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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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erwähnt, dass du in der ›Klette‹ wohnst. Vàtz kommt oft genug vorbei; er gibt dir Bescheid, wenn die zweite Waffe fertig ist.«
    Leesil nickte. »Danke.«
    Er stieß den Arm nach vorn und rammte die Klinge in den Hals eines imaginären Gegners.
    Magiere ging vor der Bank auf und ab. Es überraschte sie nicht, dass sich Leesil verspätet e – sein Zeitgefühl war ausgesprochen variabel. Ihr Ärger wuchs immer mehr, als schließlich eine kleine Kutsche hielt und Leesil ausstieg, begleitet von einem recht zufrieden wirkenden Chap.
    »Entschuldige«, sagte Leesil. »Eine meiner beiden Waffen war fertig, und ich habe sie zum Gasthof gebracht. Ich dachte mir, dass ich sie besser nicht tragen sollte, da Lanjow schon nervös genug ist.«
    Einige Passanten warfen ihnen argwöhnische Blicke zu, und Magiere begriff, dass sie nicht nur Lanjow nervös machten. Leesil trug ein dunkelrotes Kopftuch.
    »Ich dachte, du wolltest darauf verzichten«, sagte Magiere.
    Leesil zuckte mit den Schultern. »Angewohnheit. An den Augen lässt sich nichts ändern, aber das Haar und die Ohren verraten mich schon von Weitem.«
    Magiere drehte sich zum Eingang der Bank um. »Wir passen nicht in diesen Teil der Stadt. Wir könnten auch dein Gesicht bedecke n – die Leute würden uns trotzdem anstarren. Ich vermisse Miiska.«
    »Wir kehren bald nach Hause zurück«, sagte Leesil, aber seine Worte brachten keinen Trost.
    Das Innere der Bank wirkte nicht ganz so eindrucksvoll wie der Rathaussaal, aber der Boden bestand aus geschliffenem Granit, und zwei dünne Säulen aus dem gleichen Stein säumten den Eingan g – sie stützten nicht, sondern dienten allein der Zierde. Einige uniformierte, bewaffnete Männer in grauen Heroldsröcken standen an den Seitenwänden. Rechts erstreckte sich ein erhöhter Bereich, und dort saßen Angestellte hinter einem Tresen aus poliertem Kirschholz, arbeiteten mit Pergamenten und Federkielen. Auf der linken Seite bemerkte Magiere einen ähnlich beschaffenen brusthohen Tresen, und dahinter saß der geckenhafte Stadtratssekretär Doviak an einem Schreibtisch.
    Lanjow widmete sich hauptsächlich der Bank, und für jemanden wie ihn war es nur angemessen, Mitglied des Stadtrats zu sein. Für Doviak bedeutete das: Seine Tätigkeit als Sekretär betraf sowohl die Bank als auch den Stadtrat.
    Der dünne, kleine Mann sah auf, und Ungläubigkeit verwandelte sich in Kummer, als er Magieres Blick begegnete. Er eilte um den Tresen herum, und seine Schuhe klackten dabei auf dem Boden.
    »Fräulein Magier e … ic h … Wie kann ich dir helfen?«
    Magiere zögerte, als sie den kaum verhohlenen Abscheu in der Stimme des Sekretärs hörte. Im Rathaus war sie als »Dhampir« vorgestellt worden und hatte wie früher versucht, für eine Gemeinschaft verantwortliche Personen davon zu überzeugen, dass nur sie Rettung bringen konnte. In dieser feinen Umgebung fühlte sie sich so fehl am Platz wie ein Bauer unter Adligen. Magiere erinnerte sich an das Misstrauen und den Hass in ihrem Heimatdorf, und plötzlich steckte sie voller Ungewissheit.
    Leesil schien ihre Anspannung zu spüren und trat vor.
    »Wir sind gekommen, um mit Ratsmitglied Lanjow zu sprechen.«
    Doviaks gelocktes Haar schwang nach vorn, als er vorgab, einen prüfenden Blick in das Merkbuch zu werfen, das er mitgebracht hatte.
    »Oh, heute hat er den ganzen Tag über zu tun. Wenn ihr einen Termin für einen anderen Tag vereinbaren woll t … «
    »Dies dauert nicht lange«, unterbrach Leesil den Sekretär. Sein freundliches, gewinnendes Gebaren verschwand. »Wir sprechen jetzt mit ihm.«
    Wenn Leesils Stimme einen drohenden Klang gewann, wichen die meisten Leute zurück, was Magiere ein wenig seltsam erschien, denn er war weder groß noch imposant. Doviak hingegen straffte die Gestalt und hob den Kop f – entweder war er tapfer oder sehr dumm.
    »Niemand, nicht einmal der König, würde erwarten, Ratsmitglied Lanjow ohne eine Terminvereinbarung zu sprechen«, sagte Doviak kühl. »Er dient der Stadt und plant weit im Voraus.«
    Leesil lächelte und trat einen Schritt vor.
    »Ich bin nicht der König, du kleiner Stutzer. Man hat mich beauftragt, in einem Mordfall zu ermitteln. Wo warst du an dem Abend, als Chesna getötet wurde?«
    Doviak stotterte und hob zwei Finger zum Mund. Dann ließ er die Hand sinken und rief: »Wachen!«
    Magiere ergriff Leesil an der Schulter, und sie tauschten die Rolle n – diesmal hielt sie ihn zurück. Die freie Hand hob sie zu einer

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