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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Magiere. »Komm her.«
    Der Alte lachte und hob seine leeren Hände, um zu zeigen, dass er nichts mehr hatte. Chaps Schwanz verharrte, und er winselte, ließ traurig den Kopf hängen.
    Magiere gewann den sonderbaren Eindruck, dass der Hund dieses Verhalten seinem Herrchen abgeschaut hatt e – auf ähnliche Weise ergatterte Leesil manchmal zusätzliche Törtchen in Karlins Bäckerei. Sie schloss kurz die Augen.
    »Chap, hör auf zu betteln!«
    Als der Hund Magieres beharrlichen Ton hörte, lief er Magiere hinterher, die zum Hafen ging. Manchmal zeigte Chap verblüffende Intelligenz.
    Und bei anderen Gelegenheiten verhielt er sich einfach nur wie ein Hund.
    Als sie sich der Stelle näherte, wo einst das große Lagerhaus gestanden hatte, erschien ihr die Anzahl der Hafenarbeiter geringer als sonst. Es waren zu wenige. Bei den Anlegestellen zeigten sich mehr Leute als früher, und unter ihnen waren viele neue Gesichter, was Magiere mit Unbehagen erfüllte.
    Händler hielten sich dort auf. Einige feilschten mit den Kapitänen der großen und kleinen Schiffe, die diesen nicht besonders wichtigen Hafen anliefen. Fliegende Händler machten Geschäfte bei den Anlegestellen, und Bauern versuchten, den Händlern ihre Waren direkt zu verkaufen.
    Magiere beobachtete, wie Männer und Frauen Kisten, Fässer und Bündel schleppten. Sie wirkten heruntergekommen, dünn und erschöpfter als früher – oder vielleicht hatte Magiere zuvor nicht richtig darauf geachtet. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich verantwortlich.
    Bevor sie nach Miiska gekommen war, hatte ihr Leben daraus bestanden, Bauern um ihre wenige Habe zu bringen und dann weiterzuziehen. Leesil und Magiere hatten ihren Lebensunterhalt damit verdient, in dem nordöstlichen Land Strawinien von Dorf zu Dorf zu ziehen, und auch in anderen Regionen, wo Bauern unter seltsamen Umständen starben. Sie überzeugten die Bewohner davon, dass sich Untote in ihrem Ort herumtrieben und Magiere, die Jägerin, die Dhampir, sie gegen ein Entgelt retten konnte. Des Nachts verkleidete sich Leesil und erschien als bleiches Monstrum, als Vampir, auf den Dorfwegen. Magiere führte dann einen wilden Kampf gegen ihn, und nach seiner »Pfählung« war der Ort befreit.
    Das ständige Reisen, immer von Ungewissheit begleitet, wurde schließlich zu viel. Magiere hatte genug Geld gespart, um sich in Miiska eine Taverne zu kaufen. Sie wollte Ruhe und Frieden, wünschte sich nichts mehr, als für den Rest ihres Lebens mit Leesil die Taverne zu führen. Doch welche Ironie: Als Betrügerin und Hochstaplerin hatte sie sich in vermutlich der einzigen Stadt von Belaski niedergelassen, in der tatsächlich ein Trio aus Untoten hauste.
    Und schlimmer noch. Ihr Ruf als Vampirjägerin folgte ihr in ie kleine Hafenstadt. Alle erwarteten von ihr, dass sie wusste, wie man gegen solche Geschöpfe kämpfte, und die Vampire selbst waren davon überzeugt, dass sie es auf sie abgesehen hatte. Magiere hatte den Konflikt nicht vermeiden können und zwei der Untoten ausgelöscht, darunter auch deren Anführer Rashed.
    Magiere sah erneut zu den Anlegestellen. Diesmal war sie an der verbrannten Erde vorbeigegangen, ohne die leere Stelle bewusst wahrzunehmen. Beim Rückzug vom Versteck der Untoten hatte Leesil das größte Lagerhaus von Miiska in Brand gesteckt, um Magiere das Leben zu retten. Der Brand war nicht ohne Folgen für die Stadt geblieben.
    Rashed mochte ein Ungeheuer gewesen sein, aber eins mit gutem Geschäftssinn. Sein Lagerhaus hatte vielen Bürgern von Miiska Arbeit gegeben und war eine Hauptstütze für den Export gewesen.
    Magiere erkannte schließlich die Ursache für ihre sinnlos scheinenden Schuldgefühle.
    »Bewegt euch, ihr Faulenzer!«, rief ein Vorarbeiter in einem ärmellosen Hemd. »Es gibt genug Leute, die euch ersetzen können, wenn ihr nicht spurt.«
    Magiere und Leesil hatten Miiska von den Untoten befreit, aber ohne Rasheds Konkurrenz konnten die Inhaber der beiden anderen, kleineren Lagerhäuser den Arbeitern für mehr Arbeit weniger Geld bezahlen und die Preise der Waren drücken, da es weniger Platz für Lagerung und Export gab. Wer protestierte, bekam den Laufpass. Es gab mehr Bewerber als Arbeit, und die Geschäfte liefen schlecht. Viele Menschen wurden allmählich in den Ruin getrieben und liefen Gefahr, all das zu verlieren, wofür sie ein Leben lang geschuftet hatten.
    Magiere beschloss, nicht weiter darauf zu achten. Sie hatte eine Taverne, die ihre Aufmerksamkeit erforderte. Als

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