesmehrzwischenihnen.Unddoch:AusdenAugenwinkelnsahMagiere,dassdiejungeWeisedieArmbrustaufChanerichtete.
Er hob den Arm und schlug zu, versuchte wie vor ihm Rashed, Magieres Verteidigung allein mit Kraft zu durchbrechen. Die Wucht des Hiebes war enorm, und Magiere sank auf ein Knie, als sie ihn parierte. Chane spielte nicht mehr.
Sie selbst hatte es von Anfang an ernst gemeint.
MagiereschlugebenfallszuundzielteaufChanesBeine.Alserauswich,sprangsiezurück,umetwasDistanzzugewinnen.Ergriffsofortwiederan,schwangdaslangeSchwertundschlugzu.DiesmalversuchteMagierenicht,denHiebabzublocken.SieducktesichzurSeiteundstießdasFalchionwiederinRichtungderBeine.Ertratzurück,abernichtschnellgenug:DieSpitzederKlingedranginslinkeKnie.ErzogeineGrimasse,alsSchmerzinderWundeentflammte,undrissseinSchwertnachoben.
Die Schneide traf Magieres Lederhemd dicht unter dem Kragen und schnitt in die linke Schulter. Sie wankte zurück.
Chane verlagerte das Gewicht aufs unverletzte Bein, und Magiere spürte, wie Blut aus ihrer Schulterwunde quoll. Um ihren Gegner von sich abzulenken, rief sie:
»Wynn, schieß auf ihn!«
Chane versuchte, auf ihre andere Seite zu gelangen, aber er hinkte jetzt. Als er ihr Blut sah, veränderten sich seine Augen. Magiere fühlte die Gier in ihm, und auch noch etwas anderes.
Begehren.
Chane fand Befriedigung darin, seine Opfer zu töten und in den letzten Momenten des Lebens ihr Blut zu trinken.
Warum hatte Wynn nicht geschossen?
Chane sprang vor, holte im letzten Augenblick mit dem Schwert zu einem tiefen Schlag aus.
Als Magiere ihr Falchion senkte, um den Hieb abzuwehren, schloss er die freie Hand um ihren Unterarm, nutzte das eigene Bewegungsmoment und stieß sie gegen die Wand.
Magiere gab sich dem Zorn hin, der in ihr loderte, hob die Faust und rammte sie gegen Chanes Unterkiefer.
Der Schlag warf seinen Kopf zurück und war so wuchtig, dass auch sein Oberkörper nach hinten kippte. Dadurch löste sich seine Hand von Magieres Schwertarm. Er riss die Augen auf, als er taumelte, und an seinen Zähnen zeigte sich die eigene schwarze Flüssigkeit.
Magiere schlug mit dem Falchion nach seinem Kopf.
Chane hob das Schwert, und Metall prallte gegen Metall. Die lange Klinge zielte auf Magieres Kehle, und sie wich zur Wand zurück.
Während Schwert und Falchion sich noch gegenseitig blockierten, streckte Magiere die freie Hand nach Chanes Kehle aus, und die Finger bohrten sich in kaltes Fleisch. Ihr Rücken löste sich von der Wand.
Chane verlor langsam an Boden, blieb dann wieder stehen, drückte stärker mit dem Schwert gegen das Falchion, um das Gesicht seiner Gegnerin zu
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