Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)
Familien- oder Clan-Angehörige bestimmt, nicht für Außenstehende.«
Sie blickte durch den großen Raum zum nach unten führenden Tunnel auf der anderen Seite. Vor dem Abstecher in die Tiefe hatte sie sich eine genauere Wegbeschreibung erhofft.
Ohne ein Wort ging die junge Weise los, und Chane und Schatten folgten ihr.
Einige kleine Kristalle leuchteten in den Wänden des Tunnels. Nach einer Weile zweigte ein weiterer breiter Tunnel mit einer einzelnen Säulenreihe ab und schien in die gleiche Richtung zu führen wie der Schräge Hauptweg. Wynn näherte sich der ersten Säule, betrachtete die eingravierten Schriftzeichen und stellte fest, dass es sich nicht um den Kalkstein-Hauptweg handelte.
Die Läden und übrigen Gebäude sahen hier ähnlich aus wie weiter oben. Wynn schaute zu dem Tunnel zurück, der sie hierhergebracht hatte, und beschloss, dort den Weg nach unten fortzusetzen.
Es ging eine weitere Ebene oder Etage in die Tiefe, und dann noch eine, und keine der ersten Säulen in den neuen Tunneln trug die Symbole für den Kalkstein-Hauptweg. Je tiefer sie kamen, desto weniger Kristalle leuchteten in den Tunnelwänden, und schließlich gab es gar keine mehr. Wynn holte ihren Kaltlampen-Kristall hervor und rieb ihn, um ein wenig Licht zu haben.
Wieder erreichten sie einen großen Raum, aber diesmal setzte sich der Tunnel nicht auf der gegenüberliegenden Seite fort, und die erste Säule wies die Zeichen für den Kalkstein-Hauptweg auf. Mit dem Schrägen Hauptweg weiter oben ließ er sich kaum vergleichen.
Vielleicht verdankte er seinen Namen den Kalksteinschichten, die seine Wände durchzogen. Der ockerfarbene Platz wirkte schäbig. Er war hell erleuchtet, wie alle Haupttunnel, aber den in den und aus dem Fels gehauenen Läden fehlte die Eleganz der weiter oben gelegenen Ebenen. Alles wirkte hastig und schnell konstruiert, ohne große Rücksicht auf das Erscheinungsbild. Einige Fassaden bestanden sogar aus altem Holz oder aufgehäuften Steinen. Staub und Schmutz hatten sich in Ritzen und Rissen angesammelt, auch an den Sockeln der Säulen und dort, wo die Wände des Haupttunnels auf den Boden trafen.
Das einzige Gebäude mit Anzeichen von Leben war kaum zu übersehen.
Ein schäbiges Schild hing über einem einfachen Torbogen ohne Vorhang, die Aufschrift so verblichen, dass sie sich aus dieser Entfernung nicht entziffern ließ. Gelbes Licht fiel durch das Tor auf den Hauptweg, begleitet von zahlreichen tiefen Stimmen.
Wynn machte einen Schritt darauf zu, in der Hoffnung, hier jemanden zu finden, der ihr den Weg zeigen konnte. Aber Chane legte ihr die Hand auf die Schulter, und sie hob den Blick zu ihm. Er beobachtete das Begrüßungshaus, und Abscheu zeigte sich in seinem Gesicht.
»Die Geräusche gefallen mir nicht. Ein so gewöhnlicher Ort … passt nicht zu dir.«
Wynn schüttelte die Hand ab. »Tu nicht so hochnäsig.«
Sie ging zum Tor und trat hindurch, bevor er sie daran hindern konnte. Nach zwei oder weiteren Schritten blieb sie stehen und konnte zuerst kaum etwas sehen, weil Pfeifenrauch dichte Wolken bildete. Wynn hustete und rieb sich die tränenden Augen.
Der Raum war groß und sehr voll. Zwerge aller Altersgruppen und Stände saßen an den Tischen und tranken aus großen Krügen, die aus Holz oder Ton bestanden, nicht aus Zinn oder Blech. Einige zogen an kurzen, dicken Pfeifen und bliesen grauen Rauch zu den Dachbalken. In der Mitte des Raums gab es einen offenen Bereich, und dort stand ein sehr kräftig gebauter Zwerg auf einem runden, einen Schritt hohen Podium.
Einige Zwerge in der Menge riefen oder schlugen ihre Krüge auf den Tisch, doch die Blicke aller blieben auf den Mann gerichtet, der mit dramatisch anmutenden Schritten auf dem Podium umherwanderte.
Er war recht groß für einen Zwerg, hatte von grauen Strähnen durchsetztes rötliches Haar und einen etwas dunkleren krausen Bart. Über dem Lederhemd trug er eine gut gefertigte Kettenweste. Stählerne Platten schützten Schultern und Ellenbogen. Zwei Kriegsdolche steckten in Scheiden an den Hüften, und hinzu kam eine doppelschneidige Kriegsaxt auf dem Rücken.
»Und dann?«, rief jemand auf Zwergisch. »Was geschah dann, Fiáh’our? Erzähl den Rest!«
Wynn sah in die Richtung des Rufers, konnte aber nicht feststellen, von wem die Worte kamen. Als ihr Blick zu dem Zwerg auf dem Podium zurückkehrte, bemerkte sie ein Detail an ihm, das sie den Atem anhalten ließ.
Ein silberner Thôrhk hing am Hals des Zwergs.
Der
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