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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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den Katakomben zur Verfügung.
    Vor dem Tunnel des Wachhauses blieb Wynn stehen und spürte die Herbstkühle deutlicher als zuvor. Sie drehte sich um, sah zu der Straßenkreuzung zurück und dachte erneut an die Erinnerungen, die so plötzlich in ihrem Bewusstsein erschienen waren.
    Chap hatte Magieres und Leesils Gedanken manipuliert, noch bevor jemand herausgefunden hatte, wie intelligent er war. Es gehörte zu seiner besonderen Methode, mit ihnen zu kommunizieren. Und so hatte er auch mit Wynn kommuniziert, bis sie mit wilder Magie in Kontakt geraten war, die etwas in ihr verändert und sie in die Lage versetzt hatte, Chaps geistige Stimme zu hören.
    Chap konnte Erinnerungen wecken, die er schon einmal berührt hatte – es genügte ein Sichtkontakt mit der betreffenden Person. Er konnte Erinnerungsbilder in ihnen aufsteigen lassen und sie damit zu einem bestimmten Verhalten bewegen.
    In der zweiten, weniger deutlichen Szene hatte Wynn die Jagd wie durch Chaps Augen gesehen. Aber in jener Nacht hatten Leesil, Magiere und Chap sie allein im Gasthaus zurückgelassen.
    Wynn sah an der Mauer entlang und glaubte, erneut das leise Klacken von Krallen auf Kopfsteinpflaster zu hören.
    Die Erinnerungen einer Person auf eine andere zu übertragen – diese Möglichkeit blieb Chap verwehrt. Er konnte Wynn nicht einmal eine seiner eigenen Erinnerungen schicken.
    Das zweite Bild von der nächtlichen Jagd … Es kam nicht aus Wynns Gedächtnis, sondern aus Chaps.
    Und das war unmöglich.
    Nicht weit vom Meer entfernt hielt Rodian sein Pferd vor einer prächtigen, aus Stein erbauten Villa an und stieg ab. Vom obersten Stock aus konnte man die Hafenanlagen sehen und weit über die Bucht blicken. Rodian führte Schneevogel über den Weg, der zum Haus führte, und flüsterte ihr zu: »Bleib hier.«
    Die Stute hob den Kopf und schnaubte kurz. Es war nach Mittag, und sie hatte kein Frühstück gehabt, ebenso wenig wie Rodian.
    »Der letzte Halt«, versprach er und trat die drei Stufen hoch.
    Er klopfte an die verzierte Tür, auf beiden Seiten von drei Säulen gesäumt, und ein hübsches Dienstmädchen mit Spitzenhaube öffnete.
    »Hallo, Biddy«, sagte er.
    Die junge Frau lächelte. »Guten Tag, Hauptmann. Der Baron erwartet Euch nicht.«
    »Ich weiß. Aber ist er oder Jason da?«
    Biddy schüttelte den Kopf. »Sie sind beide zum Tempel gegangen. Die Steinmetze arbeiten dort an der Westseite.«
    Rodian seufzte leise. Im Tempel wollte er dieses Gespräch gewiss nicht führen, aber offenbar blieb ihm keine Wahl.
    »Schneevogel wartet draußen, und wir haben einen geschäftigen Morgen hinter uns. Könntest du sie in einen Stall bringen lassen und dafür sorgen, dass sie Hafer und Wasser bekommt? Ich mache mich zu Fuß auf den Weg.«
    »Natürlich«, antwortete Biddy. »Ich kümmere mich selbst darum.«
    Rodian war in diesem Haus gut bekannt, und Schneevogel ebenfalls. Er drehte sich um und pfiff, und sofort kam die weiße Stute. Die leeren Steigbügel baumelten an ihren Seiten.
    »Geh mit ihr«, sagte er und nickte Biddy zu.
    Schneevogel warf den Kopf von einer Seite zur anderen, als das Dienstmädchen nach dem Zaumzeug griff. Biddy und die Stufe verschwanden hinter der Nordseite des Hauses.
    Rodian überquerte den Hof, trat durchs hohe Eisentor und ging die Straße hoch. Den anderen Villen und Herrenhäusern schenkte er kaum Beachtung und sah nur einmal zur Seite, als er an einem Restaurant namens »Fülle des Meeres« vorbeikam. Für die Bezüge eines Hauptmanns war es ein bisschen teuer, aber gelegentlich genoss er die dortige erlesene Küche.
    Nicht weit davon entfernt erreichte er ein großes Gebäude aus sechseckigen und dreieckigen Granitblöcken. Auch hier erhoben sich jeweils drei Säulen zu beiden Seiten des breiten Eingangs.
    Steinmetze der Zwerge hatten den Tempel vor Generationen errichtet. In der Wand passten die Granitblöcke so gut zusammen, dass die Erbauer damals auf die Verwendung von Mörtel verzichtet hatten. Kletterrosen wanden sich um die untere Hälfte der Säulen und wuchsen an Spalieren zu beiden Seiten des Weges, der von der Straße zum Tempel führte. Kein Schild wies auf den Zweck des Tempels hin. Den einzigen Hinweis darauf, wem oder was dieser Ort gewidmet war, boten die beiden Säulen-Trios.
    Rodian trat die drei Stufen des Tempels der Gesegneten Dreieinigkeit der Vernunft hoch. Vor dem Eingang hörte er Stimmen von der linken Seite des Gebäudes, ging um die Ecke und sah einen kräftig gebauten Zwerg,

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