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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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unterdrückte ein Schluchzen und beobachtete, wie sich die drei Schlitze zu beiden Seiten der Kehle öffneten – sie bewegten sich wie die Kiemen der Dunidæ. Frey keuchte, und die Schlitze schlossen sich wieder.
    Reines Kummer wich der Furcht, ihn zu verlieren, und die Furcht brachte Zorn hervor. Die Woge aus Emotionen schwappte wie eine Flutwelle ganz besonderer Art durch sie, und für einen Moment fühlte sie sich von ihr fortgetragen.
    Frey stand jetzt still und versuchte nicht mehr, sich zu befreien.
    »Frey?«, flüsterte Reine.
    Er brauchte keine Flutwellen zu fürchten. Reine schloss die Augen – sie konnte nicht mit ansehen, was sie jetzt tun musste.
    Sie zog Tristans Hände von Frey.
    Reine fühlte die Finger ihres Gemahls an der Wange, wie sie nach oben glitten, zum an der Stirn klebenden Haar. Sie spürte seine Lippen auf den ihren, kalt wie das Wasser, und dann wich er fort.
    Es platschte leise.
    »Hoheit!«, rief Tristan.
    Reine hielt die Augen geschlossen und streckte die Hand aus, damit der Hauptmann nicht eingriff. Sie hob die Lider auch dann nicht, als sie hörte, wie sich das Gitter schloss. Reglos stand sie da, wie betäubt.
    Frey war fort, frei und sicher. Und sie hatte ihn verloren.
    Wynn beobachtete, wie der totgeglaubte Prinz im dunklen Meerestunnel verschwand. Sie dachte dabei ausgerechnet an Leesil.
    Als Sohn einer elfischen Mutter und eines menschlichen Vaters gehörte er zu den wenigen ihr bekannten Geschöpfen gemischter Herkunft. Doch hier war ein Mann von königlichem Blut, verbunden mit dem Meer. In diesem Zusammenhang kannte Wynns Volk einen Namen:
    Âreskynna, mit den Wellen des Ozeans verwandt.
    Ein Teil der Besessenheit vom Meer, an der diese Personen litten, reichte viele Generationen zurück. Die entsprechenden Berichte unterschieden sich so sehr voneinander, dass sie kaum mehr waren als Gerüchte und Legenden. Was war damals geschehen? Was hatte dazu geführt, dass sich das Blut der Âreskynna mit dem der Tiefen mischte? Die Vorstellung einer solchen Paarung erschien Wynn absurd.
    Sie dachte an Reine, deren Heirat mit dem Prinzen eines Nachbarlands ein seit Langem bestehendes Bündnis bestätigte. Bildete nicht auch Blut ein Band? Und war das Band zwischen dem Prinzen und dem Meer vielleicht noch älter als das zwischen Faunier und Malourné? Ging es bis auf den Krieg gegen einen Feind zurück, den Wynn noch immer nicht ganz verstand?
    Sie hatte Fehler gemacht und, ohne es zu ahnen, den Wrait zu diesem Ort geführt, der wichtige Geheimnisse hütete. Auf der Suche nach Antworten hatte sie Verbündete mit Gegnern verwechselt und in Gefahr gebracht.
    Wynn hörte, wie Schattens Grollen zu einem Knurren wurde und dann zu einem Heulen, aber sie konnte den Blick nicht vom dunklen Tunnel jenseits des Gitters abwenden, obwohl es dort nichts mehr zu sehen gab.
    »Er kommt«, warnte Chane, als Schattens Heulen von den Höhlenwänden widerhallte.
    Wynn blickte noch immer übers Becken zur Herzogin.
    Sie hatten jetzt keine Zeit für Mitleid.
    »Wynn!«, fauchte Chane.
    Sie versteifte sich, blinzelte, griff in die Tasche und holte ihre Schutzbrille hervor.
    »Holt die Herzogin«, wies sie den Hauptmann an. »Chane und Schatten halten den Wrait lange genug auf, damit ich mich vorbereiten kann. Und haltet euch von ihm fern! Wenn es ihm gelingt, euch zu berühren, seid ihr tot.«
    Der Hauptmann richtete einen durchdringenden Blick auf sie und wandte sich dann an Danyel. »Gib mir den Kamm und bring die Herzogin in den anderen Raum.«
    Tristan ging zum Tunnel, um die Tür zu schließen.
    »Nein, lasst sie offen!«, rief Wynn und zog die Lederumhüllung vom Sonnenkristall. »Chuillyon oder andere Personen könnten nicht mehr hereinkommen.«
    »Und eine geschlossene Tür hält den Wrait nicht auf«, fügte Chane hinzu.
    Der Hauptmann zögerte und zog die Tür dann nur halb zu. Anschließend kehrte er zum Rand des Beckens zurück, nahm den Kamm von Danyel entgegen und streckte die Hand aus.
    »Hoheit …«, sagte er.
    Die Herzogin hob nicht einmal den Blick, als sie durchs Becken watete und sich vom Hauptmann herausziehen ließ.
    Chane winkte mit seinem Schwert, dem die Spitze fehlte. Tristan führte Reine in die andere Höhle und bewachte ihren Eingang, während Danyel einige Meter davor stehen blieb. Zu Chanes Erleichterung gab Wynn ihre nutzlose Sorge um diese arroganten Numaner auf, widmete sich ihrer Aufgabe und setzte die Schutzbrille auf.
    »Lock ihn so weit wie möglich herein«, sagte

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