Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)
…«
»Seid still!«, unterbrach er sie scharf.
Sau’ilahk lauschte, hörte aber nur noch das Knurren des Wolfs. Was hatte die Herzogin sagen wollen?
»Er ist weg!«, rief sie. »Er könnte überall sein, sogar in seiner …«
»Nein, er ist noch hier«, krächzte jemand.
Sau’ilahk erkannte Chanes Stimme und fragte sich, wie der Vampir seine Präsenz wahrnehmen konnte. Als er Wynn gefolgt war, hatte nur der Wolf reagiert, wenn er ihr zu nahe kam. Und die Herzogin hatte »seiner« gesagt. Auf wen bezog sich das?
»Hört auf Schatten«, sagte Wynn. »Sie weiß Bescheid.«
»Hoheit, bitte.« Die Stimme des Hauptmanns. »Ihr müsst bleiben.«
»Aus dem Weg, Tristan!«, erwiderte die Herzogin. »Ich lasse ihn nicht allein, wenn der Magier nicht zurückgehalten werden kann.«
Sau’ilahk konzentrierte sich auf diese Worte. Die Herzogin fürchtete um die Sicherheit von jemandem, der sich offenbar irgendwo in der Unterwelt befand.
Aber er dachte auch voller Sorge an sich selbst. Beim nächsten Dämmern würde er mit dem Geliebten allein sein. Sein dreister Ungehorsam würde ihm Leid bringen. Gab es eine Möglichkeit, seinen Gott zu besänftigen und die Strafe zu mildern? Er erinnerte sich an die rätselhaften Worte des Geliebten.
Wenn sich die Gelegenheit ergibt … Trenne den Verwandten vom Meer!
Um wen fürchtete die Herzogin mehr als um alle anderen?
Sau’ilahk stellte plötzlich eine Verbindung her zwischen den Worten der Herzogin und der Anweisung des Geliebten.
Ein anderer Âreskynna befand sich in der Unterwelt, einer des wahren Blutes.
»Folgt mir!«, rief die Herzogin. »Gehorcht mir!«
Sau’ilahk hörte das Geräusch schneller Schritte.
»Herzogin, bitte nicht!«, rief Wynn.
»Aus dem Weg!«
»Bleibt, wo ihr seid, ihr alle!«, erklang die Stimme des älteren Steingängers.
Chaos und Furcht breiteten sich bei Sau’ilahks Gegnern aus. Er glitt aus der Wand.
Das Licht am Ende des Tunnels wurde schwächer und flackerte – offenbar wurden die beiden Kristalle bewegt. Die Helligkeit verlagerte sich zur anderen Seite der Höhle, zu der Stelle, von der er zuerst gekommen war. Wer hatte sich in Bewegung gesetzt, Wynn oder die Herzogin? Dann bemerkte er Chane und Schatten, als sie um eine ferne Säule kamen.
Der Wolf wirbelte herum, schaute in seine Richtung und heulte.
Sau’ilahk flog in die Höhle, als das Licht der Kristalle verschwand. Die einzigen zurückgebliebenen Gegner waren die sechs Steingänger, und sie umzingelten ihn.
»Lasst ihn nicht entwischen!«, rief der ältere Steingänger.
Sau’ilahk konnte nicht zulassen, dass sie ihn bei seiner Aufgabe behinderten, und dabei, dem Zorn des Geliebten zu entgehen. Und er hoffte noch immer, Wynn oder die Herzogin entführen und auf diese Weise herausfinden zu können, wo sich die Texte befanden.
Die Steingänger hoben die Hände, mit den Innenflächen nach vorn …
Sau’ilahk blinzelte sich durch ein Dämmern, erschien auf der anderen Seite der Höhle und floh.
Wynn eilte durch die Tunnel und folgte Reine und dem Hauptmann – Chuillyon versperrte ihr den Blick auf sie. Chane ging direkt hinter ihr, seinerseits gefolgt von Schatten.
Es fühlte sich alles falsch an.
Intuition und Vernunft teilten ihr mit, dass Chane und Chuillyon recht hatten. Der Wrait befand sich noch immer in der Nähe. Nach all den Mühen, die er auf sich genommen hatte, um ihr zu folgen, würde er nicht so einfach aufgeben. Wenn Steingänger ihn nicht auf- oder festhalten konnten, so gab es für die Verteidigung eines toten Prinzen nur noch eine Möglichkeit.
Wynn war nicht einmal sicher, ob der Sonnenkristall ihres Stabes die gewünschte Wirkung erzielen würde. Der Wrait brauchte nur in eine Felswand zu fliehen und dort zu warten, bis das Gleißen des Kristalls nachließ. Dann konnte er den schützenden Stein wieder verlassen und erneut angreifen.
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie zusammen mit den Steingängern auf das Erscheinen des schwarzen Geistes gewartet hätte.
Als Reine die Abzweigung zur Höhle des Prinzen erreichte, erklang hinter ihnen ein Ruf. Chuillyon blieb stehen und blockierte den Weg; Wynn hörte, wie Reine weiter vorn weiterging.
»Was ist?«, fragte Tristan hinter dem Elfen.
»Bringt alle nach vorn!«, wies Chuillyon ihn an.
»Nein!«, widersprach Wynn. »Ihr könnt mit dem Wrait nicht allein fertigwerden. Er würde Euch überwältigen oder einfach an Euch vorbeifliegen.«
Chuillyon ergriff sie am Kragen ihrer Kutte,
Weitere Kostenlose Bücher