Dhampir - Seelendieb
aufgeblasenen Mystiker gerechnet, oder mit einem ehrgeizigen Alchimisten. Ich war nicht sehr erfreut, als uns der Stadtrat diese Sache aus den Händen nahm. Aber wir haben viel zu tun, und die Distriktpolizisten sind Einheimische, denen es an Ausbildung fehlt und die ihren Aufgaben manchmal nicht gerecht werden. Du hingegen siehst aus, als könntest du in einem Kampf bestehen.«
Die Freundlichkeit des Hauptmanns wirkte beruhigend, und Magiere entspannte sich ein wenig. Gleichzeitig fühlte sie vages Unbehagen, denn Schetnicks Blick klebte geradezu an ihr fest.
»Kannst du uns eine Liste geben?«, fragte sie noch einmal.
»H m … vielleicht hast du Zeit für einen Austausch.« Er zog die buschigen Brauen zusammen. »Es ist mir gleich, wer den Mörder erwischt. Ich möchte nur, dass er zur Strecke gebracht wird.«
Leesil trat näher, und Magiere sah Ärger in seinem Gesicht.
»Was meinst du mit ›Austausch‹?«, fragte er.
Schetnick sah ihn kurz an und richtete dann wieder seine volle Aufmerksamkeit auf Magiere.
»Wie gut du auch sein mags t … Früher oder später brauchst du vermutlich Hilfe. Ich habe mit allen Nachbarn von Ratsmitglied Lanjow gesprochen und gebe ihre Informationen an dich weiter, wenn du mir sagst, was du bisher entdeckt hast.«
Magiere widerstand dem Drang, sofort zuzustimmen. Schetnick war mehr als ein Soldat. Als Hauptmann kannte er die Stadt vielleicht ebenso gut wie die Konstabler in den einzelnen Distrikten. Was die Polizisten erfuhren, fand vermutlich einen Weg hierher. Leesil und sie hingegen arbeiteten blind, ohne klare Hinweise. Andererseit s … Magiere wollte nicht zu eifrig erscheinen. Wenn Miiska vor dem wirtschaftlichen Ruin bewahrt werden sollte, mussten Leesil und si e – und nicht die Sträzhy-shlyahketné – die Reste eines Untoten vorweisen.
Schetnicks warm blickende Augen beobachteten sie aufmerksam. Magiere antwortete ihm mit einem kurzen Nicken, obwohl sie nicht unbedingt bereit war, irgendetwas mit ihm zu teilen.
»Hast du Leichen gefunden?«, fragte sie.
Die direkte Frage überraschte ihn. Vielleicht hatte er gedacht, der Erste zu sein, der Antworten bekam.
»Nein«,sagteer.»MeistenshörenwirvonLeuten,dieverschwinden.AufdieeineoderandereWeisewerdendieseFällegelöst,sooderso.ImletztenMonatsindmehrPersonenalsvermisstgemeldetworden,undwenigerFällekonntengelöstwerden.InzwischensindsovielePersonenverschwunden,dasswirnichtnachihnenallengleichzeitigsuchenkönnen.«
Nichts davon ergab einen Sinn für Magiere. Vermisste Persone n … Aber der Täter hatte die tote Chesna vor aller Augen auf der Veranda zurückgelassen.
»Chesnas Mörder wollte, dass sein Opfer gefunden wird«, sagte sie. »Ich glaube, es ging ihm darum, ein Zeichen zu setzen.«
»An diese Möglichkeit habe ich gedacht, aber aus welchem Grund?«, fragte Schetnick nachdenklich. »Es passt nicht zu den anderen Fällen.«
Er trat um den Tisch herum, setzte sich vorn auf die Kante und beugte sich ein wenig vor.
»Wieso bist du so sicher, dass es sich um einen Mann handelt?«, fragte er.
Leesil holte zischend Luft. »Ich glaube, wir haben die Zeit des Hauptmanns genug in Anspruch genommen. Wenn du uns bitte die Liste geben würdes t … Dann machen wir uns auf den Weg.«
Leesils Stimme war eisig, und Magiere begriff, dass er die Kaserne aus irgendeinem Grund verlassen wollte. Auch Schetnick bemerkte den besonderen Ton, brummte und ging zu einer Kommode an der Wand.
»Es gibt keine Liste«, sagte er. »Ich kann euch einige protokollierte Aussagen geben, aber ich möchte sie zurückhaben.« Er ging die Pergamente in der obersten Schublade durch und holte einen Stapel so dick wie sein Daumen hervor. »Namen und Adressen stehen darauf. Könnt ihr lesen?«
»Er«, antwortete Magiere ohne Verlegenheit und deutete in Leesils Richtung. »Aber das sind ziemlich viele Unterlagen.«
»Sie werden euch nicht alle helfen«, sagte Schetnick. Er sprach noch immer freundlich, fast im Plauderton. »Einige Betrunkene, die angeblich Ungeheuer im Dunkeln gesehen habe n … Und es gibt immer Leute, die Gerüchte und Tavernengerede für bare Münze nehmen.«
Leesil nahm ihm den Stapel aus der Hand. »Danke. Gehen wir.«
Er schritt geradewegs zur Tür. Es blieb Magiere gar nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Chap schloss sich ihr an.
»Haltet mich auf dem Laufenden!«, rief Schetnick ihnen nach. »Und wenn ihr etwas brauch t … Gebt mir Bescheid.«
Magiere winkte und eilte durch den Flur. Als sie den Hof
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