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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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und damit einen Schlussstrich ziehen. Er trat zurück.
    »Natürlich. Komm herein.«
    Der Fremde trat über die Schwelle, ging zum Salon und sah sich um.
    Toret schnupperte mit der Absicht, das Blut des Mannes zu riechen. Er atmete tief ein, öffnete gleichzeitig die Augen noch ein wenig weiter, um alle Details zu sehen. Er konzentrierte seine ganze Wahrnehmung auf den Fremde n …
    Und fühlte nichts.
    Es gab keinen Geruch, kein Prickeln in der Luft. Das Pochen eines schlagenden Herzens fehlte ebenso wie das Rauschen von Blut in den Adern. Das genügte, um Toret misstrauisch werden zu lassen, aber hinzu kam: Auch sonst nahm er nichts wahr, nicht einmal einen Hauch von Wärme. Selbst Edle Tote hatten eine gewisse Präsenz, doch dieser seltsame Besucher schien überhaupt nicht da zu sein, sah man einmal von seinem Erscheinungsbild und der raschelnden Kleidung ab.
    »Wer bist du?«, fragte Toret.
    Der Mann trat zum Kamin, betrachtete das Mauerwerk, drehte sich dann um und richtete den Blick auf das lebensgroße Porträt von Saphir. Er wölbte eine Braue.
    »Ein Freund«, antwortete er. »Ich bin dir von Miiska gefolgt. Ich habe gesehen, was dort geschah, was die Jägerin und ihr Halbblut-Freund mit deinem Zuhause und deinen Gefährten gemacht haben.« Der Mann deutete ein Lächeln an. »Ich bin hier, um dich zu warnen. Die Jägerin kommt nach Bela, und du musst dich vorbereiten.«
    Es schien Toret den Hals zuzudrücke n – eine alte Reaktion aus seiner Existenz als Sterblicher, obwohl er gar nicht mehr atmen musste. Auf der ganzen Welt fürchtete er nur eine Person mehr als Rashed: die Jägerin.
    »Wohe r … woher weißt du das?«
    »Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Bescheid zu wissen.«
    Der Mann wirkte ruhig und ernst und schien gleichzeitig sehr fern zu sein. Seine Haltung ähnelte der Chanes: gerader Rücken, der Kopf so hoch erhoben, dass der Nacken den Kragen berührte. Der Besucher war ein Adliger oder hatte einst unter Adligen gelebt. Aber Toret ließ sich davon nicht beeindrucken.
    »Wie kannst du davon wissen ? Und warum sagst du mir dies alles?«
    Der Mann zögerte und wählte seine Worte mit Bedacht.
    »Belas Stadtrat hat der Jägerin ein Angebot gemacht, das sie nicht ablehnen kann. Sie kommt hierher, um die Geschöpfe der Nacht zu vernichten, von denen der Rat die Stadt heimgesucht glaubt. Du musst für den Kampf bereit sein. Dein Diener, der verdrießliche Mann, ist mit gewissen arkanen Künsten vertraut, nicht wahr?«
    Toret nickte langsam.
    »Greif auf ihn zurück. Die Dhampir hat es noch nicht mit Magie zu tun bekommen, echter Magie. Und dieses Mal wird es viel schwerer sein. Sie macht die gleichen Fehler nicht zweimal, und ihr Begleiter ebenso wenig. Wiederhole deine früheren Taktiken nich t – du müsstest einen hohen Preis dafür bezahlen.«
    Im Anschluss an diese Worte ging der Mann an Toret vorbei zur Tür.
    »Warte!«, entfuhr es Toret, und er lief Gefahr, die Kontrolle zu verlieren. »Warum erzählst du mir dies? Was hast du davon?«
    Der Mann blieb kurz stehen.
    »Bereite dich vor«, sagte er nur. Dann schritt er durch die Tür und schloss sie hinter sich.
    Toret eilte ihm nach, riss die Tür auf und trat in die Nacht. Auf der obersten Treppenstufe blieb er stehen und sah die Straße hinauf und hinunter, die visuelle Wahrnehmung so erweitert, dass er die unterschiedlichen Arten von Schwarz in den tiefsten Schatten der Nacht sah.
    Die Straße war leer.

3
    Die Sonne ging an einem frischen, klaren Morgen auf. Magiere stand mit Leesil und Chap an Miiskas Anlegestelle und bereitete sich darauf vor, an Bord eines Schoners zu gehen, der sie nach Bela bringen sollte. Sie hatten mehrere Tage auf ein Schiff gewartet, das nach Norden segelte, und jetzt dümpelte ein hübscher Zweimaster unweit der Hafeneinfahrt. Er hatte zu viel Tiefgang, um im seichten Wasser des Hafens zu ankern; ein Ruderboot würde sie zum Schiff bringen, damit ihre Reise die Küste hinauf beginnen konnte.
    Magiere hatte ihr langes Haar mit einem Lederriemen zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden; sie trug Stiefel, eine schwarze Hose und ein rotgelbes Hemd. Das Falchion baumelte wieder an ihrer Hüfte, und die beiden Amulette hingen deutlich sichtbar am Hals. Die wenigen anderen Kleidungsstücke, ein neuer Rucksack, einige Vorräte und Leesils Werkzeugkasten befanden sich in der kleinen Truhe aus ihrem Zimmer, die jetzt neben ihr auf dem Kai stand.
    Leesil schenkte seinem Äußeren wie üblich kaum Beachtung. Er trug eine

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