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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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Er gab sie erst frei, als Schatten an ihnen vorbei in den linken Tunnel huschte. Chane folgte ihr, und Wynn setzte sich ebenfalls in Bewegung.
    Nach einer Weile wurde Schatten langsamer, und Wynn stellte fest, dass sich die Beschaffenheit der Wände verändert hatte. Erstaunlicherweise bestanden sie hier nicht mehr aus natürlichem Felsgestein. Dünne Fugen zeigten sich darin, zwischen so perfekt zugehauenen Steinblöcken, dass die Erbauer auf Mörtel verzichtet hatten.
    Schatten blieb stehen, und Chane hob warnend die Hand.
    Wynn blickte an ihm vorbei.
    Der Tunnel beschrieb hier keinen Bogen mehr, sondern verlief geradeaus, und sie sah Licht auf den Wänden weiter vorn. Dort standen der Elf mit seinem gestohlenen Kristall, die Herzogin und ihre Leibgarde.
    Herzogin Reine wirkte erschöpft. Strähnen ihres kastanienbraunen Haars hatten sich unter den wellenförmigen Kämmen gelöst. Wortlos starrte sie auf die Steinblockwand, während ihre Begleiter stumm warteten. Dann holte sie tief Luft und ließ den Atem langsam entweichen.
    Sie reichte das Kleidungsbündel einem Wearda und legte die Hände flach an die Wand, aber nicht nebeneinander. Der Abstand zwischen ihnen war größer als eine Schulterbreite, und die linke Hand berührte die Wand etwas weiter oben als die rechte. Dort blieben sie. Elf und Weardas gaben keinen Ton von sich und warteten, wie bei einem vertrauten Ritual.
    Wynn konnte nicht erkennen, ob die Herzogin Druck ausübte, aber danach sah es eigentlich nicht aus. Einige Sekunden verstrichen, und dann hörte sie ein Knirschen.
    Der Steinblock unter Reines linker Hand rutschte langsam nach innen. Sie zog die Hand zurück, doch der Block blieb in Bewegung. Nach einem weiteren Moment wurde das Knirschen lauter, als auch der Steinblock unter der rechten Hand nachgab. Wynn beobachtete, wie die Herzogin den Vorgang wiederholte, bis insgesamt fünf Blocke nach innen rutschten, ohne dass sie ein einziges Mal Druck ausgeübt hätte.
    Das Knirschen hallte laut durch den Tunnel.
    Wynn stand so dicht neben Chane, dass sie spürte, wie er mit ihr zusammenzuckte.
    Alle Steinblöcke vor der Herzogin wichen zurück, und als sich vor Reine eine Öffnung bildete, kam Wynn ein seltsamer Gedanke.
    Vielleicht gab es einen Grund, warum Splitter und ihre Mutter Erz-Locken aus den Augen verloren hatten.
    Die Begleiter der Herzogin schienen nicht überrascht zu sein, aber niemand von ihnen hatte das verborgene Portal für sie geöffnet. Selbst wenn Wynn später die richtigen Steine berührte – würde sich die Wand für sie oder für Chane öffnen? Führte das Portal überhaupt zu dem Ort, den sie finden wollte?
    Herzogin Reine trat durch die Öffnung, und die anderen folgten ihr.
    Wynn schob sich hinter Chane nach vorn.
    »Sie wird dich sehen!«, flüsterte er.
    »Dies ist unsere einzige Chance.«
    Bevor Chane sie aufhalten konnte, eilte Wynn durch den Tunnel.
    Ein Wearda sah sie kommen und zog sein Schwert.
    »Hauptmann«!«, rief er.
    Die einzige andere Person, die noch im Tunnel stand, war der große, weiß gekleidete Elf. Er drehte sich und zeigte ein faltiges, altes Gesicht. Wynn hatte kaum die Hälfte der Strecke zurückgelegt, die sie vom Portal trennte, als Herzogin Reines Stimme durch die Öffnung tönte.
    »Wartet hier!«
    Die drei Weardas umringten Reine, als sie durch die Öffnung in den Tunnel zurückkehrte. Der Elf trat zu ihr, und alle sahen Wynn entgegen. Die Begleiter der Herzogin standen ausnahmslos im Tunnel. An wen hatte sie die Worte »Wartet hier« gerichtet?
    »Wynn … Reisende Hygeorht«, sagte die Herzogin.
    In diesen drei Worten wechselte der Tonfall von Überraschung zu Verachtung. Offenbar erinnerte sie sich gut an die junge Weise, die ihr so viel Ärger gemacht hatte.
    »Ah, die Neugierige«, fügte der Elf hinzu.
    Ein dünnes Lächeln umspielte seine Lippen, als Wynn den Kristall in seiner Hand betrachtete. Er nickte ihr kurz zu, und seine Augen zeigten keine Bosheit – im Gegensatz zu Reines Blick.
    »Herzogin«, sagte Wynn und verbeugte sich respektvoll.
    Reines Blick glitt ein wenig zur Seite, und Chane und Schatten traten vor.
    »Was macht ihr hier?«, fragte die Herzogin. »Wie habt ihr diesen Ort gefunden?«
    »Domin Hochturm schickt mich, und es geht um eine Familienangelegenheit«, sagte Wynn. Die Lüge kam ihr erstaunlich leicht über die Lippen. »Ich muss so schnell wie möglich mit seinem Bruder bei den Steingängern reden. Der Domin meinte, Ihr hieltet Euch in Dhredze Seatt auf,

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