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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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wartete.
    Chane trat auf die Straße und ließ seine Geldbörse fallen.
    Mit einem leisen Klirren landete sie auf dem Pflaster. Es war ein alter, einfacher Trick, den er oft benutzt hatte – er funktionierte immer.
    »Herr!«, rief er auf Numanisch. »Ihr habt Eure Börse fallen gelassen.«
    Der Händler zuckte zusammen, als er Chanes seltsame Stimme hörte, und drehte sich so schnell um, dass er kurz wankte. Dann sah er Chane in seinem langen braunen Mantel und den guten Stiefeln, beruhigte sich und griff an seinen Gürtel. Er war kräftiger gebaut, als es zunächst den Anschein gehabt hatte, und ein großer brauner Schnurrbart zierte die Oberlippe.
    »Danke«, sagte er. »Ich habe meine Geldbörse.«
    »Seid Ihr sicher?«, fragte Chane. »Ich dachte, ich hätte gesehen, wie Ihr sie verloren habt.«
    Der Mann war natürlich noch im Besitz seiner Börse, kam aber trotzdem mit erwartungsvollem Gesicht näher. Entweder fragte er sich, wer den Geldbeutel verloren hatte, oder er hoffte, einen glücklichen Fund mit jemandem teilen zu können. Aber ihn erwartete etwas anderes.
    Chanes Hand schoss nach vorn, legte sich ihm um Mund und Unterkiefer und zog ihn in die Gasse. Der Mann zappelte und wollte sich zur Wehr setzen, aber Chane stieß ihn hart gegen die steinerne Hauswand.
    Der Aufprall war so heftig, dass der Händler das Bewusstsein verlor.
    Chane hielt sein Opfer fest, während sich seine Sinne erweiterten.
    Er roch warmes Fleisch, hörte schnellen Herzschlag und spürte, wie seine Eckzähne länger wurden. Irgendwo in ihm kratzten die Krallen des Ungeheuers über den Boden seiner Zelle, und die Verheißung von Blut führte dazu, dass es noch heftiger an seinen Ketten zerrte. Es knurrte und heulte voller Gier.
    Chane starrte auf die Kehle des Mannes und begann zu zittern.
    Ein rhythmisches Pochen drang an seine Ohren, und mit einem Ruck drehte er den Kopf.
    Auf der Hauptstraße machten die beiden Zwerge bei ihrer Streife kehrt. Bei jedem Schritt klopften ihre Stäbe auf den Boden, und für Chanes besonders empfindlich gewordene Ohren hörte es sich nach Donnerschlägen an.
    Chane eilte durch die Gasse und zog sein Opfer mit sich. An ihrem Ende drückte er den Mann gegen die halbhohe Schutzmauer, packte ihn an der Kehle und warf noch einen Blick zurück.
    Die beiden Nachtwächter setzten ihren Weg über die Hauptstraße fort und gerieten erneut außer Sicht.
    Chane stieß den Kopf des Menschen nach hinten, und das Ungeheuer in ihm öffnete den Rachen, als es die entblößte Kehle sah.
    Aber er biss nicht zu und nahm sich Zeit zu überlegen.
    Dieser Moment versprach Ekstase … und Konsequenzen. Unter den Numanern, den Menschen dieses Landes, und vielleicht auch unter den Zwergen waren Untote nahezu unbekannt. Wenn Wynn von einer Leiche mit zerfetzter Kehle hörte … Musste ihr Verdacht dann nicht sofort auf ihn fallen?
    Sollte er dem Mann die Kehle durchschneiden, damit es nach einem gewöhnlichen Überfall aussah? Er konnte auch dann sein Blut trinken und damit Lebenskraft aufnehmen, genug, um ihn selbst für eine Weile am Leben zu erhalten.
    Das Ungeheuer hielt nichts davon und knurrte wütend.
    Chane brauchte diesen Moment – alles in ihm verlangte danach, die Zähne in die Kehle des Mannes zu bohren. Und warum nicht? Anschließend konnte er die Leiche einfach über die Mauer stoßen und in die Tiefe stürzen lassen. Es würde Tage oder gar Monde dauern, bis man sie fand. Wenn man sie überhaupt jemals entdeckte. In seiner untoten Existenz gab es keine andere Wonne …
    Abgesehen von einem kleinen Platz in Wynns Welt.
    Ein Grollen vibrierte in Chane.
    Er ließ die Kehle des Händlers los, packte seinen Unterkiefer und griff nach dem Schwert. Ein sehr sorgfältig platzierter Schnitt war notwendig, tief genug, um lebensgefährlich zu sein, aber nicht sofort fatal.
    Der Mann kam zu sich und schloss die Hände um Chanes Unterarm. Ein Schrei erklang, gedämpft von Chanes Hand, aber dennoch laut in seinen Ohren.
    Panik – oder jähes Frohlocken – fegte alle Vernunft beiseite.
    Chane drückte den Kopf des Händlers nach hinten und biss in die Kehle. Fleisch zerriss unter spitzen Zähnen, und gierig trank er das warme Blut. Leben durchströmte Chane, mit dem Geschmack von Kupfer und Salz, erfüllt vom Entsetzen des Opfers. Viel zu lange war es her, dass Chane diesem Drang nachgegeben hatte. Selbst bei der Nahrungsaufnahme in Calm Seatt hatte er immer Zurückhaltung geübt und sich diese Freude vorenthalten.
    Es gab

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