Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
Vom Netzwerk:
sich großer Beliebtheit, weil es nahe war und gutes, preiswertes Essen anbot. Früher oder später fand sich jeder Angehörige der Stadtwache bei »Muttern« ein, und manchmal traten sogar Kavalleristen über die Schwelle der Schenke. In der Kaserne gab es eine gute Küche, die ordentliches, reichhaltiges Essen anbot, doch ab und zu fühlte es sich gut an, woanders zu essen.
    An diesem Abend stocherte Rodian in einem Teller mit Meeresfrüchten, während Garrogh mit Heißhunger aß. Schließlich hielt der Leutnant mit halb zum Mund gehobenem Löffel inne.
    »Schmeckt es dir nicht?«
    »Das Essen ist in Ordnung«, sagte Rodian und sah sich um.
    Eine Gruppe seiner Stadtwächter saß an einem nahen Tisch. Es waren nur wenige Soldaten der regulären Truppen zugegen, dafür aber viele andere Gäste. Abgesehen von Preis und Qualität hatte die Schenke einen weiteren Vorteil: Die Präsenz von Stadtwächtern vermittelte ein Gefühl von Sicherheit. Überall um Rodian herum aßen und tranken fröhliche Bürger und Shyldfälches.
    Der Lärm begann den Hauptmann zu stören.
    Er hatte einen ruhelosen Tag damit verbracht, sich auf seine vernachlässigten Pflichten zu konzentrieren. Doch immer wieder waren seine Gedanken zu den ermordeten Weisen und dem durchwühlten Skriptorium zurückgekehrt, und zu den Gesichtern von Wynn Hygeorht und Herzogin Reine, gelegentlich auch zu der abweisenden Miene von Domin Hochturm.
    Als ob es nur die Ermittlungen in Hinsicht auf die beiden ermordeten Gildenmitglieder für ihn gäbe.
    Er musste nicht nur die Berichte seiner Männer durchsehen, sondern auch eigene schreiben, die das Ministerium für städtische Angelegenheiten von ihm erwartete. Warum behinderten ihn die Weisen bei seiner Ermittlung? Und warum schützten Herzogin Reine und die königliche Familie die Gilde vor seinen Fragen?
    »Du denkst wieder an die Weisen«, sagte Garrogh und trank einen Schluck Bier.
    Rodian richtete einen scharfen Blick auf seinen Kollegen. Es war nicht nötig, dass man ihn an seine Fehlschläge erinnerte. Er seufzte, verlor endgültig den Appetit und legte den Löffel beiseite.
    »Ich mag es nicht, wenn mir die Hände gebunden sind«, antwortete er.
    »Ich weiß«, brummte Garrogh. Er beugte sich vor, um seinen Teller zu leeren, und eine Strähne seines ungewaschenen Haars geriet in die Soße.
    Rodian schnitt eine Grimasse. Garrogh war zuverlässig und aufmerksam, aber seine Manieren ließen zu wünschen übrig.
    »Wenn du fertig bist, sollten wir besser zurückkehren«, sagte Rodian. »Arbeit wartet auf mich, und es wird spät.«
    Er legte mehrere Münzen auf den Tisch und trat mit Garrogh nach draußen in den Schein der Laternen. Sie banden ihre Pferde los und entschieden, zu Fuß zu gehen, anstatt zu reiten. Schneevogel musste nicht geführt werden und folgte ihnen.
    »Bist du sicher, dass abgesehen von dem Folianten nichts anderes aus Shilwises Skriptorium entwendet wurde?«
    Diesmal war es Garrogh, der ihm einen scharfen Blick zuwarf. »Du hast meinen Bericht gelesen.«
    »Ich wollte damit nicht andeuten … «, begann Rodian und unterbrach sich. »Ich versuche nur zu entscheiden, wie wir weiter vorgehen sollen.«
    Er hatte schriftliche Bestätigungen hinsichtlich der Alibis von Selwyn Midton und Jason Twynam erhalten. Damit blieb nur die – sehr unwahrscheinliche – Möglichkeit, dass einer von ihnen einen Unbekannten beauftragt hatte. Daran glaubte Rodian nicht, und in dieser Hinsicht vertraute er seinem Instinkt.
    Sie erreichten den Hof des zweiten Schlosses und überließen ihre Pferde dem Stallburschen. Rodian sah nur dann eine Möglichkeit, mit seinen Ermittlungen weiterzukommen, wenn er noch einmal die Weisen befragte, doch das war ihm in aller Öffentlichkeit untersagt worden.
    »Hauptmann!«
    Rodian drehte sich um. Lúcan, einer seiner Männer, lief über den Hof auf sie zu.
    »Was ist los?«
    »Herr, ein Junge von der Gilde kam kurz vor der Abenddämmerung, aber du warst bereits weg. Er hat eine Nachricht für dich. Mir wollte er sie nicht geben.«
    »Wo ist er?«
    »Er hat die ganze Zeit vor deinem Arbeitszimmer auf dich gewartet.«
    Rodian lief los, betrat die Kaserne durch den Nebeneingang und blickte den langen Flur entlang. Ein elf oder zwölf Jahre alter Junge in einem hellbraunen Umhang stand mit einem Zettel in der Hand vor der Tür des Arbeitszimmers.
    »Gib mir die Mitteilung!«, rief Rodian schon von Weitem und eilte durch den Flur.
    Der Junge zuckte zusammen. »Seid Ihr Hauptmann

Weitere Kostenlose Bücher