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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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reckte den Hals und hielt nach ihr Ausschau.
    »Die kleine große Erzählerin?«, fragte er leise. Dann rief er: »Wo bist du?«
    »Bitte hilf mir! Es kommt zu mir!«
    »Nein!«, knurrte der Thänæ. »Ich komme zu dir! Sprich, damit ich dich finden kann!«
    Hammer-Hirsch lief durch den Tunnel, direkt auf Sau’ilahk zu. Als er den dunklen Bereich passierte, öffnete Sau’ilahk die Hände und glitt hinter den Thänæ. Hinter ihm schwand die Dunkelheit im Licht der Laternen.

7
    Als Wynn am nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich schwach. Sie lag auf dem harten Bett ihres Zimmers im Tempel, und nach und nach kehrten die Erinnerungen zurück.
    Chane hatte sie vorsichtig auf dieses Bett gelegt, und Shirvêsh Klöpfel hatte ihr eine bittere Flüssigkeit zu trinken gegeben. Ihr malträtierter Magen schmerzte noch immer ein wenig, aber das stechende Pochen war aus ihrem Kopf verschwunden. Wynn setzte sich auf und stellte überrascht fast, dass sie hungrig war. Sie wusste gar nicht mehr, wann sie zum letzten Mal etwas gegessen hatte.
    Schatten lag am Fußende des Bettes, hob den Kopf und jaulte leise.
    »Ja, du hast ebenfalls Hunger«, sagte Wynn. »Aber erst müssen wir uns salonfähig machen.«
    Sie stand auf und wankte zu ihrem Rucksack, suchte darin nach einer Bürste und einem Halstuch. Damit ging sie zum Tisch und gab Wasser aus dem Krug in die Schüssel. Wynn sehnte sich nach einem Bad, musste sich aber damit begnügen, das Tuch anzufeuchten und Gesicht, Arme und Hals abzuwischen. Schließlich versuchte sie, ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammenzubinden, aber da ihr kein Spiegel zur Verfügung stand, entkamen immer wieder einige Strähnen dem Band und fielen ihr ins Gesicht. Schließlich gab sie es auf, füllte einen tönernen Becher mit Wasser und versuchte sich die Zähne mit dem Finger zu putzen.
    Schatten richtete sich auf, die Vorderpfoten an der Tischkante, und leckte nach dem Wasser in der Schüssel.
    »Schatten! Das Wasser ist schmutzig!«
    Aber die Hündin hörte nicht auf Wynn und leckte weiter. Wenigstens befand sich keine Seife in dem Wasser.
    »Wir brauchen die Dienste eines Wäschers«, murmelte die junge Weise. »Ich stinke, und um meine Sachen steht es nicht besser.«
    Sie konnte sich einmal umziehen: Die anderen Sachen in ihrem Rucksack waren ein Geschenk, das sie während ihres Aufenthalts bei den An’Cróan im Reich der Elfen erhalten hatte. Wynn zog sich aus, begann sofort zu zittern und hob rasch den Deckel der Kohlenpfanne von den glühenden Kristallen. Dann griff sie erneut in ihren Rucksack, holte eine gelbe Hemdjacke aus grober Baumwolle und eine rostbraune Hose hervor. Ärmel und Beine waren für einen jungen Elfen bestimmt und damit zu lang für Wynn. Sie rollte sie hoch, bevor sie die saubere Kleidung überstreifte.
    Es fühlte sich gut an, wieder eine Hose zu tragen. Während der Reisen mit Magiere, Leesil und Chap hatte sie sich daran gewöhnt, weil Hosen weitaus praktischer waren als weite Kutten oder Umhänge.
    Als Wynn das Zimmer verlassen wollte, wurde ihr plötzlich schwindelig, und sie hielt sich am Türknauf fest, bis es vorbei war.
    Das war der Preis für den Handel im Begrüßungshaus. Wenn sie nicht so dumm gewesen wäre und die erste Begegnung mit Splitter ruiniert hätte, wäre alles die Mühe und das Elend wert gewesen. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als dem eingeschlagenen Weg zu folgen.
    »Komm, Schatten.«
    Wynn trat in den Flur, und Schatten folgte ihr. Sie schloss die Tür, zögerte und sah zu Chanes Quartier auf der anderen Seite.
    Hoffentlich litt er nicht, weil sie sein Dämmern vorzeitig unterbrochen hatte. Wynn wusste kaum etwas über die tägliche – nächtliche – Existenz von Edlen Toten. Die Tageszeit schien für Chane eine wichtigere Rolle zu spielen als die Sonne. Spürte sein Körper den Rhythmus der Sonne selbst dann, wenn er im Inneren eines Berges weilte?
    Sie hätte gern nach ihm gesehen. Da sie wusste, dass er ihr Klopfen wahrscheinlich gar nicht gehört hätte, griff sie gleich nach dem Knauf und drehte ihn. Doch die Tür ließ sich nicht öffnen.
    »Abgeschlossen?«, flüsterte Wynn.
    In den Gasthäusern entlang der Buchtstraße, in denen sie während ihrer Reise untergekommen waren, hatte Chane die Tür seines Zimmers nie abgeschlossen. Schatten stellte die Ohren auf, schnaubte und lief einige Schritte durch den Flur.
    »Ich weiß«, flüsterte Wynn. »Meine Güte, du bist wirklich so schlimm wie dein Vater. Du denkst wie er mit

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