Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
Vom Netzwerk:
il’Sänke, sieh es dir an!«
    »Komm da weg«, sagte der Weise im dunkelblauen Umhang.
    Der Zwerg hob sie mühelos hoch und drehte sich, bevor er sie auf die Füße setzte. Dadurch bekam Rodian Gelegenheit, das Gesicht der jungen Frau zu sehen.
    Flaumiges braunes Haar reichte bis über die Schultern. Ihr rundes, olivfarbenes Gesicht war tränenüberströmt, und die Lippen des kleinen Munds zitterten.
    »Ruhig«, sagte der Zwerg verlegen. »Ganz ruhig.«
    Wynn hatte die Augen weit aufgerissen, und es irrlichterte in ihnen.
    »Bitte verzeiht«, wandte sich der Sumaner an Rodian »Es ist der Schock, zwei Mitglieder unserer Gilde zu verlieren. Ich bin Domin il’Sänke, und dies ist Domin Hochturm. Die junge Wynn ist offenbar sehr bestürzt.«
    Der Blick des Sumaners ging zu Wynn, kehrte dann zu den beiden Leichen zurück. Hinter dem Kummer, den er wie eine Maske trug, bemerkte Rodian Ärger. Nicht nur die beiden Leichen schienen ihn zu beunruhigen, sondern auch noch etwas anderes.
    »Ja«, sagte Rodian. »Aber sie hat nach etwas gesucht. Und was meinte sie mit Bissspuren ?«
    Domin Hochturm neigte den Kopf.
    »Sie ist überarbeitet und erschöpft«, knurrte er, und sein Gesicht verfinsterte sich wieder. »Sie hätte gar nicht mitkommen sollen.«
    Doch sein Blick strich umher, wie auf der Suche nach etwas.
    »Habt Ihr eine Ledertasche gefunden?«, fragte er plötzlich und wandte sich an Meister a’Seatt. »Haben sie die Dokumente abgeholt?«
    »Ja, sie sind bei mir gewesen und haben alles bekommen«, erwiderte a’Seatt. »Mein Beileid.«
    »Was für eine Ledertasche?«, fragte Rodian, denn er hatte nichts dergleichen gefunden.
    »Darin bestand ihre Aufgabe«, sagte Meister a’Seatt. »Die Gilde schickt uns oft Papiere, meistens Entwürfe, die wir in Reinschrift kopieren sollen. Diese jungen Männer waren mit solchen Kopien unterwegs, als … «
    »Dafür haben wir später Zeit«, warf Hochturm ein. »Zwei von uns sind tot, und ein drittes Gildenmitglied ist außer sich.«
    »Die Unterlagen fehlen?«, fragte Wynn und wirbelte herum. Die Augen der jungen Weisen wurden noch größer, als ihr Blick den Boden der Gasse absuchte.
    »Wir wissen noch nicht, was geschehen ist«, brummte Hochturm.
    »Was wollt Ihr sonst noch von uns?«, fragte il’Sänke. »Dies ist kein Ort, an dem man längere Gespräche führt.«
    All diese Reaktionen erschienen Rodian seltsam, vom polternden Zwerg über die aufgelöste, von Panik ergriffene junge Frau bis hin zu dem gefassten Weisen in Blau, der praktisch kein Gefühl zeigte. Hinter ihnen stand Pawl a’Seatt, dessen Aufmerksamkeit noch immer Wynn galt.
    »Ich lasse die Leichen für eine genaue Untersuchung fortbringen«, sagte Rodian.
    Er hatte viele Fragen, und einige von ihnen waren noch nicht beantwortet. Außerdem wünschte er sich, mehr Zeit zu haben, um einen besseren Eindruck von den Anwesenden zu gewinnen. In zu kurzer Zeit hatte er zu viele seltsame Reaktionen beobachtet.
    »Später werde ich Gespräche bei der Gilde führen«, sagte er.
    »Gespräche?«, wiederholte Hochturm. »Zu welchem Zweck?«
    »Für die Ermittlungen. Beide Opfer wohnten bei der Gilde, nicht wahr?«
    Hochturm öffnete den Mund, als wollte er widersprechen.
    »Ja, komm morgen«, platzte es aus Wynn heraus. »Wir erwarten dich.«
    Hochturm schob sie mit einem dicken Arm zurück, und il’Sänke zog sie weiter zur Gasse hinaus. Es folgte ein Moment unangenehmer Stille. Doch als Wynn rückwärts an Pawl a’Seatt vorbeiwankte, neigte sie den Kopf und sah ihn an.
    Der Meisterschreiber begegnete ihrem Blick mit Ruhe und Gelassenheit, und wieder blieb unklar, welche Gedanken oder Gefühle ihn bewegten. Imaret war noch immer völlig verängstigt; sie hatte nicht einen einzigen Ton von sich gegeben.
    Alle drei Weisen zögerten an der Einmündung der Gasse. Vielleicht versuchten sie sich vorzustellen, wie sich alles abgespielt hatte.
    Erneut beobachtete Rodian den Meisterschreiber, der den Blick wie gleichgültig von Wynn abwandte, als hätte er in ihren Zügen nichts Interessantes entdeckt.
    »Wir werden uns in Eurem Skriptorium unterhalten«, sagte Rodian und richtete diese Worte an a’Seatt.
    Meister a’Seatt sah ihn an. »Ich werde morgen den ganzen Tag geschäftlich unterwegs sein. Wendet Euch an Meister Teagan. Ich kehre erst am Abend zurück.«
    Rodian runzelte die Stirn, nickte aber. Hoffentlich verstand Meister a’Seatt, dass er in die Ermittlungen über einen Mordfall verwickelt war.
    »Wir sehen uns

Weitere Kostenlose Bücher