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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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geben.
    Wynn dachte noch immer voller Sorge daran, welchen Schaden das Etwas anrichten konnte, wenn es zu einem längeren Kampf gegen Chane oder Schatten kam. Die Konfrontation durfte nicht lange dauern, musste so schnell wie möglich enden. Il’Sänke glaubte, den Wrait festhalten und an der Flucht hindern zu können. Chane würde in Deckung gehen, und Wynn würde den Sonnenkristall entzünden.
    Ein schnörkelloser Plan, zumindest in der Theorie.
    »Es wird klappen«, wiederholte Wynn leise.
    Chane seufzte.
    »Wie hast du zusammen mit Schatten und dem Domin das Gildengelände nach Einbruch der Dunkelheit verlassen?«
    »Durchs vordere Tor«, sagte Wynn. »Die Wächter waren nicht da. Vielleicht haben sie sich verspätet.«
    Ein langer, leiser Pfiff erklang und schob alle anderen Fragen beiseite. Er überraschte Wynn, und sie konnte nicht feststellen, woher er kam.
    »Er ist bereit«, flüsterte Chane und zeigte auf einen kleinen Laden einen halben Häuserblock hinter dem »Aufrechten Federkiel« und auf der anderen Seite der Straße.
    Wynn schob sich an Chane vorbei. Sie hielt die Hand vor Schattens Schnauze, deutete auf Chane und sagte leise: »Warte. Greif mit ihm an.«
    Schatten grollte nur und stieß Wynns Hand mit der Nase beiseite. Wynn schloss ihre Finger kurz um die Schnauze, und die Majay-hì blieb stehen.
    Chane sah über Wynns Schulter hinweg die dunkle Straße entlang. »Was auch immer geschieht … Vertrau nicht dem, was il’Sänke sagt. Ich glaube nicht, dass er die volle Wahrheit spricht.«
    Wynn sah zurück. »Wie meinst du das?«
    Chanes Gesichtsausdruck schien sich zu verändern, obwohl sich Einzelheiten in der Dunkelheit nicht erkennen ließen. Die letzten Reste von Farbe verschwanden aus seinen Augen. Dunkle Pupillen starrten in die Nacht, dorthin, woher il’Sänkes Pfiff gekommen war.
    Wynn schauderte, und es lag nicht an der kalten Luft.
    In diesem Moment sah Chane wie einer der wilden untoten Mönche aus, die ihn und Welstiel zu Li’käns eisigem Schloss begleitet hatten.
    »Wer nicht alles sagt, verbirgt vielleicht die Wahrheit … oder eine Lüge«, fügte Chane hinzu.
    Rodian nahm das Abendessen allein in seinem Arbeitszimmer ein und verzichtete dabei sogar auf Garroghs Gesellschaft. Er wollte in Ruhe nachdenken.
    Die einzelnen Teile des Rätsels, mit dem er es zu tun hatte, ließen sich noch immer nicht zusammenfügen. Il’Sänke war der Mörder; das sagte ihm zumindest sein Gefühl . In Hinsicht auf die erforderlichen Fähigkeiten und das notwendige Wissen erfüllte der Domin alle Voraussetzungen. Aber es fehlte Rodian ein Beweis.
    Wonach suchte il’Sänke in den Übersetzungen? Was war sein Motiv?
    Plötzlich bedauerte Rodian, dass er Wynn so schlecht behandelt hatte, trotz ihrer Naivität, die vermutlich auf die wirren Schilderungen von Nikolas zurückging.
    Rodian sah auf seine nur halb gegessene Mahlzeit aus Fleisch, Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten hinab, und dann glitt sein Blick zu dem wachsenden Stapel aus Berichten auf seinem Schreibtisch. Gelegenheitsdiebstähle, ein weiterer noch aufzuklärender Mord und einige Streitereien erforderten seine Aufmerksamkeit. Während seines Versuchs, den Gildenmorden und Folianten-Diebstählen auf den Grund zu gehen, hatte er alles ruhen lassen. In welche Richtung er sich dabei auch wandte, immer wieder standen ihm die Königlichen oder Weisen im Weg. Aber je mehr Hindernisse man ihm in den Weg legte, desto hartnäckiger hielt er an dem Fall fest.
    Er wusste genau, wer der Mörder war, aber wo sollte er Beweise finden?
    Es gab nur eine Antwort, und sie lautete: Wynn Hygeorht.
    Seit zwei Tagen beschäftigte sie sich mit den Übersetzungen, und inzwischen musste sie Hinweise darauf haben, was der Mörder und Dieb gestohlen hatte. Wie konnte er sie dazu bewegen, ihm Auskunft zu geben?
    Die junge Weise erschien ihm noch immer rätselhaft, aber er zweifelte nicht daran, dass sie die Gilde schützen wollte. Vielleicht übertrieb sie es dabei mit der Geheimhaltung, wie auch ihre Oberen. Würde sie auch schweigen, wenn sie etwas in Bezug auf il’Sänke entdeckte?
    Wäre sie dann bereit, sich von ihren infantilen Vorstellungen zu trennen, die Geister und Untote betrafen?
    Rodian stand auf, nahm sein Schwert und öffnete die Tür.
    »Lúcan!«, rief er in den Flur.
    Es war Garrogh, der aus einem der anderen Zimmer sah.
    »Lúcan hat heute Abend Wachdienst am Tor der Gilde, Herr.«
    Rodian nickte. Was den Wachdienst betraf, gab es bisher nur eine

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