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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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Plakatwand und lasen dort die neuesten Nachrichten. Ein Wächter auf einem großen schwarzen Pferd beugte sich zur Seite und sprach mit zwei Konstablern. Eine nachlässig gekleidete Frau bahnte sich einen Weg durchs Gedränge und betrat einen Backwarenladen.
    Eine Kutsche mitten auf der Straße näherte sich etwas zu schnell.
    Wynn wich rasch zur Seite, um nicht unter die Hufe der beiden Pferde zu geraten. Dabei stieß sie mit dem Rücken gegen jemanden, und dieser Jemand ergriff sie an den Schultern.
    »Alles in Ordnung, junge Dame?«
    Sie drehte sich um und sah einen großen, sauber rasierten jungen Mann, der einen langen, offenen Wollmantel trug. Darunter sah sie die Drillichschürze eines Handwerkers, gefüllt mit Werkzeugen – der Mann war ein Lederarbeiter. Eine junge Frau mit plissierter Haube spähte hinter seinem Rücken hervor, sah Wynn und runzelte die Stirn.
    Wynn sah sich auf der Straße um und ließ ihren Blick über die vielen Menschen schweifen, die auf dem Weg zum Mittagessen waren oder Besorgungen machten. Etwas berührte sie am Bein.
    Sie stolperte, und weitere Erinnerungen stiegen in ihr auf.
    Chap …
    Sie hatte mit seinen Augen gesehen, als er durch die Straßen von Venjètz lief, Leesils Geburtsort, doch diese Bilder waren nicht so deutlich wie die letzten. Es fehlten Details. Aber Wynn fühlte Chaps Zorn, als er und Leesil einen … Vampir jagten.
    Der Untote verschwand plötzlich aus Chaps Wahrnehmung, schien von einem Augenblick zum anderen einfach nicht mehr zu existieren.
    »Hast du ihn gesehen, Mama?«
    Wynn schauderte und kam wieder zu sein.
    Die junge Frau mit der plissierten Haube seufzte. Sie ergriff den Arm eines kleinen Jungen, der ähnlich gekleidet war wie der junge Mann. Blaubeerflecken zeigten sich am Mund des Jungen, und in der einen Hand hielt er die Reste einer Teigtasche. Mit der anderen deutete er über die Straße.
    »Er war größer als ich!«, sagte er.
    Wynn sah mit klopfendem Herzen an den vielen Leuten vorbei die Straße hinunter.
    »Alles in Ordnung?«, fragte der junge Vater. »Braucht Ihr Hilfe?«
    Wynn starrte in sein besorgtes Gesicht, während die Frau mit der Haube versuchte, die klebrigen Hände der beiden anderen Kinder vom Schaufenster zu lösen. Sie entfernte sich von der Familie und sah sich einmal mehr um.
    Nirgends zeigte sich ein Hund mit silbergrauem Fell und hellblauen Augen. Es waren überhaupt keine Hunde unterwegs, geschweige denn jener, nach dem sie Ausschau hielt.
    Der junge Vater schüttelte den Kopf, drehte sich um und half seiner Frau mit den Kindern.
    »Chap!«, rief Wynn noch einmal, aber nicht mehr ganz so laut. »Chap … bitte … bitte komm zu mir.«
    Plötzlich fühlte sie sich sehr allein, trotz der vielen Menschen in ihrer Nähe. Am liebsten wäre sie auf die Knie gesunken und hätte geweint.
    Sie spürte erste Tränen auf den Wangen, und Vorbeikommende starrten sie an.
    Wenn jemand von der Gilde sie so gesehen hätte, wäre er vermutlich auch ohne all die Gerüchte davon überzeugt gewesen, dass sie den Verstand verloren hatte. Wynn wandte sich ab und eilte zum Tor zurück.
    Warum geschah dies mit ihr? Warum hörte sie das Kratzen von Krallen und wurde dann von Erinnerungen heimgesucht? Zuerst die Bilder eines Untoten, der Lebenskraft ohne körperliche Berührung in sich aufnahm, und dann ein anderes Ereignis, bei dem ein Untoter einfach verschwunden war.
    Wurde sie verrückt? Hatten Hochturm, Skyion und die anderen recht, was sie betraf? Waren ihre Erlebnisse in den Fernländern zu einer Besessenheit geworden?
    Bei ihren Reisen mit Magiere, Leesil und Chap war sie nur einem Edlen Toten begegnet, der Lebenskraft aufnehmen konnte, ohne dass er seine Zähne in ein Opfer bohren musste: Vordana, der auch ein Zauberer gewesen war. Soweit Wynn wusste, hatte es sich bei ihm um einen einzigartigen Untoten gehandelt. Im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Vampir hatte er eine Urne bei sich getragen, die seinen Geist enthielt und ihm seine untote Existenz ermöglichte.
    Aber Vordana hatte sich von der Lebenskraft der wehrlosen Bewohner jenes Ortes am Fluss ernähren können, weil er in ihrer Nähe gewesen war.
    Wynn lief durchs Tor und über den mit Steinplatten ausgelegten Weg.
    Sie war nicht verrückt.
    Was sie in den Fernländern erlebt hatte, war tatsächlich geschehen. Machte jetzt ein Geschöpf wie Vordana Jagd auf Weise und das verborgene Wissen in den alten Texten? Auch wenn sie jene Texte nicht sehen durfte … ihr stand das Archiv in

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