Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
Vom Netzwerk:
knurrte.
    Es klang anders als das leidende Knurren in der Tram, und Wynn drehte sich besorgt um. Schattens Aufmerksamkeit galt einem Zwerg, der ein Lederwams trug und ihnen auf dem Hauptweg entgegenkam. Zwei große und sehr muskulöse Hunde begleiteten ihn.
    Beide Tiere hatten eine breite Brust, und ihre Köpfe reichten dem Zwerg bis über den Gürtel. Im Vergleich mit ihnen hatte Schatten noch mehr Ähnlichkeit mit einem schlanken, langbeinigen Wolf. Ihr Nackenfell richtete sich auf, und sie entblößte die Zähne.
    Ein Hund wurde langsamer und knurrte ebenfalls.
    Wynn ging in die Hocke, legte ihren Stab auf den Boden und grub beide Hände in Schattens Fell. Sie hatte Schatten davor zu warnen versucht, Fremde anzuknurren, aber allein mit Erinnerungsbildern ließ sich so etwas nicht leicht bewerkstelligen. Und jene Bilder hatten Schatten keine anderen Hunde gezeigt.
    »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte sie auf Zwergisch. »Mein Hund glaubt, mich beschützen zu müssen.«
    »Hund?«, erwiderte der Zwerg.
    Seine buschigen Brauen kamen ein wenig nach oben, als er Schatten beobachtete, die wie ein Wolf aussah. Aber er schien nicht verärgert zu sein, stieß den eigenen knurrenden Hund mit dem Knie an und sagte: »Still.« Mit einem höflichen Lächeln in Wynns Richtung setzte er den Weg fort.
    Wynn sah ihm nach und bemerkte dann Chanes Hand am Knauf seines Schwerts. Der Zwerg schien es nicht gesehen zu haben, oder er hatte sich nicht darum geschert. Sie hielt Schatten fest und rief auf Numanisch, damit Chane sie verstehen konnte:
    »Herr?«
    Der Zwerg blieb stehen und drehte sich halb um.
    »Kennt Ihr vielleicht die Yêarclág, die Eisenborten?«, fragte sie. »Wisst Ihr, wo sie wohnen?«
    »Nein, Fräulein«, erwiderte der Zwerg, und diesmal ging sein Blick zu Chanes Hand. »Ihr seid hier im oberen Handelsdistrikt. Ihr müsst diesen Bereich verlassen und vielleicht weiter nach unten, in einen Wohndistrikt. Dort findet Ihr möglicherweise jemanden, der Euch weiterhelfen kann.«
    Sein Numanisch war perfekt, aber die meisten Zwerge beherrschten diese Sprache und auch einige andere. Zwerge trieben mit anderen Völkern Handel, und durch die Tradition der mündlichen Überlieferung fiel es ihnen leicht, Fremdsprachen zu lernen.
    »Danke!«, rief Wynn.
    Der Zwerg deutete eine Verbeugung an und ging mit seinen Hunden fort. Schatten starrte ihnen nach, und Wynn ergriff sie sanft an der Schnauze.
    »Nein!«, flüsterte sie mit Nachdruck.
    Schatten grollte, erwiderte Wynns Blick mit hellblauen Augen und schüttelte sich frei.
    Die junge Weise seufzte verärgert. Manchmal vergaß sie, dass Schatten im Gegensatz zu ihrem Vater keine gesprochenen Worte verstand. Es war schwer, Erinnerungsbilder so zu verwenden, dass sie eine klare, deutliche Botschaft vermittelten.
    Wynn richtete sich auf und sah Chane an.
    »Und du!«, sagte sie. »Halt deine Hand vom Schwert fern, es sei denn, dir bleibt keine Wahl! Die meisten Zwerge lachen gern und sind nicht schnell beleidigt, aber wenn sie einmal zornig werden, dauert es eine Weile, bis sie sich wieder beruhigen. Selbst dir fiele es schwer, mit einem von ihnen fertigzuwerden.«
    Ärger erschien in Chanes Gesicht, und er setzte zu einer Antwort an.
    »Ich stelle nicht dein Geschick infrage«, fuhr Wynn fort und sprach leiser. »Und trag dein Schwert so, dass man es deutlich sieht. Für die Zwerge trägt nur ein Schurke seine Waffen versteckt. Zwerge können es durchaus mit der Kraft eines Untoten aufnehmen. Manchmal sind sie sogar noch stärker.«
    Der Ärger verschwand aus Chanes Gesicht. Vielleicht glaubte er ihr – oder er sah aus irgendeinem Grund keinen Sinn darin, ihr zu widersprechen. Auf seinen Lippen erschien fast so etwas wie ein listiges Lächeln, und plötzlich trat er zur Seite.
    Als Wynns Blick ihm folgen wollte, stand er bereits hinter ihr.
    »Aber erst müssten mich die Zwerge erwischen«, krächzte er.
    Sie starrte ihn an. Erlaubte er sich einen Scherz? Wusste Chane überhaupt, wie man scherzte?
    Wynn hätte beinahe geschmunzelt und schüttelte dann den Kopf. Chane mochte schneller sein als ein Zwerg, aber darum ging es nicht. Das Letzte, was sie in der derzeitigen Situation brauchte, war seine beschützerische Galanterie; damit hätte er sie nur in Schwierigkeiten gebracht.
    Chane deutete erst durch den Haupttunnel, den »Schrägen Hauptweg«, und dann in den Nebentunnel.
    »Wohin?«
    Das fragte sich Wynn ebenfalls. Wenn die Eisenborten im ärmsten Distrikt wohnten, mussten

Weitere Kostenlose Bücher