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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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Bahnsteig auf der anderen Seite des Wagens. Zwerge standen auf und stiegen aus. Wynn beugte sich vor, stützte sich an Chanes Sitzbank ab und streckte die Hand nach Schatten aus.
    »Wir sind da, es ist überstanden«, sagte sie leise, doch ihre Hand tastete ins Leere.
    Schatten jaulte irgendwo hinter ihr, und ohne den Fahrtwind nahm Wynn plötzlich einen unangenehmen Geruch wahr.
    »Schatten?«, flüsterte sie.
    Sie stand auf, wankte in den Gang zwischen den Sitzen und suchte nach der Hündin.
    Schatten lag unter der nächsten Sitzbank und atmete schwer. Speichel tropfte aus ihrem halb offenen Maul. Unter Wynns Sitzbank befand sich eine Lache aus Erbrochenem, darin einige Wurststücke.
    Wynn würgte und hielt sich den Mund zu.
    »Für mich war es nicht viel besser«, murmelte sie dann.
    Schatten zeigte feuchte Zähne, und Wynn bedauerte ihre Worte, obwohl die Hündin sie nicht verstehen konnte.
    »Gehen wir«, sagte Chane und nahm nicht nur sein eigenes Gepäck, sondern auch das von Wynn.
    Wynn ergriff ihren Stab und überprüfte den Sonnenkristall unter der ledernen Kappe. Dann bückte sie sich und klopfte auf ihr Bein, den Blick auf Schatten gerichtet.
    Schatten kroch unter der Sitzbank hervor und erhob sich auf zitternden Beinen. Wynn beobachtete sie dabei und bedauerte noch mehr, dass die Hündin dies alles durchmachen musste. Aber es ließ sich leider nicht ändern. Es galt, Hochturms Familie so schnell wie möglich zu finden. Wynn streichelte Schattens Kopf und schickte ihr Erinnerungen an stille Gasthauszimmer. Dann zog sie die Hündin sanft mit sich und folgte Chane auf den Bahnsteig.
    Die Haltestation von Meerseite befand sich nicht tief im Berg wie die von Buchtseite. Sie erstreckte sich direkt hinter der Markthöhle und war kleiner als die auf der anderen Seite des Berges, aber ebenso erfüllt vom Licht zahlreicher Kristalle. Wenige Händler hielten sich hier auf, und hinter ihnen gab es nur vier große Säulen, die die Decke stützten und zwischen denen sich Laufstege erstreckten. Einige Reisende standen auf dem Bahnsteig, um die Rückreise nach Buchseite anzutreten. Als die stämmige Zwergin sie zum Einsteigen aufforderte, trat Wynn auf sie zu.
    »Wie spät ist es?«, fragte sie.
    »Fast das Ende von Nachtsommer«, antwortete die Zwergin. »Nach der Zeitrechnung der Menschen etwa gegen Mitternacht.«
    Sie stieg zusammen mit den letzten Fahrgästen ein.
    »Und jetzt?«, fragte Chane.
    Wynn sah sich um. Einige Reisende, die mit ihnen eingetroffen waren, gingen zu einem großen Torbogen, der nach draußen in die kalte Nacht führte, aber die meisten verschwanden im breitesten der drei Tunnel, die noch tiefer in den Berg hineinreichten.
    »Dort entlang«, sagte Wynn und zeigte auf den Tunnel.
    Mit Chane auf der einen Seite und Schatten auf der anderen trat sie vom Bahnsteig herunter, um mit der Suche nach Meerseites »Unterseite« zu beginnen. Die letzten Reste von Übelkeit wichen aus ihr, verdrängt von Neugier.
    Nach einem kurzen Stück durch einen großen, von Säulen gesäumten Tunnel bemerkte Wynn Nebentunnel, die durch Torbögen so breit wie normale Straßen zu erreichen waren. Die Abstände zwischen ihnen entsprachen etwa einem Häuserblock. An jeder Abzweigung ragte eine Säule mit eingravierten Zeichen und Symbolen auf, aber nur jede zweite von ihnen trug einen leuchtenden Kristall, noch dazu kleiner als jene in Buchtseite.
    »Diese Siedlung ist nicht so weit entwickelt wie die andere«, kommentierte Chane und wollte den Weg fortsetzen.
    »Warte«, sagte Wynn und ging um die Säule herum.
    Sie betrachtete die Zeichen und Symbole auf allen Seiten. Sie brauchte einige Sekunden, um sie zu verstehen, schaute dann in die Nebentunnel und bemerkte Schilder und kleine Fahnen vor verschiedenen Türen.
    »Laut dieser Säule sind wir hier auf dem Chamid Bâyir«, sagte sie und deutete durch den großen Tunnel, in dem sie sich befanden. »Auf dem Schrägen Hauptweg, wohin auch immer der führen mag.«
    Einige wenige Zwerge und noch weniger Menschen gingen an ihnen vorbei.
    Chane richtete einen wachsamen Blick auf einen bärtigen Menschen, der sich ein schimmerndes Tuch um den Kopf gewickelt hatte und einen kurzen umbrabraunen Umhang trug. Ein krummes Schwert steckte im Tuchgürtel des dunkelhäutigen Mannes, der Chanes Blick verächtlich erwiderte und dann weiterging.
    »Bleib dicht bei mir«, sagte Chane.
    Wynn seufzte. Sie war weit gereist und mit dieser Kultur viel besser vertraut als er.
    Schatten

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