Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
Vom Netzwerk:
und wünschte sich fast, Miiska nie verlassen zu haben. Er hörte ein Schnüffeln am Ohr, spürte dann, wie ihm etwas Warmes und Feuchtes über die Nase strich. Chap leckte erneut durch sein Gesicht und jaulte auf eine Weise, die fast mitleidig klang. Leesil klopfte dem Hund auf den Kopf, und dann drehte sich ihm erneut der Magen um, als er Chaps Atem roch.
    »Bei den Abgründen der Hölle!«, stöhnte er. »Was hast du gefressen?«
    Mit einem leisen Knarren öffnete sich langsam die Kabinentür, und Magiere spähte herein, um festzustellen, ob er schlief. Neidisch sah er, dass es ihr gut zu gehen schien. Ihre glatten, bleichen Wangen zeigten keine gelben oder grünen Töne, die auf Übelkeit hinwiesen.
    »Geht’s etwas besser?«, fragte sie.
    »Wie weit ist es noch bis nach Bela?«, brachte Leesil hervor.
    »Der Kapitän meint, wir könnten den Hafen morgen erreichen, wenn der Wind hält. Wenn er nachlässt, brauchen wir länger. Der Kapitän meinte aber, dass auch das vermutlich nichts an deinem Zustand ändern würde.«
    Oh, bei allen Heiligen, wie wundervoll, dachte Leesil.
    Magiere zog die Brauen zusammen. »Ich schätze, manche Leute werden seekrank und andere nicht. Wenn es einen erwischt, dauert es offenbar eine Woche oder länger, bis man ›Meerbeine‹ bekommt, wie es der Kapitän nannte, und sich an die Bewegungen gewöhnt.« Sie zögerte in der Tür. »Willst du schlafen? Möchtest du allein sein?«
    Allein sein? Wie meinte sie das?
    Wenn er sich in der Kabine aufhielt, fand sie irgendeinen Grund, woanders zu sein. Und wohin sollte man an Bord des Schiffes schon gehen? So groß war der Schoner nicht. Plötzlich fiel ihm ein, dass Magiere die Kabine vielleicht für sich wollte, und das weckte so viel Ärger in ihm, dass er die Übelkeit vergaß. Hier lag er, so elend, dass ihm allein beim Gedanken an Essen schlecht wurde, und sie dachte nur an ihre Privatsphäre.
    Leesil rollte sich von der Koje, bevor sein Magen dagegen protestieren konnte.
    »Wo ist der Geldbeutel, den Karlin dir gegeben hat?«, fragte er.
    »Der Geldbeutel?«
    »Ja. Ich möchte Wein trinken, um den Magen zu beruhige n – oben auf dem Deck«, sagte Leesil und fügte bitter hinzu: »Dann hast du die Kabine für dich.«
    Magiere runzelte die Stirn und wollte etwas erwidern, überlegte es sich dann aber anders, ging zur Truhe und holte den Geldbeutel.
    »Wie viel brauchst du?«
    AusÄrgerwurdeZorn,wasdazuführte,dasssichLeesilnochelenderfühlte.Siezögertesogar,ihmeinpaarMünzenanzuvertrauen?
    »Keine Ahnung!«, sagte er scharf. »Wie viel verlangen Matrosen für ihren gebunkerten Wein?«
    Seine heftige Reaktion überraschte Magiere ganz offensichtlich, aber wenn sie auch nur einen Hauch von Feingefühl gehabt hätte, wäre ihr der Grund klar gewesen. Leesil konnte kaum glauben, dass sie so stur war. Er riss ihr den Beutel aus der Hand, ließ mehrere Münzen herausfallen und gab ihn zurück.
    »Zur sicheren Aufbewahrung«, sagte er. »Damit ich nicht alles verspiel e … oder, schlimmer noch, über die Reling fallen lasse, während ich die Mahlzeit herauswürge, die ich noch gar nicht gegessen habe.«
    »Leesi l … « In Magieres Gesicht zeigte sich erster Ärger. »Es geht dir nicht gut, und Wein dürfte dir kaum helfen. Leg dich einfach hin und ruh aus.«
    »Oh, ich glaube, Wein ist eine ausgezeichnete Idee.« Die Bewegung bescherte ihm neue Übelkeit, aber er schwang übertrieben den Arm und verbeugte sich. »Ich lasse dich in Frieden.«
    Er wankte durch die schmale Tür und den Gang, stieg die Treppe zum Deck hoch. Magiere folgte ihm nicht, aber das hatte er auch nicht erwartet.
    Oben lehnte sich Leesil an die Reling, eine Hand fest um das Seil geschlossen, das zur Takelage emporführte. Der Abend brachte manchmal eine ruhigere See, und dann ließ das Schlingern des Schiffes nach. Er atmete die frische Luft tief ein und spürte, wie sich die Unruhe in seiner Magengrube legte.
    Verlegenheit erfasste ihn, als er einen klareren Kopf bekam. Wenn er sich wie ein launisches Kind verhielt, weckte er damit in Magiere nicht den Wunsch, mehr Zeit mit ihm zu verbringen.
    Er hörte Stimmen und drehte sich zum rückwärtigen Teil des Schiffes um.
    Dicht unter dem hohen Heck des Schoners saßen vier Matrosen und spielten Karten im Schein einer Laterne. Dann und wann tranken sie aus einer Kalebasse, deren Hals dunkel war von den Händen, die sie über Jahre hinweg gehalten hatten. Leesil vergaß sein Elend, als andere Dinge in den Mittelpunkt

Weitere Kostenlose Bücher