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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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näherte sich Wynn und deutete übers Becken. »Vergewissere dich, dass das Tor geschlossen ist.«
    Reine fand wieder zu sich.
    Danyel stand Wynn am nächsten, aber als er sich in Bewegung setzte, knurrte der Wolf und schnappte nach ihm. Er blieb stehen und hob sein Schwert für einen Hieb nach dem Tier. Wynn streckte rasch die Hände aus und griff damit nach der Schnauze des Wolfs.
    Danyel trat noch einen Schritt auf die junge Weise zu.
    »Komm ihr nicht zu nahe!«
    Beim Klang der krächzenden Stimme drehten sich Reine und Tristan um.
    Wynns Beschützer stand da, Salns Schwertspitze berührte seine Brust. Der Mann war bleich, hatte farblose Augen und eine Narbe am Hals, vermutlich das Ergebnis einer im Kampf erlittenen Wunde, die ihm halb die Stimme genommen hatte. Reine fand es seltsam, dass er Salns Schwert überhaupt nicht beachtete.
    Wie hatte Wynn ihn genannt – Chane?
    Das Schwert schien für ihn gar nicht zu existieren. Doch sein Gesichtsausdruck, als er Wynn und die Wächter in ihrer Nähe beobachtete …
    Reine sah es so klar und deutlich wie in einem Brief geschrieben. Chane war mehr als nur ein Beschützer. Wenn sie eines sofort erkannte, so war es der Schmerz einer unmöglichen Liebe – und die Unfähigkeit, ihr zu entkommen, bevor es zu spät war.
    Dadurch wurde das, was getan werden musste, noch viel schwerer.
    Reine wandte sich Wynn zu, als die junge Weise den Kopf schüttelte und Chane damit zu verstehen gab, dass er nicht eingreifen sollte. Und wenn schon. Eine falsche Bewegung, und Saln oder Tristan würden ihn töten.
    Doch dann erschien die breite Gestalt von Meister Asche-Splitter in der Tür, und Wynns Wolf drehte sich knurrend zu ihm um.
    Er achtete nicht auf ihn. »Wer hat das Tunneltor geöffnet? Wo ist der Prinz?«
    »Ich habe es geöffnet«, sagte Chuillyon. »Wir haben Besucher … und nicht die üblichen.«
    Asche-Splitters Blick richtete sich auf Reine und glitt dann weiter. Er entspannte sich ein wenig, als er Frey sah, doch dann bemerkte er die junge Weise, und seine Miene verfinsterte sich.
    »Prinzessin …«, begann er und wandte sich erneut an die Herzogin.
    »Hoheit?«, fragte Tristan.
    Der Hauptmann stand zwischen ihr und Chane, mit erhobenem Schwert. Danyel und Saln warteten ebenfalls.
    Reine wusste, was sie von ihr erwarteten: den bestätigenden Befehl. Aber plötzlich konnte sie nur noch an Frey denken, der sich irgendwo hinter ihr befand.
    Niemand durfte erfahren, dass er noch lebte und wo er war. Aber er würde niemals gutheißen, was Reine tun musste, um seinetwillen, um das alte Geheimnis der Familie zu schützen, um die Hoffnung der Welt zu bewahren – und wegen all der Dinge, die Wynn Hygeorhts verdammte alte Texte erwähnten.
    Reine sah zu Chuillyon auf dem hinteren Sims des Beckens.
    Der alte Elf atmete tief durch und senkte den Kopf, als spielte das, was er zu sagen hatte, keine Rolle mehr. Der hintergründige Humor war ganz und gar aus seinem Gesicht verschwunden.
    »Euer Befehl, Hoheit«, sagte Tristan.
    Reine wich einen Schritt zurück. Einige schnelle Schwerthiebe, und es wäre vorbei gewesen. Dann stieß sie mit dem Rücken gegen jemanden und ließ ihren Säbel fallen. Er verschwand im Wasser, und einige geflüsterte Worte kamen ihr über die Lippen.
    »Hoheit?«, fragte Tristan.
    »Verhaftet sie«, sagte Reine klar und deutlich. Zorn vertrieb die Furcht aus ihr. Sie drehte sich, schlang die Arme um Frey.
    »Hoheit, wir können nicht …«
    »Verhaftet sie!«, wiederholte Reine und drückte das Gesicht an Freys Rücken. »Bringt sie fort von hier!«
    Es platschte, Anweisungen wurden erteilt, und der Wolf knurrte – das alles hörte Reine, als sie die Hände nach vorn schob, über Freys Brust. Sie spürte, wie seine Finger nach ihren tasteten.
    »Es wird alles gut«, flüsterte sie. »Es wird vorbeigehen … auch diesmal.«
    Aber das waren nicht die Worte, die ihr durch den Kopf gingen, nicht die Worte, die dafür sorgten, dass sich ihre Finger krümmten und in sein Hemd bohrten, bis der Stoff zu reißen begann.
    Lass mich nie allein!
    Sau’ilahk glitt durch den Aufzugschacht und hielt oft inne, um zu lauschen oder einen Blick in die Tiefe zu werfen. Er wartete, bis das Licht ganz unten verschwand, bevor er noch tiefer sank.
    Die Herzogin, ihr Gefolge und der Steingänger waren fort, aber er kannte jetzt den Weg. Er hatte die Unterwelt erreicht.
    Wynns Versuche, diesen Ort zu finden, deuteten darauf hin, dass die alten Texte hier irgendwo aufbewahrt wurden.

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