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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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verzierte, unten offene Reif erweckte den Eindruck, aus Borten zu bestehen, und er war dicker als zwei von Wynns Fingern. Zwei Kugeln befanden sich an den Enden, etwa so groß wie der Griff eines Schwertknaufs, und sie ruhten unterhalb des Schlüsselbeins. Zacken gingen von diesen Kugeln aus, wie Spitzen an den Griffen von Kriegsäxten.
    Dieser Mann war nicht nur ein Krieger, sondern ein Thänæ, noch dazu ausgestattet mit dem Ehrenzeichen eines Thôrhk. Was machte er im Begrüßungshaus einer Unterseite? Was veranlasste ihn, an einem solchen Ort Geschichten zu erzählen und zu trinken?
    Seine Stimme war tief und laut, wie grollender Donner.
    »Nach dem Angriff der Kobolde auf das Dorf Shentángize wagte sich des Nachts niemand auf die andere Seite der Palisade. Mir blieb keine andere Wahl, als mich auf den Weg zu machen, begleitet nur von meiner Axt.«
    Die Zuhörer brüllten und ließen ihre Krüge auf die Tische knallen.
    »Was geschieht hier?«, fragte Chane leise.
    Wynn erinnerte sich daran, dass er kein Zwergisch sprach. Sie versuchte, es ihm zu erklären, stolperte aber über den Namen des Geschichtenerzählers, der aus Kurzformen von zwergischen Stammworten bestand.
    »Äh … Hirsch … Ramme … nein, Hammer-Hirsch. Er ist ein Thänæ und gilt bei seinem Volk als Vorbild für tugendhafte Leistung.«
    »Ein Vorbild?«, brachte Chane ungläubig hervor. »Der Schreihals?«
    Jemand schnaubte, und als Wynn den Kopf drehte, begegnete sie dem Blick schwarzer Augen. Ein Zwerg saß nur eine Armeslänge entfernt, musterte sie verärgert und ließ langsam seinen Krug sinken.
    »Entschuldigung!«, stieß Wynn schnell auf Zwergisch hervor. »Mein Freund ist ein ungebildeter Fremder, der nicht weiß, was sich gehört.« Sie wandte sich an Chane und flüsterte auf Belaskisch: »Sei still, wenn du dir keinen Ärger einhandeln willst! Zwergentugenden unterscheiden sich von denen der Menschen. Der Mann dort erzählt von seinen Heldentaten.«
    »Das ist keine Tugend, sondern Angeberei«, erwiderte Chane leise.
    »Ich fand keine Spuren«, fuhr Hammer-Hirsch fort, und sein leiser, verschwörerischer Ton brachte Stille in den Raum. »Aber ich konnte sie riechen.«
    Es blieb still, als er vomPodium heruntertrat und sich einem Tisch näherte. Dort ergriff er den Krug eines Gastes, zog ihn langsam auf sich zu und schien dabei auf Einwände zu warten. Doch der betreffende Zwerg schwieg, wie auch alle anderen. Hammer-Hirsch hob den Krug, trank einen Schluck daraus und ließ ihn dann auf den Tisch knallen.
    Wynn wusste nicht, was das bedeutete, aber das Publikum brüllte erneut, und der Thänæ kehrte aufs Podium zurück.
    »Ich habe sie also verfolgt«, fuhr Hammer-Hirsch fort und klopfte sich an die Seite der breiten Nase.
    Die Zuhörer lachten wie über einen Witz, der den Gestank von Kobolden betraf.
    Wynn hörte nicht länger zu. Sie würde wohl kaum die Eisenborten finden, wenn sie versuchte, das Rätsel der Präsenz des Thänæ an diesem Ort zu lösen, und Chanes elitäre Verachtung konnte sie in Schwierigkeiten bringen.
    Chane sah auf sie hinab und schüttelte kurz den Kopf.
    »Einige dieser Leute wohnen bestimmt in der Nähe«, flüsterte Wynn, ohne auf seine wortlose Aufforderung zu achten, das Begrüßungshaus zu verlassen.
    Wynn trat nach vorn und versuchte, die Erzählung des Thänæ nicht zu stören.
    »Entschuldigung«, flüsterte sie zwischen zwei Zwergen am Rand der Zuhörermenge. »Könntet ihr mir sagen, wo die Eisenborten wohnen?«
    Normalerweise waren Zwerge durchaus bereit, verirrten Fremden zu helfen. Vielleicht wusste einer von ihnen etwas und gab leise Antwort.
    Der Mann rechts von Wynn riss schockiert die Augen auf und knirschte mit den Zähnen, als hätte sie etwas Unerhörtes gesagt. Er wandte sich wieder dem Podium zu, verschränkte die Arme und ignorierte Wynn. Die anderen Zwerge am Tisch brummten und folgten seinem Beispiel.
    Der Thänæ warf einen Blick in ihre Richtung, ohne seine Erzählung zu unterbrechen.
    »Als die ersten drei kamen, schlug ich zwei Köpfe mit einem Hieb ab!«, sagte er laut. Mit einer Hand zog Hammer-Hirsch die Axt vom Rücken und schwang sie in einem Bogen. Sie strich an den ganz vorn sitzenden Zwergen vorbei und köpfte imaginäre Kobolde.
    Triumphierende Rufe kamen aus der Menge, und Wynn seufzte. Sie hatte ganz offensichtlich den falschen Tisch gewählt und ging weiter nach hinten, zur Rückwand des Raums.
    »Ich bitte um Verzeihung«, flüsterte sie dort einer kleinen Gruppe

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