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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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und hielten den erschlafften Frey.
    »Lasst ihn los«, sagte sie.
    Chuillyon hob den Kopf und richtete einen strengen Blick auf sie, was der alte Elf nur sehr selten tat. Der Hauptmann verzog das Gesicht.
    »Hoheit …«, begann er.
    »Na los!«, befahl Reine.
    Tristan schnitt eine Grimasse und zog die Hände zurück, wie auch Chuillyon. Frey sah sich sehnsüchtig um.
    »Frey«, sagte Reine sanft. »Komm zu mir.«
    Sein Blick ging an ihr vorbei zum Tunnel und zu dem, was dort wartete.
    »Frey!«, wiederholte die Herzogin etwas schärfer und streckte die Hand aus.
    Danyel und Saln befanden sich noch im Becken, wie auch Wynn und der große Leibwächter. Beide drehten sich halb um und versuchten, die Fremden im Blick zu behalten, während sie gleichzeitig voller Anspannung die Gestalt beobachteten, die durchs Wasser glitt und näher kam.
    Reine behielt den herangleitenden Schatten im Auge. Tristan sprang ins Becken, um ihm zu folgen, aber sie hob die Hand und hielt ihn in der Hoffnung zurück, dass Frey zu ihr kam.
    Die Gestalt im Wasser – ihr Gemahl – erreichte sie.
    Frey richtete sich auf und überragte sie. Seine aquamarinblauen Augen starrten über ihren Kopf hinweg zum Tor und den Wesen dahinter.
    Reine hob die Hand und berührte seine Wange.
    »Schick sie fort«, sagte sie, aber es klang fast wie ein Flehen. »Frey … bitte.«
    Er blinzelte verwirrt, und der Schmerz in seinen Augen übertrug sich auf Reine. Sie fragte sich, was ihn so sehr leiden ließ, ihre Bitte oder die Erkenntnis, dass er sie in seiner Besessenheit vergessen hatte.
    »Schick sie fort«, wiederholte Reine.
    Frey schloss die Augen und senkte den Kopf, bis er ihre Hand berührte. Er tauchte wieder, und Reines Hand folgte ihm ins Wasser. Sie musste sich zwingen, ihn nicht am Hemd festzuhalten. Und sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass die Wesen jenseits des Tors ebenfalls tauchten.
    Seltsame Geräusche kamen aus dem Wasser und hallten dumpf durch den Raum.
    Frey hatte einmal versucht, ihr Walgesänge und die Laute von Delfinen zu erklären, und sie fragte sich noch immer, wie er über solche Dinge Bescheid wusste. Sie hörte die Geräusche nicht nur, sondern fühlte sie auch, als Vibrationen in den Beinen und in ihrer Hand an Freys Schulter. Ein Unwissender, der sie zum ersten Mal vernahm, hätte sie vielleicht für schön gehalten, wie der Klang von Hörnern und Flöten, begleitet von einem schnellen Klicken im Meer.
    Jeder einzelne Ton kräuselte die Wasseroberfläche ein wenig.
    Jeder Ton ließ Reine zusammenfahren, denn sie wusste, dass die Laute von ihrem geliebten Frey stammten.
    Mit leerem Blick kam er vor ihr nach oben und trat langsam zum Tunnel. Tristan watete auf ihn zu und wollte ihn festhalten, aber Reine schüttelte den Kopf.
    Das Tor war geschlossen – Frey konnte den Raum nicht verlassen. Außerdem waren die Wesen fort. Asche-Splitter nannte sie Dunidæ, »die Tiefen«.
    Nur die Steingänger wussten von ihrer Existenz, zusammen mit den Âreskynna und einigen wenigen anderen, denen dieses Geheimnis anvertraut war. Sie erschienen nur dort, wo das Meer in den Berg kroch und die Unterwelt erreichte. Niemand kannte den Grund dafür. Es geschah allein dann, wenn einer der Âreskynna »verschwand«, wie Frey. Vielleicht waren es, wie bei seinen Vorgängern, die Veränderungen in ihm bei der höchsten Flut, die die Dunidæ riefen.
    In jeder Generation gab es die »Meeressehnsucht«, aber einer litt immer besonders an dieser Krankheit. Zuletzt hatte es Freys Tante Hrädwyn getroffen, König Leofwins Schwester. Offiziell war sie im Alter von vierzehn Jahren gestorben.
    In Wirklichkeit war Hrädwyn dreiundzwanzig geworden, hatte diesen Ort aber nie verlassen. Die Meeressehnsucht hatte sie schließlich umgebracht. Nach dem, was Reine von Leofwin erfahren hatte, war Frey stärker betroffen als seine Tante, allerdings mit dem Unterschied, dass sich die Krankheit bei ihm später bemerkbar gemacht hatte.
    Reine hielt sich den Mund zu, um nicht laut zu schluchzen.
    Ohne den Kamm mit dem Tropfen aus weißem Metall konnte Frey weder das Gitter noch die Tür öffnen. Reine war zu seiner Wärterin geworden, um seiner Sicherheit willen, und weil er irgendwann vielleicht gebraucht wurde, als geheime Waffe gegen einen alten, vergessenen Feind.
    Es sei denn, die Dunidæ ließen ihn heraus, und das würde nur geschehen, wenn er sie darum bat.
    Wie oft noch würde ihn seine Liebe zu Reine zurückhalten?
    »Danyel!«, blaffte Tristan,

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