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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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richtete den Blick auf seine herrliche Geliebte. Die schöne Saphir posierte in ihrem neuen senfgelben Satingewand vor dem großen, ovalen Spiegel. Dunkelblonde Locken säumten ihr rundes, sinnliches Gesicht.
    Chane, sein neuer Diener und Leibwächter, stand neben dem Kamin, lehnte sich ans Mauerwerk und wirkte wie so oft gelangweilt. So nützlich er auch sein mochte: Chane hatte wenig Phantasie, sprach selten und trug die meiste Zeit eine verdrießliche Miene zur Schau. Er wa r …
    Wie sollte man ihn nennen? Er war nervtötend. Ja, das war er wirklich.
    Aber Toret scherte sich nicht darum. In nur zwei Monden hatte er es weit gebracht. Waren tatsächlich nur zwei Monate vergangen, seit er Rashed und Teesha in Miiska zurückgelassen hatte? Es erschien ihm viel länger, und er wunderte sich darüber, wieso er all die Jahre unter Rasheds Joch gelebt hatte, obwohl er durchaus fähig war, sich eine eigene perfekte Welt zu schaffen.
    Bei der Reise die Küste hinauf war er auf die große Stadt Bela gestoßen. Er hatte ganz nach Belieben getötet und Blut getrunken, seinen Opfern das Geld gestohlen und sich selbst erneuert. Er kleidete sich wie Rashed, wie ein Edelman n – sogar noch besser. Eines Nachts, während der Jagd in der Nähe eines Bordells, sah er die perfekteste Frau auf der ganzen Welt, mit strahlenden Augen, die ihn an den hellen Tageshimmel erinnerten, den er seit vielen Jahrzehnten nicht gesehen hatte. Er konnte sie nicht einfach töten und ihre Lebenskraft in sich aufnehmen. Sie musste ihm gehören. Seine Saphir.
    Er sah eine Göttin in ihr.
    Sie fachte seinen Wunsch an, jemand anders zu werden als Rattenjunge. Er änderte seinen Name n – der alte war eine Beleidigung, ihm von seinem untoten Schöpfer aufgezwunge n – und nannte sich Toret. Diesen Namen hatte er als Sterblicher getragen, vor langer Zeit.
    Doch Saphir konfrontierte ihn mit Bedürfnissen und Wünschen, die er nicht erfüllen konnte. Als er dem arroganten jungen Adligen Chane begegnete und ihn verwandelte, änderte sich die Situation. Chane hatte geerbt, und das Geld genügte, um ihnen Wohlstand zu garantieren. Toret verwendete einen Teil des Vermögens für den Kauf eines zweistöckigen Steinhauses am Rand eines vornehmen Viertels von Bela, im Innern des zweiten Kreises. Er fragte sich, warum er nicht schon früher versucht hatte, auf eigenen Beinen zu stehen. Warum hatte er all die Jahre unter Rasheds Kommando ertragen? Jetzt war Rashed to t – das hatte Toret zumindest gehör t – , und damit gehörte dieses Problem endgültig der Vergangenheit an.
    »Ist es nicht wunderschön?«, fragte Saphir und sah glücklich auf die Falten ihres neuen Kleids hinab. Es war so fest geschnürt, dass eine sterbliche Frau gar nicht mehr hätte atmen können, doch dadurch kamen ihre Brüste noch besser zur Geltung.
    »Ja«, antwortete Toret. »Aber du siehst in allem hinreißend au s … und auch ohne alles.«
    Chane gab ein seltsames, halb ersticktes Geräusch von sich.
    Toret richtete einen leicht besorgten Blick auf Chane, als dieser sich räusperte. Jenes Geräusch kam so oft von ihm, dass sich Toret fragte, ob er ein körperliches Problem hatte, das aus seiner Existenz als Lebender stammte. Aber da es ohne Einfluss auf seine Fähigkeit blieb, ihm zu dienen, fragte er nie danach.
    Dieser Raum gefiel Toret mehr als alle anderen, mit Ausnahme des Schlafzimmers, das er mit Saphir teilte. Natürlich hatte sie außerdem ihr eigenes Zimmer, für Schmuck, Kleidung und andere persönliche Dinge, aber er bestand darauf, dass sie tagsüber bei ihm ruhte.
    ChanehattedieEinrichtungdesSalonsbestellt,undToretwussteseineAuswahlzuschätzen.BeimKaufdesHauseshattendergraueKaminundderParkettbodenausHartholzbereitserstklassigeHandwerkskunstgezeigt.ChanehattedickesumanischeTeppicheliefernlassen,bernsteinbraunundrotgelb,unddröwinkanischeLandschaftsmalereienschmücktendieWändedesTreppenhauses.TischeaushellemEichenholzbildeteneinenangenehmenKontrastzudenanderen,dunklerenMöbeln.
    Wenn Toret es nicht besser gewusst hätte, wäre er sicher gewesen, dass Chane ein wenig stolz auf das erzielte Ergebnis war. Es hatte einen Moment der Anspannung gegeben, als Toret ein lebensgroßes Porträt von Saphir in einem verzierten Bronzerahmen an der Westwand des Wohnzimmers aufgehängt hatte. Gab es etwas Schöneres als Saphir, um den Dingen den letzten Schliff zu geben?
    Das Haus hatte einem reichen, aber einsiedlerischen Kaufmann gehört, der an Tuberkulose gestorben war. Das

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